Hertha BSC: Vladimir Darida: Die Lösung für alle Probleme
Laufstark, ballsicher, umsichtig: Vladimir Darida bringt all das mit, was Hertha BSC in der Vorsaison gefehlt hat. Auch gegen Bremen ruhen die Hoffnungen auf dem Neuzugang.
Vladimir Darida findet die Frage so lustig, dass er nur mit einem Lachen antwortet. Natürlich läuft er gern, soll das wohl heißen. Alles andere wäre auch komisch. Der Tscheche, in diesem Sommer vom Absteiger SC Freiburg zu Hertha BSC gewechselt, war in der vergangenen Saison der laufstärkste Spieler der Fußball-Bundesliga: Als einziger Profi kam er auf mehr als 13 Kilometer im Schnitt. Dass er dabei gegen seine Natur gehandelt und nur aus einem inneren Pflichtgefühl die Kilometer abgespult hat, ist offensichtlich nicht der Fall. Doch, Vladimir Darida läuft nicht nur viel, er tut es auch gern. Auch am ersten Spieltag der neuen Saison war er wieder von allen Profis am meisten unterwegs, knapp 12,7 Kilometer.
Der 25-Jährige ist einer von zwei Neuzugängen bei Hertha BSC und immer noch der Einzige, der bisher zum Einsatz gekommen ist. Das wird auch heute im Heimspiel gegen Werder Bremen (20.30 Uhr, live bei Sky) zunächst einmal wieder so sein. Mitchell Weiser steht zwar zum ersten Mal im Kader, für die Startelf aber kommt er nach auskurierter Innenbanddehnung noch nicht infrage.
Dank Darida könnte sich einiges bei Hertha ändern
Ein bisschen überspitzt könnte man sagen: Ja, und? Ein Neuer reicht doch! Vladimir Darida ist im Grunde Herthas Antwort auf alle Probleme der jüngeren Vergangenheit in einer Person. Er bringt genau die Qualitäten mit, die den Berlinern in der vorigen Saison abgegangen sind. Die Laufleistung war mittelmäßig, bei Ballbesitz (42 Prozent) und Passquote (70 Prozent) hatte Hertha sogar die schlechtesten Werte aller 18 Bundesligisten. Das könnte sich in dieser Spielzeit entscheidend ändern. Auch dank Darida.
Der tschechische Nationalspieler bringt Ruhe ins Spiel, weil er über eine saubere Technik verfügt, weil er Lücken erkennt und sie auch zulaufen kann. Mit anderen Worten: Für Herthas neuen Stil mit mehr Ballbesitz ist Darida geradezu systemrelevant. „Er hat eine gute Ballbehandlung, ist ein leichtfüßiger Sechser, der das Spiel bestimmen kann“, sagt Trainer Pal Dardai über den knapp vier Millionen Euro teuren Neuzugang. In seinen Augen ist Darida sogar ein Ausnahmespieler.
Für Trainer Dardai ist Darida ein Schlüsselspieler
Für die Berliner ist er das bestimmt. Herthas Trainer hat noch einmal daran erinnert, wie es in der vorigen Saison war. Da sei nach drei oder spätestens vier Pässen der Fehler gekommen, wodurch nie wirklich Ruhe in Herthas Spiel einzog. „Das war ein ganz zentrales Problem“, sagt auch Manager Michael Preetz. Mit Darida ist Hertha der Lösung ein gutes Stück näher gekommen, „weil er gerade nach Balleroberung Struktur in unser Spiel bringt“. Der Tscheche hatte in diesem Sommer auch andere Angebote, letztlich aber haben ihn die Ideen von Pal Dardai überzeugt. Im ersten Gespräch hat ihm der Ungar erörtert, wie er sich Herthas Auftritte künftig vorstellt: „Er will Spieler auf dem Platz haben, die Fußball spielen wollen“, hat Darida erzählt. Das trifft sich gut. Fußball spielen will Darida auch.
Bei seinem Debüt im Pokalspiel in Bielefeld kam der Tscheche auf eine Passquote von 89 Prozent, in der Bundesliga gegen den FC Augsburg waren es immerhin 83 Prozent. „Vladimir hat immer noch Potenzial nach oben“, sagt Dardai. „Aber wenn er so spielt, ist das schon eine andere Spielweise bei uns.“
Darida nimmt in Dardais Planungen eine Schlüsselrolle ein. Herthas Trainer hat vor der Saison gesagt, dass er künftig nur noch mit einem Sechser statt wie zuvor mit zweien spielen wolle. Das aktuelle System ist gewissermaßen ein Kompromiss aus Ideal und Wirklichkeit. Bei eigenem Ballbesitz übernimmt Per Skjelbred die defensive Rolle alleine, Darida rückt auf die Achter-Position vor, als Anspielstation, aber auch als eigentlicher Spieleröffner. Bei Ballverlust zieht sich der Tscheche auf eine Linie mit Skjelbred zurück, sodass Herthas Viererkette weiterhin von zwei Spezialkräften im defensiven Mittelfeld abgesichert wird. Bei zusätzlichem Bedarf kann auch noch Jens Hegeler helfend eingreifen. „Das machen sie immer besser“, sagt Dardai über die Abstimmung seiner drei zentralen Mittelfeldspieler.
In Freiburg hat Darida eher als klassischer Sechser gespielt, zuvor in Pilsen sah sein Anforderungsprofil ähnlich aus wie jetzt bei Hertha. „Hier habe ich mehr offensive Aufgaben als in Freiburg“, sagt Vladimir Darida. „Das gefällt mir.“
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