Lukas Klünter von Hertha BSC: „Ich stell mich darauf ein, dass es im Mai weitergeht“
Lukas Klünter von Hertha BSC hat in der häuslichen Quarantäne ein altes Hobby wiederentdeckt. Er hat gemalt - und sich für den Neustart in der Bundesliga fit gehalten.
Lukas Klünter hat die Zeit in der häuslichen Quarantäne perfekt genutzt. Der Fußballprofi von Hertha BSC hat an seiner Technik gearbeitet. An seiner Mal-Technik.
In den vergangenen beiden Wochen, in denen Klünter wegen eines positiven Coronafalles in seiner Mannschaft die Wohnung nicht verlassen durfte, hat er sich an ein altes Hobby erinnert, das er vor ein paar Jahren mal mit zwei Kumpels angefangen hatte: die abstrakte Malerei. Das entspanne, lasse einen runterkommen, und am Ende habe man auch noch etwas in der Hand, erzählt der 23-Jährige am Donnerstag in einer Skype-Konferenz mit diversen Berliner Journalisten. Drei oder vier eigene Werke hängen in der Wohnung in Berlin, ein weiterer Klünter zu Hause in Erftstadt. „Aber technisch versiert bin ich da jetzt nicht.“
Im Mai will die Bundesliga wieder starten
Bei allem Enthusiasmus für die Malerei: Der Fußball soll bald wieder die Hauptbeschäftigung für Lukas Klünter und seine Kollegen bei Hertha BSC sein. Anfang dieser Woche hat die Deutsche Fußball-Liga (DFL) einen Plan für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs in den beiden höchsten deutschen Spielklassen erstellt. Bis Ende April ruht der Ball, aber schon Anfang Mai könnte es weitergehen mit der derzeit unterbrochenen Saison. Es ist wohl ein sehr optimistischer Plan.
„Das ist eine verrückte Situation“, sagt Klünter. Sein Vater ist Polizist, seine Mutter Arzthelferin. Er weiß also nicht nur aus den Medien, dass sich die Lage wohl erst einmal noch weiter zuspitzen werde. „Trotzdem finde ich es keine falsche Idee, sich ein Datum zu setzen, wann es mit dem Fußball weiter geht. Den Versuch zu wagen, wieder anzufangen und den Leuten damit ein Stück Normalität nach Hause zu bringen, auch wenn es nur vor dem Fernseher ist.“
Die Pläne der DFL stehen natürlich unter einem massiven Vorbehalt. Denn was passiert, wenn sich ein Spieler mit dem Coronavirus infiziert und seine Mannschaft in Quarantäne muss?
Für Hertha steht "verschärftes Lauftraining" an
Trotz solcher Vorbehalte: „Ich stell‘ mich darauf ein, dass es dann wirklich weiter geht“, sagt Lukas Klünter mit Blick auf den geplanten Neustart der Bundesliga am ersten Mai-Wochenende. Er brauche das, um sich mental auf diese Situation vorzubereiten. „Das mache ich jeden Tag hier zu Hause: mit dem Training, mit der Ernährung, mit meinem Verhalten“, sagt Herthas Rechtsverteidiger. „Hoffentlich wird der Sprung nicht zu groß sein, wieder auf den Platz zu gehen.“
Zwei Wochen – bis zum vergangenen Dienstag – durften Herthas Spieler ihre Wohnungen wegen des Coronfalles in der Mannschaft überhaupt nicht verlassen. Entsprechend sah das Trainingsprogramm aus. Die Profis hatten Spinningräder nach Hause geliefert bekommen, auf denen sie sich fithalten sollten. Jetzt dürfen sie wieder vor die Tür und müssen, wie Manager Michael Preetz angekündigt hat, „ein verschärftes Lauftraining“ absolvieren.
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Die Umstellung vom Fahrradfahren aufs Laufen sei schon recht groß gewesen, berichtet Klünter. Immerhin hat er einen Park vor der Haustür. Seine Laufstrecke geht Richtung Grunewaldsee, ist recht ruhig und nicht allzu sehr frequentiert. Herthas Profis müssen verschiedene Intervallläufe absolvieren, der Umfang ist nicht ohne. „Der Athletiktrainer hat sich einiges ausgedacht“, erzählt Klünter. „Die Beine brennen im Moment schon sehr stark.“
Für eine lange Vorbereitung bleibt keine Zeit
Doch das, so glaubt er, werde sich schnell wieder legen. Derzeit werden nun mal andere Muskeln belastet als bei einem normalen Mannschaftstraining auf dem Fußballplatz. „Aber es ist nicht weniger anstrengend“, sagt Klünter. „Und die Fitness ist auch nicht unbedingt schlechter. Eher im Gegenteil.“
So soll es auch sein – weil eben immer noch die Hoffnung besteht, dass es mit dem Fußball schneller wieder losgeht, als es im Moment möglich erscheint. Ziel ist es weiterhin, dass die Saison mit noch 163 ausstehenden Spielen in der Bundesliga bis zum 30. Juni zu Ende gespielt werden kann. Das aber setzt voraus, dass die Vorbereitung der Mannschaften nach dem Ende der Zwangspause nicht allzu viel Zeit in Anspruch nimmt.
„Wir haben von Anfang an versucht zu unterbinden, dass wir in so ein Urlaubsfeeling kommen, in einen Ruhemodus“, sagt Klünter. Stattdessen sollte der vorhandene Fitnesszustand gehalten werden. Klünter hofft, dass die Mannschaft schon bald wieder zumindest in kleinen Gruppen zurück auf den Platz darf. Und wenn das Training erst mal läuft, „dann sollte man innerhalb von zwei Wochen auch wieder spielbereit sein“.
Davon alleine wird allerdings nicht abhängen, ob und wann die Bundesliga ihren Betrieb wieder aufnehmen wird.