Trainer Pal Dardai bekommt ersten Wunschspieler: Hertha BSC verpflichtet Ondrej Duda
Fast zehn Wochen sind seit dem Ende der alten Saison vergangen, jetzt hat auch Hertha BSC den ersten Neuen. Der Slowake Ondrej Duda kommt von Legia Warschau
Den besten Überblick hatte Pal Dardai vermutlich nicht, aber er saß immerhin in der ersten Reihe. Vier Wochen ist es jetzt her, dass sich der Trainer von Hertha BSC das finale Vorrundenspiel der Slowakei bei der Europameisterschaft gegen England im Stadion angeschaut hat. Dass er bei dieser Gelegenheit noch entscheidende Erkenntnisse über Ondrej Duda, den offensiven Mittelfeldspieler der Slowaken, gewonnen hat, darf man getrost bezweifeln. Die Slowaken verlegten sich in St. Etienne ausschließlich darauf, ihr eigenes Tor zu verteidigen. Das ist nicht unbedingt Dudas Kernkompetenz – und es ist auch nicht das, weswegen Hertha den 21-Jährigen nun verpflichtet hat. Doch obwohl an jenem Abend von seiner Offensivstärke wenig zu sehen war, sind Dardai Dudas Körpersprache und seine Laufbereitschaft in diesem Spiel positiv aufgefallen.
Von all dem wird der Ungar künftig mehr zu sehen bekommen. Knapp zehn Wochen nach Ende der alten und nur noch fünfeinhalb Wochen vor Beginn der neuen Saison in der Fußball-Bundesliga haben nun auch die Berliner den ersten neuen Spieler verpflichtet – als letzter aller 18 Klubs. "Ein Wunschspieler ist hier", sagte Trainer Dardai, "ein oder zwei kommen noch." Am Mittwochnachmittag um kurz vor fünf verkündete Hertha Vollzug in der Personalie Duda, nachdem man von ihm in den sozialen Medien seit dem Vormittag so ziemlich jeden relevanten Schritt in Berlin, seinem künftigen Arbeitsort, verfolgen konnte: von der Ankunft am Flughafen Tegel über die Begrüßung durch Herthas Chefscout Sven Kretschmer bis hin zum Medizincheck. Nur an der Trainingseinheit seiner neuen Mannschaft nahm er noch nicht teil. Sie lief schon, als Manager Michael Preetz per Twitter den Transfer bekannt gab. Für fünf Jahre hat sich der slowakische Nationalspieler (14 Länderspiele, zwei Tore) an die Berliner gebunden, sein bisheriger Verein Legia Warschau soll als Ablöse rund vier Millionen Euro bekommen.
Hertha BSC zahlt rund vier Millionen Euro
„Es war mein Wunsch, mich bei einem Klub in einer stärkeren Liga weiterzuentwickeln“, wird der 21-Jährige auf der Internetseite Legias zitiert. Zweieinhalb Jahre hat er in Warschau gespielt und in dieser Zeit zwei Meistertitel und einmal den polnischen Pokal gewonnen. „Er ist jung, aber auch schon erfahren“, sagt Peter Pekarik, der in den kommenden Wochen und Monaten bei Hertha eine wichtige Bezugsperson für seinen Landsmann sein dürfte. Vor einem Monat haben beide bei der Europameisterschaft in Frankreich für die Slowakei gespielt hat. Duda kam in allen drei Vorrundenspielen zum Einsatz. Bei der 1:2-Auftaktniederlage gegen Wales erzielte er kurz nach seiner Einwechslung den zwischenzeitlichen Ausgleich. Anschließend stand er zwei Mal in der Startelf, wurde beide Male ausgewechselt. Im Achtelfinale gegen Deutschland (0:3) saß er dann 90 Minuten auf der Ersatzbank.
Noch in der vergangenen Woche, am ersten Spieltag der polnischen Ektraklasa, hat Duda für Legia spielt. Da er auch schon in der Champions-League-Qualifikation für seinen bisherigen Klub zum Einsatz gekommen ist, muss Hertha in der kommenden Woche in der Qualifikation zur Europa League (gegen den Sieger aus Bröndby IF/Hibernians) noch auf Duda verzichten. Auch in den Play-offs für die Gruppenphase (18./25. August) wäre er noch gesperrt. Aber Hertha plant ohnehin langfristig mit ihm. "Ich habe eine große Aufgabe für ihn", sagte Trainer Dardai, "aber er soll erst einmal ankommen." Duda sei schließlich erst 21 und habe deshalb keinen großen Druck.
Duda bekommt bei Hertha die Rückennummer 10
Der Rechtsfuß, 1,81 Meter groß, ist in der Offensive auf vielen Positionen einsetzbar. „Am stärksten ist er als Zehner“, sagt Peter Pekarik. Duda bekommt bei Hertha die Rückennummer 10, er gilt als kreativ, kann Tore schießen und vorbereiten. „Bei der EM hat er zweimal als Stürmer gespielt, das hat auch gut geklappt“, berichtet Pekarik, „zur Not kann er auch auf dem Flügel ran, das wäre auch kein Problem für ihn.“ Doch obwohl bei Hertha auf dem Flügel durchaus noch Personalbedarf besteht, es gerade auf den Außenpositionen an Schnelligkeit mangelt, plant Dardai Duda für die Zentrale ein. "Er hat einen sehr guten Körper, eine positive Ausstrahlung", sagt Herthas Trainer. "Was ihn auszeichnet ist, dass er in die Tiefe geht. So einen Spieler hatte ich bisher nicht."
Peter Pekarik hat während der EM bei seinem Landsmann im Übrigen kein gutes Wort für Hertha BSC eingelegt. Das lag aber allein daran, dass er zu diesem Zeitpunkt noch gar nichts von Herthas Interesse an Duda wusste. Erst in der vergangenen Woche, als Pekarik noch in Urlaub war, hat Manager Preetz ihn angerufen und nach seinem Urteil gefragt. Peter Pekarik sagt: „Es ist ein guter Schritt für Ondrej – und für Hertha auch.“