Kolumne: Auslaufen mit Lüdecke: Der Matchplan von Hertha BSC ist weg
Unser Kolumnist mag Hertha BSC sehr gerne. Das merkt man daran, dass er an die heilsame Kraft der Niederlage glaubt. Ob er sich dabei was schönredet?
Auch wenn das hier nicht immer zum Ausdruck kommt: Ich bin ein glühender Anhänger von Hertha BSC. Das ist meine absolute Lieblingsmannschaft, und am Sonnabend spielte sie in Leipzig. Und ich möchte da auch gar nicht drum herum schreiben, es gab eine Niederlage in Leipzig. Ich glaube sogar, es war eine deutliche Niederlage, die genauen Zahlen liegen mir gerade nicht vor. Aber – und das ist das Entscheidende! – aus Niederlagen lernen die Spieler, gerade wenn sie noch jung sind. Was sie da genau lernen können, weiß ich auch nicht. Vielleicht, dass es im Ganzen gesehen besser ist, ein Spiel zu gewinnen. Aber man kann eben nicht jedes Spiel gewinnen. Auch das lernen die Spieler von Hertha BSC gerade. Vor allem in der Rückrunde ist es sehr, sehr schwierig, Spiele zu gewinnen. Von den letzten sechs Begegnungen haben sie jetzt schon fünf mal gelernt, dass man nicht immer gewinnen kann. Das wird irgendwann Früchte tragen, da bin ich ganz sicher.
In Leipzig kamen aber noch ganz andere Probleme dazu, leider. Nach Aussage von Spielern sei schon nach fünf Minuten „der Matchplan weg gewesen“. Stellen Sie sich das mal vor! Nach fünf Minuten schon! Man sei mit „hängenden Köpfen über den Platz geschlichen“. Ich finde das relativiert einiges. 85 Minuten ohne Matchplan und mit hängenden Köpfen über den Platz schleichen zu müssen – da schafft selbst Bayern München kein akzeptables Ergebnis. Und nach dem Spiel hat der Trainer erklärt, dass auch die Stimmung schlecht gewesen sei im Team. Das habe er schon die ganze Woche über gespürt. Na hören Sie mal! Was willste da erwarten? Wenn du mit schlechter Laune am Arbeitsplatz erscheinst, der Kopf hängt, kein Matchplan – das sind einfach verdammt schlechte Voraussetzungen.
Ich finde es schade, dass dieser jungen verheißungsvollen Mannschaft immer wieder Steine in den Weg gelegt werden. So konnte sie zum Beispiel in den letzten Heimspielen keinen technisch attraktiven Fußball bieten, weil der Rasen des Olympiastadions so schlecht ist. Das also auch noch! Der Arbeitsplatz entspricht nicht den notwendigen Voraussetzungen. Wer ist da eigentlich zuständig? Der Senat? Pflanzen-Kölle? Und dann greift natürlich die Abwärtsspirale, ist doch klar. Dann hängen die Köpfe, der Matchplan ist weg, ich sage Ihnen ganz ehrlich – da hätte ich auch schlechte Laune.
Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.
Frank Lüdecke