Herthas slowakischer Verteidiger: Wie das Land, so der Pekarik
Peter Pekarik steht symbolhaft für den deutschen Gegner Slowakei: unscheinbar, aber verlässlich. So tritt er auch in der Bundesliga bei Hertha BSC auf.
Ein Gespür für das richtige Timing ist im Fußball Gold wert. Peter Pekarik, der rechte Außenverteidiger der slowakischen Nationalmannschaft, beherrscht das mit dem Timing ganz gut. Er ist oft zur rechten Zeit am rechten Ort, und in diesem Sommer hat er das sogar noch viel besser hinbekommen als im vergangenen. Vor einem Jahr reichte sein verlängerter Urlaub leider nicht, um dem Lauftrainingslager von Hertha BSC in Bad Saarow zu entgehen, in dem die Berliner bei gefühlten 86 Grad in der Sonne über den Platz gescheucht wurden. Wenn es aber am 3. Juli für Hertha erneut nach Bad Saarow geht, wird Pekarik definitiv nicht dabei sein. Das liegt daran, dass die alte Saison für ihn immer noch läuft. Peter Pekarik spielt am Sonntag mit der Slowakei im Achtelfinale der Fußball-EM gegen den Weltmeister Deutschland.
Im vergangenen Sommer hat er nach den ersten Einheiten in Bad Saarow arg gestöhnt. Pekarik fühlte sich an Felix Magath erinnert, der ihn 2009 aus der Slowakei zum VfL Wolfsburg geholt hatte. An einem Mittag saß er im Mannschaftshotel mit Per Skjelbred vor Reportern, es ging damals schon um die Europameisterschaft, für die sich beide erst noch qualifizieren mussten. „Du hast doch die viel leichtere Gruppe“, scherzte Skjelbred. „Kein Wunder, dass ihr Erster seid.“ Aber dann hat Skjelbred lieber noch mal nachgefragt, welche Gegner Slowenien überhaupt habe. Slowenei oder Slowakien – kann man ja mal verwechseln.
Rhetorisch kann der stille Pekarik einem Sonnyboy wie Skjelbred natürlich nicht die Stirn bieten, sportlich aber hat er seinen Kollegen aus Norwegen in diesem Sommer klar abgehängt. In der Qualifikation haben die Slowaken unter anderem den Titelverteidiger Spanien geschlagen, sich als Gruppenzweiter vor der Ukraine für die EM qualifiziert. Und zum zweiten Mal nach der WM 2010 stehen sie bei einem großen Turnier in der K.-o.-Runde. „Die Stärke unserer Mannschaft ist der großartige Teamgeist“, glaubt Pekarik. Man könnte auch sagen: Die Slowakei als Ganzes ist wie Peter Pekarik im Kleinen. Ein bisschen unscheinbar, aber verlässlich – und irgendwie ziemlich normal.
Bei Pekarik weiß man, was man bekommt
„Er ist diszipliniert, fleißig, opfert alles für die Mannschaft“, sagt sein Vereinstrainer Pal Dardai über Pekarik, der seit inzwischen vier Jahren bei Hertha unter Vertrag steht. In Berlin schätzt man ihn gerade dafür, dass er so ist, wie er ist. Als einen, der keine Überdinger macht. Pekariks Beitrag zum Offensivspiel ist überschaubar, in 73 Bundesligaspielen für Hertha hat er gerade fünf Tore vorbereitet. Dass der Klub vor einem Jahr mit Mitchell Weiser einen Konkurrenten verpflichtete, der nach vorne deutlich mehr Wirbel veranstaltet, habe Pekarik nur gut getan, glaubt Dardai. „Er fängt jetzt auch an, offensiver zu spielen.“ Generell aber tut der Slowake das, was zu tun ist. Der „Guardian“ hat Pekarik als „unsung hero“ bezeichnet, als den unbesungenen Helden, der dem Publikum im Zweifel gar nicht auffällt, der aber eine Mannschaft in ihrem Inneren zusammenhalten kann.
Bei Pekarik weiß man, was man bekommt. „Er liefert immer eine starke Durchschnittsleistung“, sagt Dardai. „Es gibt nur ganz selten mal ein Spiel, nach dem man sagen muss: Peka hat schlecht gespielt.“ Ein bestimmtes Niveau wird er in der Regel nicht unterschreiten. Auch deshalb hat Dardais Vorgänger Jos Luhukay einmal gesagt, Pekarik sei mit seinem Spielverständnis, seiner sauberen Technik und seiner taktischen Flexibilität „unser kleiner Philipp Lahm“. Der Rechtsverteidiger hat, wenn er fit war, sowohl bei Dardai wie bei Luhukay eigentlich immer von Anfang an gespielt. In vier Jahren ist er nur ein einziges Mal eingewechselt worden, von 92 Spielen in Erster und Zweiter Liga hat er 85 über die volle Distanz bestritten. Das war auch bei der Europameisterschaft so, in den drei Gruppenspielen der Slowaken.
Beim letzten, gegen England, saß Pal Dardai sogar im Stadion, in der ersten Reihe direkt hinter der Bande und genau dort, wo Pekarik von seinem Gegenspieler so mit dem Arm erwischt wurde, dass er sich einen Nasenbeinbruch zuzog. Das Blut schoss aus der Nase, Pal Dardai hätte ihm liebend gern irgendwie geholfen, zumindest moralischen Beistand geleistet. „Er hat leider nicht gespürt, dass sein Trainer in der Nähe war.“ Spielen wird Pekarik am Sonntag aber trotzdem.