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Bedröppelt: Herthas Niklas Stark (links) und Karim Rekik sind nach der 1:2-Niederlage in Luhansk bedient.
© Sergei Supinsky/AFP

Peinliche Bilanz in der Europa League: Hertha BSC muss jetzt aufpassen

Drei Spiele, ein Punkt: Hertha BSC bleibt in der Europa League hinter den Erwartungen zurück. Das sollte eine Warnung für die Bundesliga sein. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Drei Wochen ist es her, da wurde das Land von großem Wehklagen erfasst: Der schöne deutsche Fußball, er ist dem Untergang geweiht! Sechs Spiele im Europacup, sechs Niederlagen! In den Fokus der Kritik gerieten vor allem die Europa-League-Starter, die gegen internationale Schwergewichte wie Ludogorets Rasgrad, Roter Stern Belgrad und Östersunds FK verloren hatten. Christian Seifert, der Chef der Deutschen Fußball-Liga und damit Hauptverantwortlicher für die Marke Bundesliga, sah sich sogar zu einer öffentlichen Ermahnung an Hertha BSC, den 1. FC Köln und die TSG Hoffenheim genötigt, die Europa League doch bitte ernst zu nehmen.

Einen Spieltag später muss man zumindest bei den Kölnern und Berlinern feststellen: Mit mangelndem Enthusiasmus für den Wettbewerb hat das desaströse Abschneiden leider nichts zu tun. Nach weiteren Niederlagen gegen Bate Borissow (Weißrussland) und Sorja Luhansk (Ukraine) belegen beide in ihrer Gruppe den letzten Tabellenplatz. Es fehlt nicht am Willen – es fehlt schlicht an Qualität. Aktuell reicht es leider nicht für Europa. Nie war das Verdikt von Franz Beckenbauer, der den Uefa-Pokal mal als Cup der Verlierer bezeichnet hat, treffender.

Im Falle von Hertha BSC ist das regelrecht dramatisch. Nach der Auslosung Ende August lautete der Tenor noch: Hätte attraktiver sein können, aber zumindest das Weiterkommen sollte gesichert sein – und damit die Aussicht auf wenigstens einen schönen Gegner und ein volles Olympiastadion in der K.-o.-Phase.

Die Europa League wirkt wie ein Katalysator

Richtig zu erklären ist Herthas bisherige Bilanz nicht. Sie bleibt ein bisschen rätselhaft. Auf den ersten Blick spricht vieles für einen gewissen Hochmut. Aber die Berliner haben sich im Sommer viele Gedanken gemacht, sie hatten ausreichend Respekt vor der Situation, sind mit genügend Demut in die Saison gegangen – und sie wollten trotzdem beweisen, dass die Mehrfachbelastung nicht zwingend dazu führen muss, dass sie in der Liga in Schwulitäten geraten wie in der Vergangenheit Mainz, Augsburg oder Freiburg. Das, immerhin, gelingt bisher leidlich.

Die spannende Frage der nächsten Wochen wird sein: Welche ist die echte Hertha? Die, die sich gegen Luhansk blamiert? Oder die, die den großen Bayern nach einem 0:2 noch einen Punkt abtrotzt? Hertha sollte die Europa League, auch wenn das Weiterkommen utopisch erscheint, daher zwingend weiterhin ernst nehmen. Zumindest als Alarmsignal. Mag sein, dass der Wettbewerb eine Entwicklung verstärkt und verdichtet wie ein Katalysator. Aber er hat eben auch gezeigt, dass gerade eine Entwicklung im Gange ist, die Hertha nicht gefallen kann.

Und das ist das eigentlich Dramatische an der aktuellen Situation.

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