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Hängende Köpfe bei den Hertha-Spielern nach dem 1:4 gegen den 1.FC Union.
© dpa/ Sören Stache

Unruhe, Disharmonie, Derby-Pleiten: Bei Hertha stimmt nichts – egal auf welcher Ebene

Positive Energie bei Hertha? Fehlanzeige. Der Verein spielt wie ein Absteiger und gibt sich auch so. Trotzdem bleibt der Klassenerhalt möglich. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Hertha steht auf einem Abstiegsplatz und wäre wohl für fast alle Beobachter ohne blau-weiße Brille ein verdienter Absteiger. Jedenfalls im Vergleich zu den anderen Mannschaften im Tabellenkeller.

Die geben alle ihr Bestes. Stuttgart und Bielefeld kämpfen, limitiert zwar, aber leidenschaftlich. Augsburg und Wolfsburg haben die Kurve gekriegt und sind schon fast gerettet, selbst die Fürther, die vor der Saison ihre besten Spieler verloren haben und quasi von Beginn an hoffnungslos abgeschlagen waren, holen in der Rückrunde doppelt so viele Punkte wie die Berliner. Bei allen Spielern dieser Mannschaften ist sichtbar, dass sie sich nie aufgeben, alles geben und auch um ihre eigene sportliche (und berufliche) Zukunft spielen.

Bei Hertha dagegen: überall Unruhe, nirgendwo Harmonie. Kein Bereich sichtbar, der positive Energie ausstrahlt, kein Hoffnungsträger. Nichts stimmt im Verein, egal auf welche Ebene man schaut. Es fängt ganz oben an. Aber es ändert sich nichts. Wer wird sich schon als ernstzunehmender Gegenkandidat zu dem in Berlin mächtigen Werner Gegenbauer zur Verfügung stellen?

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Die Geschäftsführung ist nach dem Abgang von Carsten Schmidt voll und ganz auf Fredi Bobic ausgerichtet, der den Verein mächtig erneuert, was nach seiner Lesart auch bedeutet, eigene Vertraute zu holen und andere, von ihm Unabhängige, wie Arne Friedrich und auch Pal Dardai, zügig zu verabschieden. Um es zurückhaltend auszudrücken.

Auf der Trainerposition sitzt nun der dritte Cheftrainer, und auch Felix Magath rotiert schon glücklos die Mannschaft durch.

Sieger der Herzen wird Hertha nicht mehr

Und in der Mannschaft? Der beste Mann war gegen Union der fünfte Torwart, der nun zu Dortmund II ins Mittelmaß der Dritten Liga wechselt, auch sowas kann nur Hertha. In Niklas Stark wechselt eine der letzten Konstanten der Mannschaft, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass er bei seinem neuen Verein wieder an seine besten Zeiten anknüpfen wird.

Dann in einer Mannschaft, die eine stabile Achse aufweist, nicht jährlich komplett umgekrempelt wird, sondern gewachsen ist. In der auf allen Ebenen volle Identifikation der Mitarbeiter mit dem Verein existiert und nicht nur Ich-AGs und Nachwuchsspieler auflaufen.

Es sind noch fünf Spiele, drei davon spielt Hertha gegen die direkte Konkurrenz. Alles ist noch möglich, es bleibt spannend. Sieger der Herzen wird Hertha dieses Jahr aber nicht mehr.

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