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Herthas Trainer Pal Dardai musste nach der Niederlage erst mal kräftig durchschnaufen.
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Update

Höchste Saisonniederlage: Hertha BSC verliert 0:5 in Mönchengladbach

Nach der höchsten Niederlage unter Trainer Pal Dardai muss Hertha BSC nun um die Qualifikation für die Champions League bangen.

Rune Jarstein war auf dem Weg zu seinem Getränkevorrat hinter der Torlinie und schaffte es einfach nicht, seine Verfolger abzuschütteln. Niklas Stark schlug seinem Torhüter auf den Rücken, Tolga Cigerci fand ein paar aufmunternde Worte, und auch Kapitän Fabian Lustenberger sprach Jarstein Mut zu. Der norwegische Torhüter, einer der Schlüssel zur erfolgreichen Saison von Hertha BSC, hatte sich gerade einen folgenschweren Fehler geleistet. Mit einem Pass genau in die Füße von Mahmoud Dahoud hatte er gewissermaßen den Pre-Assist zum 1:0 für Borussia Mönchengladbach durch Thorgan Hazard geleistet – und den Auftakt zu einem schwarzen Sonntag für Hertha BSC.

„Ein Torwart darf auch Fehler machen“, sagte Trainer Pal Dardai nach dem Spiel. Jarstein jedenfalls sei nicht allein verantwortlich für Herthas höchste Saisonniederlage gewesen. Eher die kollektive Minderleistung des gesamten Teams. „Langsamer, irgendwie zäh“ hatte Dardai seine Spieler erlebt, die vor 53.114 Zuschauern im Borussia-Park ein 0:5 (0:1)-Debakel erlebten. „Scheiß-Spiel“, sagte der Stürmer Salomon Kalou, und selbst Dardai musste zugegeben, dass 0:5 „das richtige Ergebnis“ gewesen sei. Hertha bleibt zwar Tabellendritter in der Fußball-Bundesliga, hat jetzt aber nur noch drei Punkte Vorsprung auf Mönchengladbach und Leverkusen – weil die Berliner auch im fünften Gastspiel bei einem der acht Europapokal-Anwärter keinen Punkt holten. Und sie müssen noch nach Leverkusen und Mainz. Dass es in Mönchengladbach keinen Sieg geben würde, war schon nach Hazards Tor in der 14. Minute klar, zumindest statistisch. Nach einem 0:1-Rückstand hat Hertha in dieser Saison noch nie gewonnen, schaffte lediglich zwei Mal noch ein Unentschieden. Dass der Treffer ein bisschen glücklich gefallen war, entsprach den anfänglichen Kräfteverhältnissen. Beide Mannschaften begegneten sich auf einem ähnlichen Niveau, wobei die Gäste aus Berlin ihrem Gegner recht bereitwillig die Initiative überließen. Mit einem 0:0 hätte Hertha gut leben können.

Unter Druck offenbarte Hertha Schwächen

Die Gladbacher waren aktiver, fanden gegen die anfangs noch gut organisierte Defensive Herthas allerdings wenige Lücken. Für den verletzten John Anthony Brooks verteidigte Fabian Lustenberger in der Viererkette. Dardai hatte sich von ihm mehr Ruhe und Sicherheit im Spielaufbau erwartet. Allerdings ging dieser Plan wie so vieles nicht auf. Unter Druck offenbarte der Tabellendritte immer wieder Schwächen, nicht nur bei Jarsteins verhängnisvollem Fehlpass vor dem 0:1.
Schon beim 1:4 im Hinspiel war Hertha den Gladbachern deutlich unterlegen gewesen, im Borussia-Park zeigte sich wieder einmal, dass die Berliner Probleme bekommen, wenn sie früh attackiert werden. „In der ersten Halbzeit haben wir noch ganz gut mitgemacht“, sagte Dardai. Aber auch da war Hertha nie richtig in Gang gekommen. Im Grunde hatten die Berliner im kompletten Spiel keine zwingende Torchance. Die Gladbacher hätten schon zur Pause höher führen können. Innenverteidiger Niklas Stark verhinderte gleich zweimal, jeweils im Nachfassen, den zweiten Treffer Hazards. Und auch Jarstein konnte sich noch einmal auszeichnen, als er den Schuss des Belgiers zur Ecke lenkte.

Dardai gab sich die Schuld für die Niederlage

Dardai brachte zur zweiten Halbzeit Jens Hegeler für Tolga Cigerci und wollte die Gladbacher etwas weiter vorne attackieren. Tatsächlich wirkte Hertha anfangs etwas griffiger, echten Druck aber vermochten die Gäste nicht aufzubauen. Und nach einer knappen Stunde war Dardais Plan endgültig hinfällig. André Hahn, erstmals nach seiner schweren Verletzung wieder von Beginn an aufgeboten, traf nach Vorarbeit von Fabian Johnson zum 2:0. Herthas Defensive wirkte in dieser Situation ein wenig lethargisch, allerdings hätte der Treffer wegen einer minimalen Abseitsposition in seiner Entstehung nicht zählen dürfen. Für Hertha wurde es nun richtig bitter. „Wir haben sehr viel falsch gemacht", sagte Kapitän Lustenberger, „Gladbach sehr viel richtig.“ Im Versuch, noch irgendetwas zu bewirken, ließen sich die Berliner in Serie auskontern. Der eingewechselte Patrick Herrmann erhöhte auf 3:0, Hazard traf mit einem von Lustenberger abgefälschten Schuss zum 4:0, und den finalen Treffer steuerte der ebenfalls eingewechselte Ibrahima Traoré bei. „Es war ein schlechter Tag. Die Jungs waren nicht richtig frisch, das nehme ich auf meine Kappe“, sagte Dardai. So bitter das Ergebnis für Hertha auch war, der Trainer suchte schon kurz nach dem Abpfiff nach den positiven Aspekten. „Es war eine wichtige Niederlage zur richtigen Zeit“, sagte er. „Jetzt werden wir weiter arbeiten wie die Ameisen.“

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