Borussia Dortmund - Hertha BSC 3:1: Hertha verglüht in Dortmund
Der Berliner Klub trifft als erster Bundesligist gegen den Tabellenführer, verliert am Ende aber deutlich. Nur phasenweise war die Dardai-Elf auf Augenhöhe mit dem BVB.
Adrian Ramos entschied sich für die Geste, die in solchen Fällen mittlerweile üblich ist, sprich: er machte einfach gar nichts, außer sich von Mitspielern umarmen zu lassen. Kein Jubel, kein Schlag auf das Vereinswappen, kein Küsschen, das hätte dann doch zu weit geführt gegen seinen alten Klub. Andererseits musste Ramos auch gar nichts machen, auf die bebende Südtribüne war wie immer Verlass.
Der ehemalige Stürmer von Hertha BSC hat am Sonntagnachmittag die erste Niederlage seines alten Arbeitgebers in dieser Saison besiegelt. In der Nachspielzeit traf der Angreifer von Borussia Dortmund zum 3:1 (1:0)-Endstand für den alten und neuen Bundesliga-Tabellenführer. Bis zu diesem Zeitpunkt war es noch einmal erstaunlich eng zugegangen zwischen zwei bis dahin ungeschlagenen Teams, weil Herthas Salomon Kalou eine Viertelstunde vor Schluss den schmeichelhaften Anschlusstreffer zum 1:2 erzielt hatte – obgleich er im Abseits stand. Am Ende gab es allerdings nur eine Deutung für dieses Spiel: „Dortmund hat verdient gewonnen“, sagte Herthas Trainer Pal Dardai, „da gibt es keine Diskussion.“ Dortmunds Trainer Thomas Tuchel zu seiner rechten nickte zustimmend.
42 Grad in der Sonne
Angesichts des erwarteten Dortmunder Ansturms hatte Pal Dardai seine Startformation an einigen Stellen modifiziert: John Anthony Brooks agierte zum ersten Mal in dieser Saison in der Innenverteidigung, dafür rückte Kapitän Fabian Lustenberger vor auf die Doppelsechs, die der Schweizer gemeinsam mit Per Skjelbred bildete. Überdies durfte Johannes van den Bergh den linken Flügel beackern, ganz vorn entschied sich Dardai wie angekündigt für den schnellen Genki Haraguchi als einzige Spitze. Dafür blieben Jens Hegeler und Salomon Kalou draußen.
So brachial laut die Pfiffe zur standesgemäßen Begrüßung der Berliner auch waren, so blieben sie in der Anfangsphase doch lange das einzige Ärgernis, das die Dortmunder ihren Gästen bereiteten – mal abgesehen von der sengenden Hitze, die Schiedsrichter Guido Winkmann bereits nach 20 Minuten zu einer Trinkpause veranlasste und den mitgereisten Berliner Block zur überwiegend oberkörperfreien Zone deklarierte. Stadionsprecher Norbert Dickel gab dann später auch den offiziellen Messwert am Spielfeldrand über die Lautsprecherboxen bekannt: 42 Grad in der Sonne – oder anders ausgedrückt: 103 Einsätze für das Deutsche Rote Kreuz.
Hertha hatte zunächst die besseren Chancen
Dessen ungeachtet besaß Hertha zunächst sogar die besseren Chancen: Nach einem langen Pass von van den Bergh stürmte Haraguchi allein aufs Tor zu, verstolperte den Ball jedoch, Mats Hummels konnte klären. Wenig später klärte BVB-Torwart Roman Bürki gegen Vladimir Darida, der von der Strafraumgrenze zum Abschluss gekommen war. „Ich hätte gern gesehen, wie Dortmund reagiert hätte, wenn wir in Führung gegangen wären“, sagte Herthas Abwehrchef Sebastian Langkamp später, „die Chancen hatten wir jedenfalls.“
Auf der anderen Seite fiel der hoch gelobten Mannschaft von Thomas Tuchel aus dem Spiel heraus erst einmal nicht viel ein gegen den strukturierten Verteidigungsriegel vor Herthas Strafraum. Dafür schlug sie nach einer Standard-Situation zu, es war im Grunde ihre erste halbwegs gefährliche Aktion: Eine kurz ausgeführte Ecke flankte Shinji Kagawa auf den langen Pfosten, an dem sich Hummels in die Luft schraubte und per Kopf zum 1:0 traf.
Kalous Abstaubertor änderte nichts mehr
Nach dem Seitenwechsel brachte Dardai Mitchell Weiser für den unauffälligen Valentin Stocker, auf die Statik der Partie wirkte sich das allerdings nur bedingt aus: Dortmund bestimmte weiter das Geschehen und hätte frühzeitig erhöhen können. Pierre-Emerick Aubameyang verpasste eine scharfe Hereingabe. Kurz darauf machte es der Mann aus Gabun dann besser und vollendete eine traumhafte Kombination zum 2:0. Matthias Ginter hatte die Vorlage gegeben.
Für die 25 000 Berauschten auf der Südtribüne begann mit dieser Szene der schönste Teil der Veranstaltung, sie besangen den anstehenden Sieg im U-U-efa-Cup. Am Ausgang der Partie bestand fortan kein Zweifel mehr, weil sich Hertha kaum noch aus der Dortmunder Umklammerung befreien konnte. Selbst das Abstaubertor des eingewechselten Kalou zum 1:2 brachte den BVB nicht mehr in Gefahr, der seinerseits zwei Großchancen ausließ. Dann kam Adrian Ramos – und brachte das Stadion zum Beben