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Alles im Griff. Davie Selke will auf dem Platz Taten sprechen lassen.
© Andreas Gora/dpa

Vor dem Spiel gegen Düsseldorf: Hertha BSC will Wiedergutmachung

Nach der Blamage gegen Leipzig will Trainer Pal Dardai eine Reaktion seiner Mannschaft sehen. Die Spieler scheinen gut vorbereitet zu sein.

Pal Dardai ist für seine Emotionalität und Authentizität bekannt. Die schwere 0:5-Niederlage vor einer Woche bei RB Leipzig hatte dem Trainer von Hertha BSC sichtlich zugesetzt. Die Nicht-Leistung seiner Mannschaft hatte er sehr persönlich genommen. Direkt nach dem Spiel wollte er sich nicht dazu äußern, weil er die Befürchtung hatte, dass der ein oder andere Spieler seine Aussagen vielleicht als Beleidigung hätte auffassen können.

Für die neue Trainingswoche hatte Dardai einen „ehrlichen Dialog mit meiner Mannschaft“ angekündigt. Er wollte schon wissen, wie die Spieler über das 0:5 denken. Aus dem Dialog sei dann aber eher ein Monolog geworden, wie Dardai vor dem Heimspiel des Berliner Fußball-Bundesligisten am Samstag gegen Fortuna Düsseldorf (15.30 Uhr, live im Olympiastadion und auf Sky) erzählte.

„Ich habe zunächst einmal meine Meinung gesagt“, danach hätte man sich ausgetauscht. Doch der Austausch bestand im Grunde nur aus einer Erkenntnis: „Trainer, Sie haben Recht.“ Interessant wäre es gewesen, wenn die Spieler mehrheitlich zu einer anderen Auffassung gekommen wären. So aber habe man das Spiel von Leipzig „ehrlich aufgearbeitet“, wie es hieß. Was das zu bedeuten hat, wie also die Reaktion der Mannschaft ausfällt, wird gegen die Fortuna am Samstag vor vermutlich 50.000 Zuschauern zu begutachten sein. In der Hinrunde waren die Berliner in Düsseldorf noch mit 1:4 untergegangen.

Funkel hat bei Hertha einst Dardai trainiert

Dardais Spieler sinnen auf Wiedergutmachung, darauf deuten viele Anzeichen hin. Die Spieler haben sich nach ihrem Debakel in Leipzig selbstkritisch gezeigt und agierten im Training sehr engagiert und willens. Die Einheiten hatten es in Sachen Intensität und Power in sich. Und auch in der Kabine ist es während der zurückliegenden Trainingstage leiser und konzentrierten zugegangen. So jedenfalls will es Herthas Trainer beobachtet haben. Aber das alles interessiere ihn nicht, wie Dardai sagte, „mich interessiert nur die Antwort der Mannschaft am Spieltag.“ Für alle im Hertha-Trikot müsse das ein Herz- und Ehre-Spiel sein, in dem „jeder zeigen kann, dass er besser ist“, sagte Dardai.

In Düsseldorf ist man gewarnt. Trainer Friedhelm Funkel, der ja eine Hertha-Vergangenheit hat, gab sich unter der Woche weissagend: „Ich kenne Pal und bin mir sicher, dass er Klartext gesprochen hat und seine Mannschaft eine Reaktion zeigen wird.“ Im Oktober 2009 hatte der inzwischen 65-jährige Rheinländer das Traineramt bei Hertha vom zuvor freigestellten Lucien Favre übernommen, konnte den Abstieg im Mai 2010 aber nicht mehr abwehren.

Fokussiert auf Fortuna. Herthas Trainer Pal Dardai will eine Reaktion seines Teams sehen.
Fokussiert auf Fortuna. Herthas Trainer Pal Dardai will eine Reaktion seines Teams sehen.
© Matthias Balk/dpa

Pal Dardai war damals noch Spieler unter Funkel, bei dem er heute hoch im Kurs steht. „Pal war genau so ein Spieler, wie man ihn sich als Trainer wünscht. Sehr eklig, sehr laufstark“, hatte Funkel vor dem Hinspiel in der Hinrunde erzählt. Und das meinte er positiv und freundlich. „Er war ein sehr schmutziger Spieler, ist auf dem Platz auch mal laut geworden, um die Mannschaft wieder in die richtige Bahn zu lenken.“ Für ihn sei es daher keine Überraschung, „dass er als Trainer so gut Fuß gefasst hat“.

Für das Duell mit Fortuna Düsseldorf wird Pal Dardai ein paar wenige Wechsel vornehmen, „systembedingt“, wie er sagte. Er werde aber nicht die gesamte Mannschaft austauschen. Das wäre rein personell zwar möglich, aber sowohl aus physischer als auch psychologischer Sicht wenig ratsam. Herthas zweite Reihe ist durchaus talentiert, aber qualitativ noch nicht voll konkurrenzfähig im Vergleich zum Stammpersonal. Zudem kann es günstig sein, Spielern nach enttäuschenden Auftritten Möglichkeiten zur Wiedergutmachung zu geben – damit sie zeigen können, wie stark sie wirklich sind.

„Jetzt wollen wir gar nicht so viel reden, sondern Taten auf dem Platz sprechen lassen“, sagte etwa Stürmer Davie Selke. Und Verteidiger Maximilian Mittelstädt sagte: „Jeder von uns kann mehr, das ist uns bewusst.“ Die Spieler hätten sich hinterfragt, warum zuletzt so viele Dinge nicht funktioniert hätten. „Es ist uns wichtig, den Fans wieder unser wahres Gesicht zu zeigen“, sagte der 22-Jährige. Trainer Pal Dardai würde es sicherlich ebenso freuen.

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