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Nach dem Abpfiff forderten Fans die Spieler von Hertha BSC auf, ihre Trikots auszuziehen und abzulegen.
© IMAGO/camera4+

Fredi Bobic sauer auf Ultras nach Trikot-Eklat: Immer neue Baustellen bei Hertha BSC

Das Stadtduell gegen den 1. FC Union sollte für Hertha BSC zum Mutmacher im Saisonfinale werden. Stattdessen bringt es weitere Probleme hervor.

Direkt nach dem Spiel gegen den 1. FC Union hatte Felix Magath angekündigt, in der Woche mit der Mannschaft „dieses Ereignis zu verarbeiten“. Damit begann der Trainer von Hertha BSC gleich am Sonntagvormittag ausführlich. Für zehn Uhr war Training angesetzt. Dieses verschob sich aufgrund der Analyse mit Überlänge um mehr als zweieinhalb Stunden. Erst um 12.37 Uhr betraten die Spieler den Schenckendorffplatz.

Zu analysieren gab es wahrlich einiges nach dem 1:4-Desaster im Stadtduell. Zum dritten Mal in dieser Saison hatte Hertha im Derby das Nachsehen – und war noch chancenloser als in den ersten beiden Spielen. Dass Union die frühere Nummer eins in der Stadt weit abgehängt hat, ist schon kein großes Thema mehr: „Gegen einen solch stabilen Gegner fehlen uns die Mittel“, sagte Magath. Und: „Wir haben versucht dagegenzuhalten.“

Das Bemühen war da, reichte aber bei weitem nicht aus. Ein paar Minuten auf Augenhöhe nach dem Ausgleich, entstanden durch ein Eigentor von Timo Baumgartl, mehr hatte Hertha nicht zu bieten. Die Probleme resultieren laut Magath auch daraus, dass vielen Spielern die Situation im Abstiegskampf „nicht geläufig“ sei. Allerdings waren nicht wenige von ihnen bereits in der Vorsaison dabei, als Hertha am 33. Spieltag den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga schaffte.

Gegen Union hatte der Trainer mit seiner Aufstellung für einige Überraschung gesorgt. Der erst 18 Jahre Julian Eitschberger gab sein Debüt und spielte auf der für ihn ungewohnten linken Abwehrseite, dafür saß Maximilian Mittelstädt zunächst draußen. Magath korrigierte in der Pause einiges, stellte auf Dreierkette um. Aber im Spiel nach vorn ging weiter fast nichts. Suat Serdar kam wie Jurgen Ekkelenkamp erst spät rein, Marco Richter spielte gar nicht. Folge: Myziane Maolida hing völlig in der Luft.

Es hatte ein schöner Abend werden sollen, im ausverkauften Stadion, mit toller Atmosphäre. Es wurde ein schöner Abend – für den 1. FC Union. Dabei hatten sie im Vorfeld bei Hertha alles probiert. Die Verantwortlichen hatten die Fans eindringlich um Unterstützung gebeten. Diese kam auch zunächst, in Form einer sehenswerten Choreografie und viel Lautstärke. Doch das alles spielte am Ende keine Rolle mehr.

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In Erinnerung bleiben andere Bilder. Kapitän Dedryck Boyata war gar nicht erst mit in die Ostkurve gegangen, weitere erfahrene Spieler verließen diese schnell wieder, nachdem sie beschimpft worden waren.

Etwa ein halbes Dutzend Profis, darunter neben Mittelstädt und Peter Pekarik einige der ganz jungen Spieler, blieben und legten ihre Trikots auf der regennassen Tartanbahn ab. Dazu waren sie von den Ultras, die erstmals nach mehr als zwei Jahren bei einem Heimspiel zugegen waren, aufgefordert worden. Er habe einen Konflikt vermeiden wollen, sagte Mittelstädt später.

Eklat statt Schulterschluss bei Hertha BSC

Es war ein unwürdiges Schauspiel anstatt des vor dem Spiel erhofften Schulterschlusses zwischen Team und Fans für die entscheidenden Wochen im Abstiegskampf. Und es dürfte nicht zur Stabilisierung der stark verunsicherten Mannschaft beigetragen haben. Zumal es die zweite höchst fragwürdige Aktion der Ultras in diesem Jahr war, nachdem sie im Januar nach der Niederlage im DFB-Pokal gegen Union während des Trainings den Platz betreten und die Spieler zur Rede gestellt hatten. Am Sonntag parkten mehrere Polizeiwagen rund um das Gelände, doch es gab keine Vorkommnisse.

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Fredi Bobic war stocksauer wegen der Geschehnisse in der Ostkurve: „Die Jungs aufzufordern, das Trikot abzugeben und sie sind es nicht wert, dieses Trikot zu tragen: Da wird eine Linie überschritten, die aus meiner Sicht nicht okay ist“, sagte der Sportgeschäftsführer im „Doppelpass“ bei Sport1. Hertha hat neben den vielen bekannten Baustellen im Abstiegskampf seit Samstagabend eine weitere.

Aber es gab sie doch, die gute Nachricht für den Klub. Selbst dazu beigetragen hatten die Berliner jedoch nicht. „Unsere Situation hat sich überhaupt nicht geändert“, sagte Magath, der das erste Training der neuen Woche für Montag angesetzt hat, ohne freien Tag. Die Situation hat sich in der Tabelle nicht weiter verschlechtert. Da mit Arminia Bielefeld und dem VfB Stuttgart die direkte Konkurrenz verlor, hat es Hertha weiter selbst in der Hand, in den verbleibenden fünf Spielen den Abstiegsplatz zu verlassen.

Allerdings darf sich Magaths Team nicht mehr viele Fehltritte erlauben. Angefangen mit dem Auswärtsspiel beim FC Augsburg am Samstag warten nacheinander die Mannschaften auf den Rängen 14 bis 16. Was ihm dafür Hoffnung macht, skizzierte Magath so: „Ich gehe davon aus, dass kein Gegner in den nächsten Wochen so stark auftritt wie Union.“

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