Nach dem Sieg gegen Borussia Dortmund: Immer noch ein Coup für den 1. FC Union
Die Berliner ziehen eine positive Bilanz nach dem letzten Bundesligaspiel des Jahres. Manager Oliver Ruhnert schließt Transfers im Winter nicht aus.
Oliver Ruhnert und Urs Fischer arbeiten mittlerweile seit zweieinhalb Jahren zusammen – und das sehr erfolgreich. Zwischen den zwei Verantwortlichen für das Sportliche beim 1. FC Union stimmt die Chemie und warum beide so kompatibel sind, hört man schon bei der öffentlichen Bewertung der Situation. Nach dem 2:1 gegen Borussia Dortmund am Freitag war die positive Entwicklung der Mannschaft natürlich mal wieder ein großes Thema und dabei kam die Frage auf, was zwei derart erfolgreiche Auftritte gegen Bayern und den BVB innerhalb einer Woche bedeuteten. „Vier Punkte mehr auf unserem Konto“, antwortete Unions Trainer trocken. Fischer wollte erst gar nicht den Verdacht aufkommen lassen, dass Siege gegen Champions-League-Teilnehmer langsam zur Normalität werden: „Heute hat man gesehen, dass wir mithalten können, aber für mich ist das immer noch ein Coup.“
Auch Ruhnert neigt nicht zu öffentlichen Kampfansagen, da kann Union noch so stabil wirken und weiter auf einem Europa-League-Platz stehen. „Es ist sicherlich ungewöhnlich, wenn du als Verein wie Union fünf Punkte aus so einer Woche mitnimmst“, sagte der Manager. Es sei jedoch allen bewusst, dass 21 Punkte nicht für den Klassenerhalt reichen werden.
Die offizielle Zielsetzung bleibt bei Union unverändert – und etwas anderes aus Fischer oder Ruhnert herauszukitzeln ist noch deutlich schwieriger als das Verteidigen von Christopher Trimmels Ecken oder das Finden von Lücken in der kompakten Berliner Hintermannschaft.
Bei aller verständlichen Zurückhaltung der Verantwortlichen ist ein Abstieg von Union mittlerweile beinahe ausgeschlossen. Bei 21 Punkten nach 13 Spielen und angesichts der bisher sehr schwachen Leistungen der Teams im Tabellenkeller könnten die Berliner selbst eine längere Durststrecke verkraften. Momentan deutet darauf aber nichts hin.
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Denn die spielerische Entwicklung in dieser ersten Phase der Saison ist beeindruckend und das hat Union gegen die Topteams untermauert. Ruhnert freut insbesondere, dass „die Mannschaft es auch in dieser Spielzeit ohne Zuschauer geschafft hat, einen der Großen zu schlagen“. Durch die starken Leistungen sei zuletzt auch der Respekt der Konkurrenz gestiegen und immer öfter hörten die Berliner Komplimente für ihre Arbeit.
Bei aller Bedeutung der Sommerneuzugänge um Max Kruse sieht Unions Manager allerdings einen anderen Schlüssel für die jüngsten Erfolge. „Die Weiterentwicklung der Mannschaft basiert vor allem auf der Weiterentwicklung der einzelnen Spieler“, sagte Ruhnert. „Marvin Friedrich hat den nächsten Schritt gemacht, Grischa Prömel ist angekommen in der Liga.“
Diese Stabilität und Kontinuität zahlt sich nun auch in einer Phase mit massiven personellen Problemen aus – gegen Dortmund fehlten weiter sieben Spieler verletzt oder gesperrt. Egal wen Fischer einsetzt, jeder Spieler erledigt seine Aufgabe. „Das macht mich als einen der Verantwortlichen zufrieden“, sagte Ruhnert.
Nicht viel Geld für Transfers im Winter
Dennoch machen ihm die personelle Situation und vor allem die langwierigen Verletzungen von Max Kruse, Joel Pohjanpalo und Anthony Ujah natürlich Sorgen. „In zentralen Bereichen sind wir besonders betroffen von Ausfällen“, sagte er. Seit mehreren Spielen hat Fischer deshalb nur wenig Spielraum für Rotation und das kostet Kraft. Bisher hat Union das mit viel Willen kompensieren können, das wird in dieser Saison auf Dauer aber nur begrenzt funktionieren.
Gerade einmal drei freie Tage haben die Profis zwischen dem Pokalspiel am Dienstag (20.45 Uhr, Sky) gegen den SC Paderborn und dem Trainingsauftakt am 27. Dezember. Ohne Winterpause fehlt auch eine wichtige Phase zur Regeneration. „Die großen Mannschaften haben hohe Belastungen durch die vielen Spiele, dafür gibt es aber auch entsprechende Kader“, sagte Ruhnert und verwies auf die hochkarätigen Alternativen bei Bayern oder Dortmund. Auf Unions Auswechselbank blieben in den vergangenen Spielen hingegen Plätze frei.
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So denkt Ruhnert für das anstehende Wintertransferfenster auch über mögliche Verstärkungen nach. Einfach wird dies aufgrund der Einnahmeausfälle in der Corona-Pandemie aber nicht. „Es ist alles auf Kante genäht und wir dürfen nicht so blauäugig sein zu denken, dass immer alles gut geht“, sagte der Manager zur personellen Situation. „Die Wahrheit ist aber auch, dass wir aus wirtschaftlichen Gründen kaum Möglichkeiten haben, etwas zu tun.“
Viel Bewegung ist im Januar vermutlich nicht zu erwarten – und das gilt auch für mögliche Abgänge. Für Ersatztorwart Loris Karius sei die Situation zwar sehr unbefriedigend, der Verein sehe aber keinen Grund für Veränderungen und „auf mich ist noch kein Spieler zugekommen“.