Niederlage bei Covics Heimdebüt: Hertha BSC unterliegt Wolfsburg 0:3
Hertha zeigte beim Heimauftakt in die neue Saison gegen Wolfsburg eine muntere Vorstellung. Am Ende steht jedoch ein 0:3.
Ante Covic ertrug die Zumutungen der Anfangsphase mit einer bemerkenswerten Gelassenheit. Der Trainer von Hertha BSC stand an der Spitze seiner Coachingzone, die Hände in die Hüfte gestemmt, und er rührte sich nicht. Erst nach einer kleinen Ewigkeit fing er an, mit seinen Händen zu wedeln und seine Mannschaft anzutreiben.
Nach gerade mal zehn Minuten zwischen Hertha und dem VfL Wolfsburg war schon einiges passiert im Berliner Olympiastadion. Erst hatte der Videoassistent den Berlinern einen bereits verhängten Elfmeter genommen, kurz darauf gingen die Gäste aus Wolfsburg in Führung – durch einen Elfmeter. Und Ante Covic stand stoisch an der Seitenlinie.
Exakt 7113 Tage waren vergangen, seitdem Covic zuletzt als Spieler von Hertha BSC im Olympiastadion aktiv gewesen war. Im März 2000 gewann er 2:1 gegen die Spielvereinigung Unterhaching. Seine Rückkehr an den alten Arbeitsplatz, das Heimdebüt als Trainer des Berliner Fußball-Bundesligisten, fiel am Sonntagabend denkbar schmerzhaft aus. Durch das frühe Elfmetertor von Wout Weghorst und zwei späte Treffer von Josip Brekalo und Jerome Roussillon unterlag Hertha dem VfL Wolfsburg beim Heimdebüt 0:3 (0:1).
Es war ein munteres Spiel, das die 42.738 Zuschauer in der ersten Halbzeit zu sehen bekamen – und das ohne jeden Vorlauf. Gerade 15 Sekunden waren vorüber, als Schiedsrichter Guido Winkmann auf den Elfmeterpunkt wies. Nachdem Wolfsburgs Innenverteidiger John-Anthony Brooks, der frühere Herthaner, am eigenen Strafraum ausgerutscht war, hatte Ondrej Duda freie Bahn, doch Josuha Guilavogui, der zentrale Mann in der Dreierkette des VfL, stoppte Herthas Nummer 10 mit einer Grätsche.
„Für mein Gefühl war es ein Elfmeter“, sagte Duda. Diese Wahrnehmung hatte auch Winkmann, doch dann wurde er vom Videoassistenten in Köln zum Monitor an der Seitenlinie beordert. Mehr als zwei Minuten dauerte es, bis der Schiedsrichter seine Entscheidung unter bösen Pfiffen der Berliner Fans revidierte. Guilavogui hatte klar den Ball gespielt.
Viel Aufwand, geringer Ertrag
Doch damit nicht genug. Nur wenig mehr als fünf Minuten dauerte es, bis Winkmann erneut einen Strafstoß verhängte, diesmal gegen die Berliner – und diesmal wohl zu Recht. Nachdem Niklas Stark ein Kopfballduell gegen Wolfsburgs Sechser Xaver Schlager verloren hatte, versuchte Karim Rekik mit einer eingesprungenen Grätsche gegen Felix Klaus zu retten, was kaum noch zu retten war. Er verfehlte den Ball und brachte den Wolfsburger zu Fall. „Ich weiß nicht, ob ich ihn getroffen habe“, sagte Rekik. Aber das war nicht mehr von Belang. Weghorst verwandelte den Elfmeter zum 1:0 für die Gäste.
Hertha ließ sich von dem Rückstand nicht beirren. Die Mannschaft betrieb viel Aufwand und spielte mit großer Wucht nach vorne. Salomon Kalou, der für Mathew Leckie in die Startelf gerückt war, hatte die erste große Chance zum Ausgleich. Nach einer Flanke von Vladimir Darida kam der Ivorer am zweiten Pfosten recht unbedrängt zum Kopfball – doch der Ball flog am Tor vorbei.
Mitte der ersten Halbzeit scheiterte Herthas Mittelfeldspieler Marko Grujic gleich zweimal: Erst rettete Torhüter Koen Casteels mit einem großartigen Reflex, bei Grujics Nachschuss lenkte Guilavogui den Ball zur Ecke. In dieser Phase des Spiels hatten die Gäste einige Probleme, Herthas Wucht standzuhalten. Erst ab Mitte der ersten Halbzeit erlangten sie mehr Kontrolle über das Spiel. Insgesamt aber war Herthas Auftritt aktiv, mutig, dominant und deshalb durchaus ansehnlich. Das dürfte auch Pal Dardai, der frühere Trainer, so gesehen haben. Er saß beim Heimauftakt seines ehemaligen Teams auf der Tribüne.
Hertha kann die Intensität nicht aufrechterhalten
„Wir hatten Riesenprobleme“, sagte Wolfsburgs Trainer Oliver Glasner. „Und wir hatten Glück, dass wir eine Trinkpause hatten und einige Dinge umstellen konnten.“ Zudem konnten die Berliner die Intensität aus der Anfangsphase nicht konstant aufrechterhalten. Klare Möglichkeiten erspielten sie sich lange nicht mehr. Erst zu Beginn der zweiten Hälfte bot sich Hertha eine gute Kontergelegenheit, doch Kapitän Vedad Ibisevic wartete zu lange mit dem Abspiel auf Dodi Lukebakio.
„Der Glaube der Spieler wurde immer geringer“, sagte Covic. Herthas Trainer versuchte, von außen neue Impulse zu setzen. Schon nach einer Stunde brachte er mit Davie Selke für Vladimir Darida einen zweiten Stürmer, kurz darauf wechselte er auch noch Daishawn Redan ein. Der 18 Jahre alte Holländer ersetzte bei seinem Bundesligadebüt den insgesamt glücklosen Kalou. Aber die Berliner taten sich schwer, ihre Linie wieder zu finden. Da war es fast folgerichtig, dass die Wolfsburger die sich bietenden Räume zehn Minuten vor dem Ende nutzten, um alle Zweifel an ihrem Auswärtssieg zu beseitigen.
„Entweder du kommst zurück, oder du kassierst das zweite Tor“, sagte Kalou. Hertha kassierte erst das zweite Tor durch den eingewechselten Brekalo und in letzter Minute durch Roussillon sogar noch das dritte. „Das war sehr hart für Berlin“, sagte Wolfsburgs Kapitän Guilavogui.