Champions-League-Finale der Frauen: "Ich denke, der Jahnsportpark wird ausverkauft sein"
Bernd Schultz, Präsident des Berliner Fußballverbands spricht im Tagesspiegel-Interview über Anziehungs- und Strahlkraft des Champions-League-Finals der Frauen, das am Donnerstag im Jahnsportpark stattfindet.
Herr Schultz, wer ist denn auf die Idee gekommen, das Champions-League-Finale der Frauen zwischen dem 1. FFC Frankfurt und Paris St. Germain auf den Vatertag zu legen?
(Lacht) Die Uefa! Üblicherweise findet das Frauenfinale jeweils am Donnerstag vor dem samstäglichen Finale der Männer statt. Das ging dieses Mal nicht, da dieser Termin schon in die Abstellpflicht für die Frauen-Weltmeisterschaft fiel. Darum musste sich die Uefa einen anderen Termin einfallen lassen.
Und Sie werden am Donnerstag zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Uefa-Präsident Michel Platini sitzen?
Na, ich denke, dass dort Berlins Regierender Bürgermeister sitzen wird.
Aber Sie als Berlins Fußball-Chef werden doch eine Karte bekommen haben.
Ich habe die Zusage auf eine. Mittwochabend werde ich sie bei einem Uefa-Empfang für die Finalteilnehmer erhalten. Dann weiß ich mehr.
Wird der Jahnsportpark ausverkauft sein?
Ich denke schon. Es hat wohl noch ein paar Rückläufer von wirtschaftlichen Partnern der Uefa gegeben, aber diese Tickets sollten noch im Verkauf weggehen. Mit dem Ergebnis sind wir jetzt schon sehr zufrieden. Wir wollten den Vorjahresveranstalter Lissabon übertreffen und das haben wir mit knapp 18 000 Tickets locker geschafft.
Gut zwei Millionen Euro hat der Senat für das Herrichten des Jahnsportparks ausgegeben. War es mehr als eine Oberflächensanierung?
Die Summen kenne ich nicht genau, aber die optischen Verschönerungen sollen gelungen sein, wie ich höre. Eine Grundsanierung steht ja noch aus, wie der Senat beschlossen hat.
30 Millionen Euro soll die Grundsanierung kosten, aber mit den Olympischen Spielen kann Berlin nun nicht mehr rechnen.
Leider, denn Olympische Spiele hätten diesen Prozess beschleunigt. Aber an der grundsätzlichen Entscheidung des Senats ändert sich nichts. Die Frage ist, wann die Mittel zur Verfügung stehen werden. Der Jahnsportpark soll ja stufenweise saniert werden und dann gerade dem Behindertensport als Wettkampfstätte zur Verfügung stehen, aber natürlich auch die Anforderungen für einen Fußball-Zweit- und -drittligisten erfüllen. Also mit einer entsprechenden Flutlichtanlage und einer Rasenheizung.
Welche Impulse versprechen Sie sich vom Champions-League-Finale?
Das Frauenfinale hat zwar nicht die gigantische mediale Wirkung wie das Männerfinale, aber es werden viele Bilder in die Welt gehen. Und vergessen wir nicht das DFB-Pokalfinale, welches traditionell in Berlin ausgetragen wird. Das sind drei große Finals für Berlin. Wenn großer Fußball in der Stadt ist, gibt es Bilder und Begegnungen, die wir uns wünschen. Und natürlich erhoffe ich mir, dass viele Mädchen in unsere Vereine strömen, wobei wir echte Aufnahmeprobleme haben.
Das müssen Sie erklären.
Gerade der WM-Titel der Männer im Vorjahr hat bei den Jungen einen Boom ausgelöst. Immer mehr wollen in Vereinen Fußball spielen. Mittlerweile gibt es Wartelisten, wovon auch interessierte Mädchen betroffen sind. Den meisten Vereinen mangelt es schlicht an Spielplatzkapazitäten und an Betreuern.
Verdrängen Jungs die Mädchen?
Das sollte nicht sein. Wir wünschen uns Zuwächse bei den Mädchen, aber wie in den Vereinen die Schwerpunkte gesetzt werden, können wir als Verband nicht vorgeben. Wir können nur dafür werben.
Vor wenigen Tagen trat Ihre Präsidiumskollegin Tanja Walther-Ahrens zurück, die dem Verband vorwarf, den Mädchen- und Frauenfußball nicht ernst genug zu nehmen.
Der Rücktritt, den ich sehr bedauere, rührt sicherlich aus der Frustration heraus, dass dem Mädchen- und Frauenfußball nicht der Stellenwert eingeräumt wird, der aus ihrer Sicht wünschenswert wäre. Frau Walther-Ahrens hatte große Hoffnungen in ein Fest rund um das Frauenfinale gesetzt, auf dem der Mädchen- und Frauenfußball hätte präsentiert werden können. Aber darüber entscheidet nicht Berlins Verband, sondern die Uefa, weil das Champions-League-Finale ihre Veranstaltung ist. Und da es sich um einen Feiertag handelt, hatte die Uefa wohl Befürchtungen hinsichtlich der Lärmbelästigung. Jetzt haben wir zwei Mädchenturniere im Vorfeld des Finals organisiert.
Und wie geht es im Berliner Verband weiter, so ohne Frau?
Am kommenden Wochenende geht unser Präsidium in Klausur. Dabei geht es uns darum, Ideen zu kreieren, um den Mädchen- und Frauenfußball weiter zu entwickeln. Es wäre sinnvoll, hierfür eine Frau zu gewinnen.