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Die entscheidende Szene. Kempf foult Nkunku im Strafraum und sieht dafür Rot. Der Elfer der Leipziger sitzt danach auch.
© AFP

1:6-Heimniederlage in der Fußball-Bundesliga: Hertha schlägt sich gegen Leipzig wieder einmal selbst

Hertha BSC hält gegen RB Leipzig lange gut mit, doch ein Platzverweis gegen Marc Kempf bringt die Berliner um eine Überraschung. Am Ende wird es deftig.

Der Abstiegskampf ist ein durchtriebener und wirklich unangenehmer Geselle, der eine perfide Freude an hinterhältigen Spielchen hat. Das hat am Sonntagabend auch Hertha BSC mal wieder auf höchst schmerzhafte Weise erfahren müssen. Mitten hinein in eine Phase, in der sich die Dinge für den Berliner Fußball-Bundesligisten im Spiel gegen Rasenballsport Leipzig in die richtige Richtung zu entwickeln schienen, musste Hertha den nächsten Niederschlag einstecken.

Im Duell mit dem Champions-League-Anwärter rang Marc Kempf seinen Gegenspieler Christopher Nkunku im Strafraum zu Boden. Es gab Elfmeter für die Leipziger, zudem Rot für Kempf – und in der Folge ging es dahin. Aus einem 1:1 wurde am Ende ein 1:6 (0:1).

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„Das Ergebnis ist Wahnsinn“, sagte Sportchef Fredi Bobic. Auch nach dem siebten Pflichtspiel wartet Hertha damit immer noch auf den ersten Sieg im Jahr 2022, in der Rückrundentabelle der Bundesliga belegt die Mannschaft nun sogar den letzten Platz. Aber diesmal konnte sie zumindest mildernde Umstände geltend machen.

Neben den normalen Verletzten fehlten Hertha gleich acht Spieler, weil sie positiv auf das Coronavirus getestet worden waren. Zu den bereits bekannten Fällen Niklas Stark und Suat Serdar waren kurzfristig auch noch Lukas Klünter, Marvin Plattenhardt, Maximilian Mittelstädt, Kevin-Prince Boateng, Jurgen Ekkelenkamp und Dongjon Lee hinzugekommen. Die Berliner bekamen nicht einmal die Ersatzbank voll: Statt neun Spielern saßen dort nur noch sieben, von denen lediglich Davie Selke und Myziane Maolida Bundesligaerfahrung aufweisen konnten.

Herthas Startelf immerhin wirkte nicht so, als wäre sie von einem Zufallsgenerator erstellt worden. Im Vergleich zur frustrierenden 1:2-Niederlage vor einer Woche beim Tabellenletzten Fürth wechselte Trainer Tayfun Korkut vier Mal: Kempf, Fredrik Björkan, Santiago Ascacibar und Marco Richter rückten neu ins Team, das sich in einem 4-3-3 postierte.

Vor 10.000 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion begannen die Berliner das Spiel sehr zurückhaltend. Sie standen recht tief und überließen den Gästen die Initiative. Eroberte Hertha mal den Ball, war der Weg zum gegnerischen Tor meist zu weit, um die Leipziger ernsthaft in Gefahr bringen zu können. Aber Rasenballsport machte zunächst nicht allzu viel aus der Überlegenheit, sieht man mal von den 8:1-Ecken zur Pause ab. In der Anfangsphase hatte Nordi Mukiele eine gute Gelegenheit. Sein Schuss von der rechten Seite ging jedoch knapp am Berliner Tor vorbei.

Leipzigs Willi Orban im Duell gegen Stefan Jovetic (r.).
Leipzigs Willi Orban im Duell gegen Stefan Jovetic (r.).
© dpa

Die Gäste traten recht lässig auf, ergötzten sich fast ein bisschen an ihrer spielerischen Überlegenheit, ohne entschieden in die Spitze zu spielen. Ausnahme war der Angriff in der 20. Minute, der prompt die Führung für Rasenballsport zur Folge hatte. Da ging es ausnahmsweise einmal schnell und vertikal in die Spitze, und am Ende war es Benjamin Henrichs, der im zweiten Versuch das 1:0 erzielte. Seinen ersten Schuss hatte Torhüter Alexander Schwolow noch abwehren können, der zweite landete am Knie von Linus Gechter – und von dort sprang der Ball ins Tor.

Unter der Woche hatten die Leipziger im Europapokal gegen Real Sociedad San Sebastian bei lediglich drei Torschüssen ihres Gegners zwei Tore kassiert. Bei Hertha waren es schon zur Pause drei. Allerdings fehlte den Berlinern die Effizienz der Spanier. Nur Stevan Jovetic zwang Torhüter Peter Gulacsi mit einem Freistoß zum Eingreifen. Die Kopfbälle von Ishak Belfodil und Marco Richter flogen am Tor vorbei.

Jovetic traf zum 1:1 und Hertha war dran

Die zweite Halbzeit begann Hertha mutiger, und es dauerte nicht lange, bis diese Haltung belohnt wurde. Ascacibar gewann in der eigenen Hälfte den Ball, passte zu Stevan Jovetic, und der startete aus dem Mittelkreis. Er lief. Und lief. Und lief. Und als es nicht mehr weiterging, schoss er einfach aufs Tor. Vom Ellbogen des Leipziger Verteidigers Josko Gvardiol noch leicht abgefälscht, landete der Ball im Tor. Für den Montenegriner war es das sechste Saisontor.

Und es hätten sogar noch mehr werden können. „Wir waren gut drin“, sagte Marco Richter. Jovetic hatte in den folgenden fünf Minuten zwei weitere gute Gelegenheiten. Dass eine der beiden Mannschaften um die Qualifikation für die Champions League spielte und die andere gegen den Abstieg, das war in dieser Phase mit bloßem Auge nicht zu erkennen.

Doch das spielte am Ende keine Rolle mehr – nachdem Nkunku mit dem verwandelten Elfmeter sowie einem weiteren Treffer, Dani Olmo, Amadou Haidara und Yussuf Poulsen letztlich doch noch einen scheinbar standesgemäßen Sieg herausgeschossen hatte. Es war der sechste im sechsten Gastspiel der Leipziger in Berlin. „1:6 – das ist viel zu hoch“, sagte Marco Richter.

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