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Applaus, Applaus: Alba Berlin ist beim BBL-Finalturnier noch ungeschlagen.
© BBL-Foto/Imago

Vor dem Halbfinale gegen Oldenburg: Warum Alba Berlin beim BBL-Finalturnier nun der große Favorit ist

Erstmals seit 2009 wird der Basketball-Meister weder Bamberg noch München heißen. Der große Favorit ist nun Alba Berlin. Das Team bleibt jedoch zurückhaltend.

Es heißt natürlich nicht „Slosch Numbirembeberg“. Das weiß auch Aito Garcia Reneses, obwohl er es bei der Pressekonferenz am Sonntagmittag gerade eben ungefähr in dieser Lautmalerei Richtung Mikrofon genuschelt hat. Ist ja auch ein Wahnsinn mit der deutschen Sprache, wenn man doch von Haus aus eigentlich mit Spanisch groß geworden ist.

Alba Berlins Trainer will aber trotzdem genau erklären, wohin ihn sein Ausflug am Vormittag geführt hat. „Ich sage euch den Namen“, sagt Reneses deshalb, greift nach seinem Handy, wischt einmal hier, tippt zweimal da, legt dann die Stirn in Falten und liest sorgsam vor: „Nym-phen-burg.“

Alba Berlins K.o.-Spiele beim BBL-Finalturnier

  • Viertelfinale, Hinspiel: Göttingen – Alba Berlin 68:93
  • Viertelfinale, Rückspiel: Alba Berlin – Göttingen 88:85
  • Halbfinale, Hinspiel: Oldenburg – Alba Berlin (Montag, 22. Juni, 20.30 Uhr)
  • Halbfinale, Rückspiel: Alba Berlin – Oldenburg (Mittwoch, 24. Juni, 20.30 Uhr)

Schloss Nymphenburg also. In kleinen Gruppen und auf Abstand sind den Insassen des Münchner Quarantäne-Hotels auch einmal kurze Ausflüge gestattet. Vor allem E-Roller sollen sehr gefragt sein. Und da nun die abschließende Woche des Finalturniers der Basketball-Bundesliga (BBL) anbricht, wollen die womöglich letzten Chancen auf etwas Abwechslung noch einmal genutzt werden.

Denn spätestens seit Sonntagnachmittag ist es bei der Saisonendrunde richtig kitzlig geworden: Im Hinspiel des ersten Halbfinales trennten sich Ulm und Ludwigsburg mit einem 71:71-Remis und läuteten damit die heiße Phase im Duell um die Deutsche Meisterschaft ein. Bis Mittwoch werden die beiden Finalisten ausgespielt, die küren dann am Freitag und Sonntag den neuen Champion.

Für Alba Berlin beginnt der Spaß im Halbfinale am Montagabend (20.30 Uhr/Magentasport) mit Spiel eins gegen Oldenburg. Und die Berliner wissen, dass ihre Chancen auf den ersten Meistertitel seit 2008 in den vergangenen Jahren kaum größer waren. Denn im Münchner Quarantäne-Quartier ist es inzwischen vergleichsweise ruhig geworden.

Aus dem Hotel haben sich nach der 85:88-Niederlage am Samstagabend gegen Alba nicht nur die Außenseiter aus Göttingen sowie zuvor Vechta, Crailsheim und Frankfurt verabschiedet, sondern auch die beiden Schwergewichte Bamberg und München. Das bedeutet: Erstmals seit 2009 wird es wieder einen Deutschen Meister geben, der nicht aus dem kulturellen (München) bzw. geographischen (Bamberg) Bayern kommt.

Hoch die Tassen: Gegen Göttingen hatten Johannes Thiemann und seine Alba-Kollegen kaum Probleme.
Hoch die Tassen: Gegen Göttingen hatten Johannes Thiemann und seine Alba-Kollegen kaum Probleme.
© BBL-Foto/Imago

Dafür deutet nun umso mehr auf einen neuen Titelträger aus Berlin hin. Gute Gründe dafür gibt es viele, denen man bei Alba jedoch keine allzu große Beachtung schenken mag. Dass Alba schon in den vergangenen beiden Spielzeiten jeweils im Finale stand, wäre so einer, und dass der Angstgegner aus München, gegen den die Berliner dabei jeweils unterlagen und ohnehin noch nie eine Play-off-Serie gewinnen konnten, bereits ausgeschieden ist. „Unser Fokus und Ziel war es, das Turnier zu gewinnen, egal ob Bayern drin ist oder nicht“, sagt jedoch Aufbauspieler Martin Hermannsson. „Das Ziel hat sich nicht verändert, dadurch dass sie raus sind.“

Dass Alba den kommenden Rivalen aus Oldenburg bereits in den vergangenen beiden Jahren in den Play-offs und diesen Februar dann auch noch im Pokalfinale geschlagen hat, wäre ein anderer Grund. „Es ist besser, diese Verbindung zu vergessen“, sagt jedoch Coach Reneses, ganz konzentriert auf das Hier und Jetzt: „Sie spielen sehr clever, wie immer.“

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Und dass die Berliner durch den wichtigen Sieg im letzten Gruppenspiel gegen Ludwigsburg nicht nur als einziges Team neben Ulm im Turnier noch unbesiegt sind, sondern auch einen wesentlich entspannteren Weg in Richtung Finale eingeschlagen haben, wäre noch so ein Grund. Im Viertelfinale hatte Alba kaum Probleme mit Göttingen, konnte sogar weiter Spieler schonen und die Belastung gleichmäßig verteilen, anstatt sich wie Ludwigsburg in einem Duell mit den Bayern und nun im Halbfinale mit Ulm aufzureiben.

Aber Titelfavorit? So richtig gerne hören das die Berliner nicht. „Wir müssen immer noch in jedem Spiel das Underdog-Mindset haben“, sagt Hermannsson. Und Niels Giffey ließ sich nach dem Spiel gegen Göttingen bei Magentasport nur unwillig auf die Favoritenrolle ein.

Natürlich wurde sein Coach Reneses nach den Exkursen über Slosch Numbirembeberg dennoch darauf angesprochen. „Niels Giffey hat gesagt, Berlin ist der Titelfavorit. Wie sehen Sie es?“, wurde er gefragt. Reneses nahm es mit Humor: „Er wird nicht spielen.“

Leonard Brandbeck

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