Hertha BSC vor dem Spiel in Frankfurt: Mathew Leckie ist wieder gefragt
Der Australier Mathew Leckie startete stark in die Saison, fiel dann aber in ein Loch. Nun steht er vor der Rückkehr ins Herthas Startelf.
In der durchglobalisierten Fußballwelt des 21. Jahrhunderts ist immerhin eine Regel konsensfähig: Die Amtssprache auf dem Trainingsplatz entspricht der jeweiligen Landessprache, darauf legen nicht nur die hohen Herren beim FC Bayern München Wert. Trotzdem ist Pal Dardai, der Trainer von Hertha BSC, im Verlauf der Saison immer wieder mit einem Satz konfrontiert worden, der ihn zwischenzeitlich ziemlich auf die Palme brachte. „I am tired – ich bin müde“, sagt Dardai, „keine Ahnung, wie oft ich das von ihm gehört habe.“
Er, das ist Mathew Leckie, Herthas australischer Nationalspieler. Vor allem in der Hinrunde hat der 27-Jährige regelmäßig große Strapazen im Dienste seines Heimatlandes auf sich genommen, hat Zeit und Nerven investiert. Für die WM-Qualifikationsspiele der australischen Auswahl reiste Leckie mehrfach um die halbe Welt – und kehrte entsprechend erschöpft zu seinem Arbeitgeber zurück. „Das war eine psychologische Sache“, sagt Dardai, „Mathew hat sich das auch eingeredet, das war nicht gut.“ Mittlerweile wartet der Offensivspieler seit Anfang Dezember darauf, mal wieder seine Füße im Spiel zu haben, wenn Hertha BSC ein Tor schießt – ob nun als Vorbereiter oder Vollstrecker, völlig egal.
Verletzungen und Jetlag
Dass Hertha BSC heute beim Tabellensiebten und frisch gekürten Pokalfinalisten in Frankfurt antritt (15.30 Uhr, live bei Sky), passt ganz gut zu Leckies Berliner Geschichte. Gegen die Eintracht bereitete er im Hinspiel (1:2) letztmalig einen Treffer vor, anschließend fiel er in ein Loch, hatte mit kleineren Verletzungen zu kämpfen und eben mit dem Jetlag. Vor dem Rückspiel an diesem Samstag gilt es nun als ausgemachte – oder zumindest: sehr wahrscheinliche – Sache, dass Leckie tatsächlich mal wieder in der ersten Elf steht.
Wer Pal Dardai auch nur ein bisschen kennt oder gelegentlich mit ihm zu tun hat, der weiß genau: Einsätze aus purer Gefälligkeit sind dem Ungarn fremd, selbst wenn die Saison im Grunde gelaufen ist. Wer in die Startformation will, muss sich das im Training verdienen. Leckie hat das offenbar geschafft. Dardai jedenfalls hat beobachtet, dass „er wieder so explosiv ist wie am Anfang“. Wie im letzten Sommer also, nachdem die Berliner Verantwortlichen drei Millionen Euro Ablöse an Bundesliga-Absteiger FC Ingolstadt für ihn überwiesen hatten. „Er ist hier sehr gut angekommen, genau so, wie wir es uns vorgestellt hatten“, sagt Dardai.
„Mein großer Vorteil war, dass die Erwartungen an mich nicht sehr hoch waren“, sagt Leckie heute. Bei allem Respekt vor seiner sportlichen Entwicklung, die ihn über die Stationen Borussia Mönchengladbach, FSV Frankfurt und eben Ingolstadt nach Berlin führte, gab es dafür auch einen triftigen Grund. Der Offensivspieler Mathew Leckie war, sagen wir mal: nicht gerade für seine Abschlussstärke bekannt. In 71 Bundesliga-Spielen waren Leckie ganze drei Treffer gelungen.
Gemessen daran legte er bei Hertha einen sensationellen Start hin: Leckie erzielte die ersten drei Saisontore der Berliner und kam nach vier Spielen im blau-weißen Trikot auf mehr Treffer als für Gladbach und Ingolstadt zusammen (vier). Seither ist allerdings nur einer dazugekommen, im Europa-League-Spiel bei Athletic Bilbao.
Tempo auf der Außenbahn
Trotzdem ist Leckie sehr wohl im Stande, Herthas Spiel zu bereichern – wie zuletzt im Heimspiel gegen Köln, als der formschwache Mitchell Weiser zur Pause seinen Platz für den Australier räumen musste. Leckie tat das, wofür sie ihn nach Berlin geholt haben: Er brachte Tempo ins Spiel, belebte die Außenbahn und half, einen 0:1-Rückstand in einen 2:1-Erfolg umzuwandeln. „Wir haben viele Einzelgespräche geführt und in der Trainingssteuerung darauf geachtet, dass wir ihn wieder hinkriegen“, sagt Dardai.
In Frankfurt könnten Leckie und seine Geschwindigkeit von besonderem Wert sein für Hertha BSC. „Die Eintracht ist eine sehr disziplinierte Mannschaft, die defensiv gut steht“, sagt Dardai über das Team seines ehemaligen Teamkollegen und Mitstreiters Niko Kovac. Gerade im viel zitierten Umschaltspiel, dem Dardai unter der Woche mal wieder reichlich Zeit im Training widmete, wird Leckie gefragt sein. Dardai sagt: „Mit unserer Taktik kann er einem Gegner vor allem auswärts richtig wehtun.“
So könnte Hertha spielen: Jarstein – Pekarik, Rekik, Torunarigha, Plattenhardt – Maier, Skjelbred – Lazaro, Darida, Leckie – Selke.