Fußball-Bundesliga: Hertha BSC verliert 1:2 beim SC Freiburg
Hertha BSC sucht weiterhin die Konstanz. Auf den Sieg gegen Mainz folgt eine Niederlage in Freiburg. So wird's schwer mit Europa
Bundestrainer Joachim Löw ist in der Vergangenheit oft belächelt worden, wenn er vor allem aus Gründen der bequemlichen Anreise mal wieder im Stadion des SC Freiburg gesichtet wurde. Auch am Samstagnachmittag, zum Bundesligaspiel des heimischen Sportclubs gegen Hertha BSC, wurde er dort auf der Tribüne gesichtet. Aber warum auch hätte er in München sein sollen, wo lauter Ex-Nationalspieler auf dem Feld standen? An potenziellen Kandidaten für die Nationalmannschaft gab es mehr in Freiburg zu sehen; einer aber wurde dem Bundestrainer vorenthalten. Davie Selke fehlte bei den Berlinern – und das merkte man ihnen lange an. Hertha mangelte es vor allem in der ersten Halbzeit an offensiver Wucht. Und trotz einer Leistungssteigerung nach der Pause verlor die Mannschaft von Trainer Pal Dardai 1:2 (0:1) und kassierte damit die achte Saisonniederlage.
Die Berliner hatten bis zuletzt ein Geheimnis daraus gemacht, ob Selke würde spielen können oder nicht. Der Stürmer, der sich vor einer Woche an der Hüfte verletzt hatte, stand nicht einmal im Kader. Kurzfristig war auch noch Valentino Lazaro ausgefallen. Der Österreicher hatte am Freitag nach dem Abschlusstraining über Schmerzen im Knie geklagt und von Herthas Ärzten schließlich ein Sportverbot verordnet bekommen. Für ihn rückte Lukas Klünter in die Mannschaft, der dadurch zu seinem zweiten Startelfeinsatz für die Berliner kam. Im Sturm bot Dardai seine beiden Routiniers Vedad Ibisevic und Salomon Kalou als Doppelspitze auf.
An ihnen lief das Spiel in der ersten Halbzeit weitgehend vorbei. Die Freiburger waren von Beginn an die bestimmende Mannschaft – auch weil Hertha vor der Pause insgesamt zu wenig Widerstand leistete. Schon in der zweiten Minute kamen die Gastgeber zu ihrer ersten guten Gelegenheit: Janik Haberer schlenzte den Ball von der Strafraumgrenze knapp am Tor vorbei. "Wir haben uns in der ersten Halbzeit überraschen lassen und haben ein wenig verpennt", sagte Lukas Klünter später bei "Sky".
Seit neun Jahren ist Hertha ohne Sieg
Freiburg ist für die Berliner traditionell ein schwieriges Pflaster. Ihr letzter Sieg dort liegt bereits neun Jahre zurück, damals stand sogar noch Pal Dardai auf dem Platz. Auch am Samstag tat sich Hertha schwer. Die erste Chance ließ bis Mitte der ersten Halbzeit auf sich warten und resultierte aus einem Freistoß aus dem Halbfeld. Nach dem Kopfball von Innenverteidiger Niklas Stark musste sich Freiburgs Torhüter Alexander Schwolow gehörig strecken. Er lenkte den Ball noch über die Latte. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte köpfte Ondrej Duda den Ball nach einer Flanke von Maximilian Mittelstädt knapp am Tor vorbei. Mehr Offensivaktionen brachten die Gäste vor der Pause nicht zustande.
Es war nicht so, dass die Freiburger, bei denen sich Verteidiger Lukas Kübler das Sprunggelenk brach, sich Chance auf Chance erspielt hätten, aber sie hatten die Angelegenheit weitgehend unter Kontrolle – und vor allem nutzten sie eine ihrer raren Gelegenheiten. Nachdem sie den Ball vor Herthas Strafraum einmal in aller Ruhe von der linken Seite auf die rechte gespielt hatten, flankte Vincenzo Grifo, von Mittelstädt nahezu unbedrängt, in die Mitte, wo sich Nils Petersen in den freien Raum zwischen Jordan Torunarigha und Karim Rekik begab und per Kopf zum 1:0 für den Sportclub vollendete. "In der ersten Halbzeit waren wir nicht gut. Das, was wir uns vorgenommen haben, ist nicht aufgegangen. Wir konnten nicht so hoch verteidigen wie die vergangenen Wochen", sagte Niklas Stark.
Dardai reagierte zur zweiten Halbzeit, brachte zum Wiederbeginn Arne Maier für Fabian Lustenberger und stellte vom 3-5-2 auf ein 4-4-2-System um. Seine Mannschaft wirkte nun deutlich griffiger. Sie verteidigte höher, attackierte aggressiver, gewann viele Zweikämpfe und zweite Bälle und schaffte es dadurch teilweise, die Freiburger in deren Hälfte einzuschnüren. Mittelstädt, der kurz darauf für Dennis Jastrzembski den Platz verließ, verfehlte im Anschluss an eine Ecke mit einem Linksschuss knapp das Tor. "Dann lief es besser", kommentierte Klünter später die taktische Umstellung. "Leider haben wir es aber nicht hinbekommen, trotz mehr Ballbesitz häufiger zu treffen."
Ibisevic trifft doppelt: zum 1:1 und zum 1:2
Die Berliner spielten lange geduldig um den Strafraum herum, fanden aber zu selten den Weg in ihn hinein – bis es eine Viertelstunde vor Schluss einmal schnell ging. Jordan Torunarigha, der nach der Systemumstellung linker Außenverteidiger spielte und die Rolle sehr offensiv interpretierte, passte in die Mitte, wo Ibisevic wenig Mühe hatte, zum 1:1 auszugleichen. "Unseren Treffer haben wir sehr schön rausgespielt. Das war die beste Aktion des Spiels", sagte Marko Grujic.
Kurz darauf erlebte Herthas Stürmer aber das, was Niklas Stark, sein Kollege vor einer Woche, erlebt hatte – nur umgekehrt. Ibisevic traf gleich noch ein zweites Mal, allerdings zum 2:1 für die Freiburger ins eigene Tor. Nach einer Ecke Grifos lenkte der Bosnier den Ball an seinem Torhüter Rune Jarstein vorbei. Zehn Minuten blieben den Berlinern noch, um sich wenigstens einen Punkt zu sichern. Sie mühten sich nach Kräften und doch vergebens. "Wir haben heute einen Punkt hiergelassen, den wir aufgrund der zweiten Halbzeit verdient gehabt hätten", sagte Pal Dardai nach der Partie. (Tsp)