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Gut gekämpft, Hertha BSC. Salomon Kalou setzt sich hier schön durch und das wird am Ende belohnt.
© dpa

Fußball-Bundesliga: Hertha BSC schlägt Borussia Mönchengladbach 4:2 - Grujic verletzt

Hertha dreht einen 0:1-Rückstand binnen fünf Minuten und präsentiert sich erstaunlich reif. Nur die Verletzung von Marko Grujic macht Sorgen.

Ein paar Minuten nach dem Schlusspfiff brach das Olympiastadion ein weiteres Mal in ekstatischen Jubel aus. Als wäre Hertha BSC vom Videoassistenten aus Köln ein fünfter Treffer gut geschrieben worden. In Wirklichkeit erschien auf den Anzeigetafeln die vorläufige Tabelle der Fußball-Bundesliga – und ganz oben eben Hertha BSC. „Spitzenreiter! Spitzenreiter! Hey, hey!“, riefen die Fans in der Ostkurve. Dass die Bayern noch nicht gespielt hatten und die Aussagekraft der Tabelle nach vier Spielen ohnehin begrenzt ist: geschenkt. Die Berliner genossen einfach den Moment. Und das völlig zu Recht. „So eine gute Stimmung habe ich auch lange nicht erlebt“, sagte Trainer Pal Dardai. Und so ein gutes Spiel seiner Mannschaft vielleicht auch nicht. 4:2 (2:1) hieß es am Ende gegen Borussia Mönchengladbach, ein Team, das nur auf dem Papier ebenbürtig war.

Langsam wird es ein bisschen unheimlich. Vier Spieltage sind in der neuen Saison vorüber, an jedem einzelnen wurde ein Elfmeter gegen Hertha verhängt. Auch am Samstag gegen die Gladbacher wieder. Innenverteidiger Niklas Stark hatte einen langen Pass unterschätzt, er eilte Fabian Johnson hinterher und brachte ihn ins Straucheln. Thorgan Hazard nutzte die Chance zur Führung für die Gäste. Langsam aber wird es auch ein bisschen unheimlich, dass sich Hertha von solchen Widrigkeiten nicht im Geringsten irritieren lässt. „Der Elfmeter war für uns ein Startschuss“, sagte Stark, der die Entscheidung des Schiedsrichters nicht verstehen konnte. Binnen fünf Minuten machte sein Team aus dem 0:1 ein 2:1.

Gladbach war eigentlich Herthas Angstgegner

Das war auch „unserer Inkonsequenz im Defensivverhalten“ geschuldet, die Borussias Trainer Dieter Hecking monierte, vor allem aber dem überzeugenden Auftritt der Berliner. „Es zeichnet uns aus, dass wir immer weiter nach vorne spielen wollen“, sagte Valentino Lazaro. Nach dem Rückstand nutzte zunächst Marvin Plattenhardt die Nachlässigkeit der Gäste. Der Nationalspieler konnte unbedrängt aus dem Halbfeld in den Gladbacher Fünfmeterraum flanken, wo Vedad Ibisevic so frei stand, dass er kein Problem hatte, zum Ausgleich einzuköpfen. Auch das 2:1 erzielte Hertha per Kopf. Lazaro eroberte in Höhe der Mittellinie den Ball, startete mit einem Diagonallauf in die Mitte und wurde schließlich von Javairo Dilrosun mit einer perfekten Flanke bedient.

Mit dem zweiten Tor der Berliner waren die Kräfteverhältnisse auf dem Rasen halbwegs korrekt wiedergegeben. Die Gladbacher hatten zwar in der vierten Minute die erste gute Gelegenheit, als Hazard nach einem Solo mit seinem Flachschuss knapp das Tor verpasste. Aber die Berliner zeichneten sich an diesem Nachmittag durch starke Reaktionskräfte aus. Noch in derselben Minute kamen sie zu einer noch besseren Chance. Ondrej Duda köpfte den Ball freistehend über die Latte – als hätte er vor dem eigenen Tor klären wollen.

Die Gladbacher, die mit derselben Elf antraten wie vor einer Woche bei ihrem Sieg gegen Schalke 04, waren in der jüngeren Vergangenheit ein echter Angstgegner für Hertha. Acht der vergangenen neun Duelle konnten sie für sich entscheiden. Vor 51.852 Zuschauern im Olympiastadion war aber diesmal das Team von Pal Dardai die dominante Mannschaft. Auch der Ungar hatte nach dem erfolgreichen Saisonstart keine Gründe, größere personelle Veränderungen vorzunehmen. Er beschränkte sich auf das Notwendige. Nur Fabian Lustenberger rücke für den verletzten Innenverteidiger Jordan Torunarigha in die Anfangsformation.

Marko Grujic verletzte sich schwer

Das Duell des Vierten gegen den punktgleichen Vierten war zeitweise ein ziemlich ungleiches. Es war beeindruckend, wie Hertha einen Gegner beherrschte, mit dem er zuletzt fast immer Probleme gehabt hatte; es war bemerkenswert, mit wie viel Eifer die junge Mannschaft auftrat und wie viel Spielfreude sie ausstrahlte. Gladbachs Trainer Hecking sah sich schon nach 45 Minuten zu größeren Korrekturen genötigt. Mit Patrick Herrmann und Florian Neuhaus brachte er zur zweiten Hälfte zwei neue Leute, und tatsächlich trat sein Team zeitweise etwas forscher auf. Alassane Plea hatte eine große Chance zum Ausgleich, als er den Ball nach Zuspiel von Herrmann an Torhüter Rune Jarstein, aber auch knapp am Tor vorbeispitzelte.

Doch Hertha geriet an diesem Nachmittag nie mehr in ernsthafte Schwierigkeiten. In der Druckphase der Gäste, als die Berliner sich weit zurückzogen, gelang Salomon Kalou der perfekte Konter. Nicht mal der Versuch von Tobias Strobl, ihn mit einem Foul zu stoppen, konnte ihn aus dem Tritt bringen. Der Ivorer brachte den Ball punktgenau in die Mitte, so dass Ibisevic ihn nur noch zum 3:1 über die Linie stupsen musste.

Spiele von Hertha BSC waren in den vergangenen Jahren nur selten spektakulär. Die Partie gegen die Gladbacher aber hatte einen fast schon beängstigend hohen Unterhaltungswert. Selbst der schnelle Anschlusstreffer der Gladbacher durch ein Kopfballtor des Franzosen Plea vermochte die Berliner nicht nachhaltig zu irritieren. Auch den Ausfall ihres Mittelfeldspieler Marko Grujic, den Herrmann böse am Schienbein erwischt hatte, steckte die Mannschaft weg. Unmittelbar danach gelang Ondrej Duda mit einem Schuss von der Strafraumgrenze das entscheidende 4:2. „Das war heute Spaß“, sagte Dardai auf der Bank zu seinem Nebenmann, Manager Michael Preetz. Nicht ganz so spaßig für den Ungarn und seine Mannschaft ist allerdings Grujics Verletzung. Ihm wurde noch am Samstagabend einen Bänder- und Kapselriss im Sprunggelenk attestiert. Er fällt für unbestimmte Zeit aus.

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