3:2-Sieg im Testspiel gegen Dukla Prag: Herthas Neuzugang Dilrosun: Einer wie keiner
Hertha BSC setzt hohe Erwartungen in den jungen Niederländer, der aus Manchester kam. Vor allem Salomon Kalou muss sich in Acht nehmen.
Salomon Kalou hat neuerdings Konkurrenz bekommen bei Hertha BSC. Nicht etwa als Pausenclown und Stimmungsmacher, diese Rolle füllt der Ivorer auch im Trainingslager des Fußball-Bundesligisten im brandenburgischen Neuruppin mit großer Zuverlässigkeit aus. Am Freitag zum Beispiel versteckte sich Kalou auf seinem Balkon im Mannschaftshotel und gab sehr eigenwillige Geräusche von sich, die zwei Stockwerke tiefer für reichlich Verwirrung in einer Gesprächsrunde sorgten. „Was zur Hölle ist das?“, fragte Javairo Dilrosun. „Und woher kommt das?“ Als er schließlich den Urheber des Schabernacks ausfindig gemacht hatte, lachte der Niederländer so wunderbar ansteckend, wie man es sonst nur von einem Mann im Berliner Aufgebot kennt: von Salomon Kalou natürlich.
Ein Anwärter auf das breiteste und vielleicht markanteste Grinsen im Kader von Hertha BSC ist der 20-Jährige also schon, den die Berliner vor einigen Wochen aus der zweiten Mannschaft des englischen Premier-League-Vertreters Manchester City ablösefrei verpflichtet und sogleich mit einem Vierjahresvertrag ausgestattet haben. Ausschlaggebend für den Transfer waren aber selbstverständlich sportliche Parameter und die Perspektive des Niederländers.
Lobeshymnen von Trainer Dardai
Dilrosun war noch nicht mal in Berlin vorstellig geworden, da stimmte Trainer Pal Dardai schon große Lobeshymnen auf den Offensivspieler an, der künftig die Flügel beackern soll. „Er ist ein Spielertyp, wie wir ihn bisher noch nicht bei den Profis hatten und auch nicht in unserer Nachwuchsakademie“, sagte Dardai. „Er hat alles drauf, was man sich als Trainer wünscht.“ Eins-gegen-eins-Situationen, Vielseitigkeit bei Standards, stramme Abschlüsse und natürlich nicht zu vergessen seine überragende Schnelligkeit. „Wir werden Spaß mit ihm haben“, sagt Dardai.
Dilrosun hat die Vorschusslorbeeren mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen. „Ich habe das bei Twitter gelesen“, sagt er – und dass er sich selbstverständlich darüber gefreut habe. „Aber ich weiß auch, dass ich mich darauf nicht ausruhen darf.“ Bislang hat Dilrosun in der Vorbereitung jedenfalls nicht den Eindruck aufkommen lassen, er bewältige die neue Herausforderung in der Bundesliga mit links und 40 Fieber. „Ich erlebe ihn als sehr höflich und fleißig“, sagt Dardai. Auch Dilrosun weiß: die wirklichen Bewährungsproben stehen noch an, ab August heißen die Gegner nicht mehr RSV Eintracht aus Stahnsdorf oder MSV Neuruppin, sondern Bayern München, Borussia Dortmund oder Schalke 04.
Dilrosuns erste richtige Profi-Station
Im Grunde ist Hertha BSC die erste richtige Profi-Station für den Niederländer aus der weltbekannten Jugendschule Ajax Amsterdams. Bei Manchester City durfte er zwar hin und wieder mit der von Pep Guardiola angeleiteten Weltauswahl trainieren, für einen Einsatz bei den Profis reichte es allerdings nicht. Trotzdem, so erzählt es Dilrosun, hat ihn die Zeit in der Arbeiterstadt im englischen Nordwesten nachhaltig geprägt. „Pep Guardiola ist ein überragender Trainer“. sagt Dilrosun, „wenn er dir etwas erklärt, verstehst du es auch sofort.“ Nicht weniger beeindruckt war er von den namhaften Mitspielern wie Kevin De Bryune oder David Silva, ihrem Arbeitsethos und ihrem Selbstverständnis.
Guardiola, De Bruyne, Silva – das sind, bei allem Respekt vor Hertha BSC, Namen aus einem anderen Fußball-Universum. Zugleich sind sie aber auch Ausdruck der Erwartungshaltung an Dilrosun. Dardai hat zwar angekündigt, ihn langsam aufbauen und an das Team heranführen zu wollen. Trotzdem verspricht sich der Ungar viel von seinem neuen Spieler und dessen Tugenden. Insbesondere soll Dilrosun mehr Torgefahr ausstrahlen als all die Vorgänger auf den Außenbahnen in den vergangenen Jahren.
Startelf-Einsatz beim 3:2 gegen Prag
Stand heute hat Dilrosun eine störungsfreie Vorbereitung absolviert. Bei einem Turnier im westfälischen Herne, das Hertha gewann, erzielte er einen wunderbaren Treffer und wusste auch darüber hinaus zu überzeugen. Am Donnerstagabend gegen den Brandenburgligisten MSV Neuruppin (9:1) kam er nach einer Stunde ins Spiel. Daraus muss kein Leistungsabfall geschlussfolgert werden, im Gegenteil. „Wir haben zwar viele Tore geschossen, aber Testspielergebnisse sind zu diesem Zeitpunkt der Vorbereitung nicht so wichtig“, sagt Dardai. Dem 42-Jährigen geht es vielmehr um grundsätzlichere Erkenntnisse.
Am Freitagabend beim 3:2 (2:1) gegen Dukla Prag stand Dilrosun wieder in der Startelf. Und spielte unaufällig. Nach den bisherigen Gesamteindrücken sieht es jedoch so aus, als könnte er eine echte Verstärkung sein.