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Im Flockenwirbel. Genki Haraguchi, Marvin Plattenhardt und Tolga Cigerci (von links) feiern das Siegtor für Hertha BSC.
© Imago/Jan Huebner
Update

TSG Hoffenheim ist Tabellenletzter: Hertha BSC siegt im Schneegestöber 1:0

Ein Eigentor verhilft Hertha BSC zu einem 1:0-Sieg gegen die TSG Hoffenheim. Das Kurioseste war der spontane Wintereinbruch im Olympiastadion.

Pünktlich zum Anpfiff setzte im Berliner Westend der Schneefall ein. Das Wetter war vermutlich neben dem unattraktiven Gegner und den verschärften Sicherheitsvorkehrungen für viele ein weiterer Grund, das Olympiastadion am Sonntagnachmittag zu meiden. Nur 37045 Zuschauer wollten Hertha BSC gegen die TSG Hoffenheim live erleben. Großen Fußball sahen sie zwar nicht, dafür aber bereits den vierten Heimsieg der Berliner in dieser Saison, die durch das 1:0 (1:0) Platz vier in der Tabelle der Fußball-Bundesliga behaupteten.

Es dauerte eine knappe Viertelstunde, bis überhaupt etwas Außergewöhnliches passierte: Der Ball musste ausgetauscht werden. Anstelle des üblichen Balles in Weiß wurde die Wintervariante in Orange eingewechselt. Bis Mitte der ersten Hälfte lag eine geschlossene Schneedecke auf dem Spielfeld, an Kombinationsfußball war nicht zu denken. Glücklich mit den Verhältnissen war wohl nur Herthas Mittelfeldspieler Per Skejlbred. „Ideales Wetter“, sagte der Norweger. „Find’ ich geil.“

Seine Mannschaft passte sich den widrigen Bedingungen deutlich besser an als die Hoffenheimer. Hertha machte das, was TSG-Trainer Huub Stevens bei seinem Team vermisst hatte. „Wenn andere Wetterbedingungen vorliegen, muss man schlau sein.“ Die Berliner stellten ihr Spiel um, versuchten es häufiger mit langen Bällen, weil sich kurze Pässe auf dem glitschigen Untergrund als unkalkulierbares Risiko herausgestellt hatten. „Wir haben es sehr gut gemacht“, fand Innenverteidiger Sebastian Langkamp.

Während von den Hoffenheimern so gut wie gar nichts kam, hatten die Berliner in der Anfangsphase zumindest eine gute Chance durch Salomon Kalou, der den Ball jedoch mit dem Schienbein traf und entsprechend weit am Tor vobeischoss. Es war keine große Überraschung, dass das einzige Tor aus einer Standardsituation resultierte. Marvin Plattenhardt trat einen Freistoß von rechts mit links in den Strafraum, Hoffenheims Kapitän Eugen Polanksi lenkte den Ball per Kopf gegen den Pfosten, von dort flog er über die Linie; der Rettungsversuch von Torhüter Oliver Baumann kam zu spät.

Langkamp: "Sicherlich nicht als Favorit nach München"

Im dritten Spiel unter dem neuen Trainer Stevens war es das erste Gegentor für die Hoffenheimer, die nun Tabellenletzter sind. Selbst geschossen haben sie immer noch keins. Nach der ersten Hälfte konnte man zumindest erahnen, warum das so ist. „So eine Halbzeit dürfen wir uns nicht noch einmal erlauben“, sagte Mittelfeldspieler Sebastian Rudy. Seiner Mannschaft fehlte im Spiel nach vorne jeglicher Einfallsreichtum. Nach der Pause, auf inzwischen geräumten Rasen, traten die Gäste zwar deutlich entschlossener auf, das Risiko für Hertha hielt sich allerdings in Grenzen. „Obwohl wir nicht so gut im Spiel waren, haben wir wenig zugelassen“, sagte Langkamp. Im letzten Drittel des Spielfelds wirkte die TSG arg harmlos. Stevens verfolgte die Bemühungen mit einem Blick so scharf, dass er vermutlich selbst Diamanten hätte zerteilen können. Erst in der Schlussphase kamen die Hoffenheimer noch zu Chancen. Kevin Volland jagte den Ball eine Viertelstunde vor Schluss hoch übers Tor, der eingewechselte Eduardo Vargas köpfte nach einer Ecke vorbei, und Herthas Innenverteidiger John Anthony Brooks wäre mit einer Rettungsgrätsche in der Nachspielzeit beinahe noch ein Eigentor unterlaufen.

„Spielerisch hat die zweite Halbzeit nicht so gut ausgesehen“, gab auch Herthas Trainer Pal Dardai zu. „Es war mehr ein Schachspiel.“ Offensiv ging bei Hertha gar nichts mehr. Nach 60 Prozent Ballbesitz zur Pause waren es am Ende nur noch 46 Prozent. Und kurioserweise hatten die Berliner gewonnen, obwohl die offizielle Statistik null Schüsse auf das Tor ihres Gegners auswies. Solche Spitzfindigkeiten interessierte den Anhang in der Ostkurve vermutlich nicht mal am Rande, als er die Mannschaft mit einem „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“ in den Feierabend verabschiedete. Am Samstag spielt Hertha in München. „Wir fahren auf jeden Fall mit einem guten Gefühl dahin“, sagte Sebastian Langkamp, „aber sicherlich nicht als Favorit.“

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