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Mal wieder in München. Dodi Lukebakio erzielt mit links den Ausgleich für die Hertha.
© Matthias Balk/dpa

Hertha-Stürmer Dodi Lukebakio: Einer wie Cristiano Ronaldo

Exakt 265 Tage, nachdem Dodi Lukebakio in Deutschland weltberühmt geworden war, trifft er wieder in München. Bei Hertha BSC sind die Erwartungen an ihn hoch.

Vielleicht war genau das der psychologische Effekt, den sich Ante Covic, der Trainer von Hertha BSC, erhofft hatte. Dass die stets so furchtlosen Spieler des FC Bayern München intuitiv vor Dodi, dem Schrecklichen, zurückweichen, anstatt sich ihm entschlossen in den Weg zu stellen. Gut zehn Minuten waren es am Freitagabend im Spiel des Meisters gegen Hertha BSC noch bis zur Halbzeit. Die Angelegenheit entwickelte sich gerade so, wie die Münchner sich das erhofft und alle anderen es vermutlich erwartet hatten, als Dodi Lukebakio irgendwo im Niemandsland den Ball bekam. Sein Drohpotenzial schien überschaubar. Aber bei Lukebakio in Kombination mit der Arena in München besitzen Expected-Goals-Werte, also die statistische Wahrscheinlichkeit, aus einer bestimmten Position ein Tor zu erzielen, keinerlei Relevanz. Die Wahrscheinlichkeit liegt bei konstant 100 Prozent.

Mehrere Münchner Spieler standen zwischen Lukebakio und dem Tor, und trotzdem hinderte ihn niemand daran, das 1:1 zu erzielen. „Wir haben ihm viel Zeit gegeben“, klagte Bayerns Trainer Niko Kovac über das Abwehrverhalten seiner Defensivspieler. Genug Zeit für Lukebakio, um sich den Ball ungehindert von seinem rechten auf den starken linken Fuß zu legen. Dass sein Schuss noch von Vedad Ibisevic abgefälscht wurde, sodass Torhüter Manuel Neuer auf dem falschen Fuß erwischt wurde, war zwar ärgerlich für die Bayern, aber irgendwie auch folgerichtig. Wäre Lukebakios Schuss Richtung Anzeigetafel geflogen, wäre der Ball vermutlich von einem Blitz getroffen und als leere Hülle ins Tor geplumpst. „Dodi liebt München“, sagte Lukebakios neuer Berliner Kollege Marko Grujic.

Ob die Arena sein Lieblingsstadion sei, wurde er am späten Freitagabend, nach dem 2:2 der Berliner zum Auftakt der neuen Saison in der Fußball-Bundesliga, gefragt. „Ich bin Spieler von Hertha BSC. Wie kann ich da sagen, dass das mein Lieblingsstadion ist?“, antwortete Lukebakio. Und trotzdem: In zwei Spielen in der Münchner Arena – eins für Fortuna Düsseldorf, eins für Hertha – hat der 21 Jahre alte Belgier nun schon vier Tore gegen die Bayern geschossen – was ihn auf eine Stufe mit einem gewissen Cristiano Ronaldo hebt. Warum es für ihn so einfach sei, in München zu treffen, wollte jemand von Lukebakio wissen. „Es ist nicht einfach“, antwortete er. „Aber ich kann es auch nicht erklären.“

Exakt 265 Tage waren am Freitag vergangen, seitdem Lukebakio zumindest in Deutschland weltberühmt geworden war. Beim 3:3 des Aufsteigers Fortuna Düsseldorf hatte er alle drei Tore gegen die Bayern erzielt. „Ich glaube, dass der Dodi sich sehr, sehr glücklich fühlt in München“, sagte Herthas Trainer Ante Covic. Angesichts dieser Vorgeschichte war es jedenfalls eine verständliche Entscheidung von Covic, den Belgier in München gleich von Anfang an aufzubieten. In der Woche zuvor, gegen den Regionalligisten Eichstätt im DFB-Pokal, hatte Covic ihm nach gerade mal einer Woche Training mit seiner neuen Mannschaft nur einen Kurzeinsatz gegönnt. Das Tor nun gegen die Bayern sei „wunderschön für den Jungen“, sagte Herthas Trainer. „Das tut ihm gut.“

Lukebakio vergrößert taktische Möglichkeiten

32 Bundesligaspiele hat Lukebakio bestritten. Von seinen elf Toren hat er beinahe die Hälfte (fünf) gegen den FC Bayern erzielt. Das ist eine bemerkenswerte Bilanz. Andererseits steht der Beweis noch aus, dass Herthas teuerste Verpflichtung der Vereinsgeschichte mehr als nur Bayern kann. Zieht man die Treffer gegen die Münchner und die vier Elfmetertore für Düsseldorf ab, sind ihm in den anderen 28 Einsätzen noch genau zwei Tore aus dem Spiel gelungen.

Bei Hertha sind sie trotzdem zuversichtlich, dass sich die Investition von 20 Millionen Euro allein für die Ablöse an den FC Watford über kurz oder lang bezahlt machen wird. „Das ist ein Junge, der sehr viel Qualität mitbringt“, sagte Vedad Ibisevic. „Jetzt geht es darum, dass wir uns einspielen.“ Lukebakio ist schnell und dribbelstark und auch flexibel einsetzbar. Gegen die Bayern begann er als zweite Spitze neben Ibisevic. Nach der Systemumstellung auf ein 4-3-3 wechselte er auf die linke Seite. Wenn Lukebakio die Wahl hätte, würde er am liebsten zentral im Sturm spielen, „da ist der Weg zum Tor kürzer“. Wobei er in der Vergangenheit gezeigt hat, dass auch weite Wege für ihn dank seiner Schnelligkeit kein unüberwindliches Problem sind.

Nicht zuletzt durch die Verpflichtung Lukebakios verfügt Hertha in der Offensive sowohl taktisch als auch personell über ausreichende Optionen: Ein Stürmer, zwei oder drei – alle Varianten, in unterschiedlichen Besetzungen, sind vorstellbar. „Deswegen bin ich hier hingekommen“, sagte Lukebakio. „Ich glaube an den Klub. Wir haben Qualität, und wir haben Möglichkeiten.“ Mehr Möglichkeiten vermutlich als sein bisheriger Klub Fortuna Düsseldorf, mit dem er in der vergangenen Saison auf Platz zehn landete. Einen Platz vor Hertha BSC.

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