Neue Spielstätte für Hertha BSC: Innensenator Geisel schließt Olympiapark als Stadion-Standort aus
Berlins Bundesligist will weiterhin gerne ein reines Fußballstadion im Olympiapark bauen. Doch Innen- und Sportsenator Geisel stellt sich gegen den Plan.
Berlins Innen- und Sportsenator Andreas Geisel (SPD) hat den Plänen von Hertha BSC, ein reines Fußball-Stadion im Olympiapark zu bauen, endgültig eine Absage erteilt. Das Gelände sei als Standort komplett ausgeschlossen, sagte Geisel dem Tagesspiegel. „Der Olympiapark zeichnet sich durch ein Gesamtbild mit einer entsprechenden Geschichte aus, das wir nicht der Beliebigkeit preisgeben können.“
Der Berliner Bundesligist wollte bis 2025 auf dem Gelände ganz in der Nähe der bisherigen Heimspielstätte eine privat finanzierte Arena mit einem Fassungsvermögen von 55.000 Zuschauern errichten. Ins Olympiastadion passen gut 74.000 Menschen, es ist jedoch bei wenigen Heimspielen von Hertha gegen absolute Topteams ausverkauft.
Die Auseinandersetzungen zwischen Hertha und dem Senat dürften sich damit weiter verschärfen. Bis zuletzt hatte Hertha gehofft, doch noch eine Einigung mit den Anwohnern in der Sportforumstraße zu erreichen, die einen Bau am östlichen Rand des Olympiaparks verhindern. Außerdem wollte der Klub Alternativen dazu auf dem 130 Hektar großen Gelände prüfen. Doch auch das scheint sich nun erledigt zu haben.
Als „absurd“ bezeichnete der Senator etwa die Nutzung des Maifelds, das bislang komplett unter Denkmalschutz steht. „Wir können jetzt gerne noch mehrere Jahre ergebnislos über den Olympiapark reden, aber das bringt uns nicht weiter“, sagte Geisel und erneuerte seinen Vorschlag, Hertha könne nach Tegel ziehen. Dort wäre sowohl eine Fläche vorhanden, als auch eine gute Anbindung möglich. Sollte Hertha sich letztlich für einen Standort in Brandenburg entscheiden, würde Geisel das „sehr bedauern“.
Am liebsten würde der Sportsenator den Bundesligisten auch nach 2025, wenn der Mietvertrag ausläuft, im Olympiastadion halten: „Das wäre meine Lieblingsvariante. Ich würde gerne mit Hertha darüber reden, wie wir das Olympiastadion noch schöner und besser gestalten könnten.“ Der Verein lehnt dies aber unter anderem mit der Begründung ab, dass die Laufbahn auch bei einer Sanierung nicht ausgebaut werden soll.
Hertha ist der einzige Erstligist, der nicht in einer reinen Fußballarena spielt, und fühlt sich dadurch benachteiligt. Mit einer neuen Arena würde man einen „Wettbewerbsnachteil zur Konkurrenz ausgleichen“, sagte Manager Michael Preetz. Zudem biete „eine reine, selbstfinanzierte Fußballarena ein großes Wachstumspotenzial für den Klub und wäre gleichzeitig ein Gewinn für die Stadt“. Wachstum erhofft sich Hertha auch vom Einstieg des Investors Lars Windhorst, der dem Verein zuletzt 125 Millionen Euro zur Verfügung gestellt hat. Diese sollen aber vor allem in die Mannschaft fließen. „Das finde ich gut“, sagte Geisel.
Kritik an Horst Seehofer
Der Senator äußerte sich auch zu möglichen Olympischen Spielen in der Hauptstadt. Eine eigenständige Bewerbung Berlins werde es nicht geben. „Wir haben nur mit einer nationalen Bewerbung eine Chance, hinter der die Bundesregierung steht. Und leider sehe ich diese Vision bei der Regierung derzeit nicht“, sagte Geisel. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte eine Bewerbung Berlins für die Spiele 2036 mit dem Verweis abgelehnt, man könne nicht 100 Jahre Nazi-Spiele feiern. „Wenn man mit so einer Haltung herangeht, kann man das gleich vergessen“, sagte Geisel dazu. Man könne es auch genau anders angehen: „100 Jahre nach dem größten Missbrauch einer solchen Veranstaltung durch die Nationalsozialisten ist Deutschland ein komplett anderes Land mit einer stabilen Demokratie – weltoffen, tolerant, bunt, vielfältig. Das zeigen wir der Welt.“
Grundsätzlich befürwortet Geisel Olympische Spiele in der Stadt. Großveranstaltungen dieser Art würden die Entwicklung der Stadt vorantreiben. Außerdem möchte er nicht, „dass sportliche Großveranstaltungen irgendwann nur noch an autokratisch geführte Länder vergeben werden, weil es dort vermeintlich einfacher ist, sie zu realisieren“.