WM-Qualifikation: Hertha BSC und die gefrusteten Nationalspieler
Vor dem Spiel gegen Werder Bremen muss Hertha-Trainer Dardai wohl die Seele seiner Nationalspieler streicheln. Die hatten wenig Glück in der WM-Quali.
Rune Jarstein ist am Dienstag schon wieder bei seinem Arbeitgeber gesichtet worden. Er war im Kraftraum und hat sich den Frust aus dem Körper geschwitzt. Ob er sich von der medizinischen Abteilung bei Hertha BSC auch noch einmal neu hat vermessen lassen, ist leider nicht bekannt. Jarstein hatte am Montag über einen rapiden Verlust seiner Körpergröße geklagt: „Ich habe mich lange nicht mehr so klein gefühlt.“ Inzwischen sind sie bei Hertha zuversichtlich, dass Jarstein bis Sonntag, wenn er in der Fußball-Bundesliga gegen Werder Bremen spielt, wieder seine alte Größe von 1,90 Meter erreicht haben wird.
Jarstein stand am Montag im Tor der norwegischen Nationalmannschaft, die von den Deutschen mit 6:0 abgefertigt worden war. Doch der Norweger, der sich noch am wenigsten schämen musste, war ihr Torhüter. „Rune war der beste Mann “, sagte Pal Dardai, Jarsteins Vereinstrainer bei Hertha. Der Ungar saß am Montag vor dem Fernseher, um sich das Qualifikationsspiel in Stuttgart anzuschauen – nach 20 Minuten schaltete er ab. 2:0 führten die Deutschen, und Dardai ahnte, dass es das für seinen Torhüter noch nicht gewesen sein würde. „Das tut ihm weh“, sagte er. Für Herthas Trainer ist es ohnehin keine erquickliche Zeit, wenn die Hälfte seines Kaders in nationalem Auftrag in der Weltgeschichte unterwegs ist. Insgesamt 13 Spieler waren und sind es diesmal. Als „irgendwie zäh“ hat Dardai die Länderspielunterbrechung empfunden. Hinzu kommt im aktuellen Fall, dass es für Herthas Nationalspieler wenig Grund zur Freude gab.
Nur Genki Haraguchi hatte Grund zum Jubeln
Die Ausnahme war Genki Haraguchi, der mit Japan nach dem Sieg gegen Australien am vergangenen Donnerstag die Qualifikation für die WM sicher hat. Mathew Leckie bescherte den Australiern am Dienstag mit einem späten Tor zwar einen 2:1-Sieg gegen Thailand. Allerdings müssen die Australier wegen des 1:0-Erfolges von Saudi Arabien gegen Japan in die Play-offs. Karim Rekik war zwar erstmals seit dreieinhalb Jahren wieder für die holländische Elftal nominiert, saß bei den Spielen gegen Frankreich (0:4) und Bulgarien (3:1) jedoch nur auf der Bank. Peter Pekarik durfte am Montag mit der Slowakei von einer Sensation gegen England träumen, verlor in Wembley nach einer frühen 1:0-Führung allerdings noch 1:2. Ondrej Duda wurde in der Schlussphase für Martin Hamsik eingewechselt, konnte dem Spiel aber auch keine Wende mehr geben. Herthas Kapitän Vedad Ibisevic erlebte mit Bosnien-Herzegowina ein Debakel auf Zypern. Nach einem 2:0 zur Pause hieß es am Ende noch 2:3. Beim 4:0 gegen Gibraltar, mit dem sich die Bosnier wieder auf den Play-off-Platz verbesserten, kam Ibisevic nicht zum Einsatz.
Neben Jarstein hat es Vladimir Darida am schlimmsten erwischt. Am vergangenen Freitag durfte er sich kurz wie der große Held fühlen, als er bei der 1:2-Niederlage gegen Deutschland mit seinem Traumtor zum zwischenzeitlichen 1:1 ausglich. Am Montag dann verspielten die Tschechen durch ein 0:2 in Nordirland auch ihre letzte theoretische Chance, sich noch für die WM zu qualifizieren. Der Traum von Russland 2018 ist ausgeträumt. Was immerhin Pal Dardai gar nicht so schlecht findet. „Es schadet Vladimir nicht, wenn er mal eine richtige Sommerpause hat“, sagt Herthas Trainer.
Auch für Rune Jarstein verlief die Rückkehr nach Berlin glimpflicher, als er es befürchtet hatte. Herthas Torhüter hatte nach dem 0:6 in Stuttgart angekündigt, dass er beim Training Kopfhörer trage werden, damit er all die blöden Sprüche nicht hören müsse. Als Jarstein am Dienstag im Kraftraum war, hatten seine Kollegen schon Feierabend.