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Selbst im Schneegestöber von Berlin behielt Hertha (hier mit Kalou) die Oberhand.
© imago

Vor dem Spiel gegen Bayern München: Hertha BSC: Tüchtig glücklich

Hertha BSC wird als Tabellenvierter mit Stolz nach München fahren. Doch die Bayern werden nicht ins eigene Tor schießen.

Ein Schweinespiel war das. Dieses 1:0 von Hertha BSC über die TSG Hoffenheim. Aber eins mit einer künstlerischen Seltenheit. Die Kunst bestand darin, den Gegner so zu bespielen, dass er irgendwann die Nerven verliert und ins eigene Tor schießt. Was für ein Plan, möchte man meinen. Wie anders kann man Spiele gewinnen, ohne einen eigenen Torschuss abzugeben? „Mir ist das während des Spiels gar nicht aufgefallen“, sagt Pal Dardai am Tag danach.

Wobei, ein wenig schmunzeln muss Herthas Trainer schon. Zahlen könne auch er lesen, und die wiesen bei Hertha null Torschüsse aus. Die Statistik zum Spiel lügt nicht, sagt aber längst nicht alles. An diesem verschneiten Sonntagnachmittag erledigte der Hoffenheimer Eugen Polanski Herthas Job, indem er eine Freistoßflanke des Berliners Marvin Plattenhardt ins eigene Gehäuse köpfte. Bitte, danke – drei Punkte für Hertha.

Die Berliner machen sich so langsam breit im vorderen Tabellendrittel. Platz vier erfolgreich verteidigt. Mannschaften, die dort oben stehen, werden solcherlei Schweinespiel-Siege gern als Qualitätsmerkmal ausgelegt. Das können sie also auch, heißt es dann. Und: Wer solche Spiele gewinnt, der ist wirklich gut. Dem ist alles zuzutrauen.

Gegen München hat Dardai einen anderen Plan

Das stimmt insofern, als den Tüchtigen das Glück hold sein soll, weil sich ihnen aufgrund ihrer Aktivität eher Chancen auftun als den Trägen. „Wir haben ein bisschen glücklich gewonnen, aber das Glück haben wir uns in den letzten Wochen auch erarbeitet“, sagt Herthas Kapitän Fabian Lustenberger.

Sieben ihrer 13 Bundesligaspiele haben die Berliner nun schon gewonnen. Die 23 Punkte haben sie sich mehrheitlich durch Fleiß und Beharrlichkeit verdient. „Das war ein Arbeitssieg“, sagt Dardai. Wenn die Platzverhältnisse ein Spiel mit dem Ball nicht zuließen, dann lohne es sich, wenigstens fleißig gegen den Ball zu arbeiten. Reiner Pragmatismus. Das zu erkennen, es anzunehmen und auf dem Platz umzusetzen, ist eine Qualität. Vielleicht hätten die Berliner dieses Spiel vor einem Jahr noch verloren, zumindest wohl nicht gewonnen. „Der Unterschied ist, dass die Jungs heute den Glauben haben, dass sie nur wenige Fehler machen und stabil spielen können“, sagt Dardai. Für ihn habe das etwas mit Mentalität zu tun, eine, die sich in den vergangenen Wochen ausgeprägt habe: „Wir sind immer fleißig.“ Wenn nicht mit Ball, dann aber gegen ihn.

Das sieht dann wie gegen Hoffenheim nicht so toll aus. Aber wenn die Resultate stimmen? „Ich gebe zu, in der zweiten Halbzeit haben unsere Sechser und Achter nicht so mutig gespielt und nicht mehr so ins Spiel gefunden, aber wir haben gut verteidigt“, sagt Herthas Trainer. Er hätte sich im Spiel nach vorn viel mehr Lebendigkeit gewünscht, aber seine zentralen Spieler hätten mit der Führung im Rücken instinktiv kein Risiko mehr gehen wollen. Schämen müsse man sich nicht, Punkte aus solchen Spielen geholt zu haben.

Und nun geht es kommenden Samstag für Hertha zum FC Bayern, für Dardai die „derzeit beste Mannschaft der Welt“. Und mithin der Meister aller Schweinespiele-Gewinner. „Gegen sie haben wir andere Pläne“, sagt Dardai. Fleiß allein werde nicht reichen, aber ohne geht es gar nicht. Er werde das taktische Training so ausrichten, dass sein Team dort gut aussehe. Er fahre jedenfalls mit guter Laune nach München. „Wir fahren als stolze Hertha dorthin und wollen dann hinterher auch stolz auf unsere Arbeit sein“, sagt Dardai, ohne zu schmunzeln.

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