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Hier scheitern Leckie und Selke am Frankfurter Torwart, später war Hradecky dreimal chancenlos.
© Frank Rumpenhorst/dpa
Update

3:0-Sieg bei Eintracht Frankfurt: Hertha BSC nimmt die Gastgeschenke gern an

Bei Eintracht Frankfurt gewinnen die Berliner durch eine starke zweite Halbzeit überraschend hoch. Selbst die Europokalplätze sind plötzlich wieder in Reichweite.

Es dauerte gut eine Stunde, bis sich die Gemüter wieder beruhigt hatten; kühle Getränke, ein Platz im Schatten und ein bisschen Abstand taten sicher ihr Übriges. Plötzlich waren die Beteiligten sogar zu Scherzen aufgelegt. „Ich will erstmal Niko und der Eintracht gratulieren“, sprach Pal Dardai, der Trainer von Hertha BSC, nach dem hitzigen und emotionalen Bundesliga-Punktspiel in Frankfurt am Samstagnachmittag. „Sie haben jetzt zum zweiten Mal das geschafft, wovon wir seit langem träumen“, ergänzte er, „die Teilnahme am DFB-Pokalfinale in Berlin.“ Niko Kovac quittierte die Aussage seines ehemaligen Teamkollegen und Mitstreiters aus gemeinsamen Hertha-Zeiten mit einem Lächeln und retournierte gekonnt: „Dann sind wir jetzt ja quitt.“ Das wiederum brachte Dardai zum Lachen. 

Ob das tatsächlich so ist, sei mal dahingestellt. In jedem Fall hat Hertha der Eintracht am Samstag eine empfindliche Niederlage im Kampf um die internationalen Plätze beigebracht. Nach einer lange ausgeglichenen Begegnung setzten sich die Gäste am Ende mit 3:0 (0:0) beim Pokalfinalisten durch und feierten damit den höchsten Sieg der Saison. Zudem verkürzten sie den Abstand auf die Frankfurter auf nunmehr vier Punkte. Selbst die Europa-League-Plätze sind drei Spieltage vor Schluss wieder in Reichweite. „Ich muss meine Mannschaft loben“, sagte Dardai, „sie hat das sehr gut gemacht, ist ruhig geblieben und hat unseren Plan super umgesetzt.“

Allerdings hatten die Berliner auch zwei Mal das Glück respektive den Videoschiedsrichter auf ihrer Seite. Den Elfmeter etwa, der zum 1:0 durch Davie Selke führte, musste man nicht zwangsläufig geben. Auch das 2:0 durch Mathew Leckie war eine Millimeterentscheidung, die Schiedsrichter Sascha Stegemann zu Gunsten der Gäste auslegte. Unbestritten dämlich war einzig die Rote Karte gegen Frankfurts Makoto Hasebe, der Selke kurz vor Schluss einen Ellbogencheck verpasste und folgerichtig des Feldes verwiesen wurde. 

Niko Kovac modifizierte seine Startelf drei Tage nach dem DFB-Pokal-Halbfinale auf Schalke auf fünf Formationen. Unter anderem rotierte der ehemalige Herthaner und Siegtorschütze des Hinspiels, Kevin-Prince Boateng (Oberschenkelprellung), auf die Tribüne. Dardai nahm im Vergleich zum 2:1-Sieg gegen den 1. FC Köln vier Veränderungen vor: Für Niklas Stark (Nasenbeinbruch) rückte Jordan Torunarigha in die Innenverteidigung, für Salomon Kalou durfte Mathew Leckie mitwirken, für Vedad Ibisevic begann Ondrej Duda. Der zuletzt formschwache und arg lustlose Mitchell Weiser dagegen stand an seinem 24. Geburtstag gar nicht erst im Kader. Ihn ersetzte Peter Pekarik.

Bei überragendem Fußball-Wetter tasteten sich beide Abordnungen vor 51 000 Zuschauern in der ausverkauften Frankfurter Arena zehn Minuten lang ab, ehe es interessant wurde. Dabei kamen die ersten Großchancen der Gastgeber durch krasse Fehler in der Berliner Verteidigung zustande. „Wir haben Geschenke verteilt, aber Frankfurt hat sie zum Glück nicht angenommen“, sagte Dardai später.  Zunächst leistete sich Mathew Leckie einen Querschläger, der genau vor den Füßen von Luka Jovic landete; allerdings wollte es der Serbe zu genau machen und schoss knapp über das Tor. Wiederum zehn Minuten später hatten die Berliner erneut Glück: Karim Rekik spielte einen verunglückten Rückpass auf Torhüter Rune Jarstein, den Jovic abfing und an seinen Landsmann Mijat Gacinovic weiterleitete; dessen Schuss sprang an die Unterkante der Latte und von dort zurück ins Feld. Auf der Gegenseite hätte Hertha in Führung gehen können: Selke setzte sich auf dem linken Flügel durch und stieß hinter die letzte Verteidigungslinie vor. Seinem Querpass auf den völlig freistehenden Mathew Leckie fehlte jedoch die Präzision; der Ball landete im Seitenaus. Damit waren die größten Gelegenheiten des ersten Durchgangs auch schon erzählt. 

Nach dem Seitenwechsel wurde es dann hektisch und ereignisreich. Den Frankfurtern waren mit fortwährendem Verlauf die Anstrengungen des Pokalspiels unter der Woche anzumerken. So ging Hertha nach einer knappen Stunde in Führung: Davie Selke wurde im Strafraum von Makoto Hasebe gefoult und traf nach der mittlerweile üblichen Verzögerung durch den Videoassistenten zum 0:1. Auch beim zweiten Treffer bedurfte es einer Rücksprache mit der Schaltzentrale in Köln, ehe dem Treffer die Gültigkeit anerkannt wurde. Salomon Kalou hatte Mathew Leckie auf die Reise geschickt - und der Australier verwandelte aus zehn Metern Torentfernung clever zum 0:2. Der Schlusspunkt zum 0:3 durch Alexander Esswein in der Nachspielzeit hatte dann nur noch statistischen Wert. 

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