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Valentin Stocker (links) hat gute Chancen, zum Bundesliga-Auftakt in der Startelf von Hertha BSC zu stehen.
© imago/Metodi Popow
Update

Hertha blickt dem Bundesligaauftakt zuversichtlich entgegen: Hertha BSC: Leverkusen kann kommen

Am Sonntag spielt Hertha BSC bei Bayer Leverkusen. Vermutlich werden dann Valentin Stocker und Alexander Esswein auf den Flügeln spielen

Für den freien Nachmittag hatte sich Pal Dardai noch ein spezielles Programm vorgenommen: das Gesicht vor dem Abflug ins kalte Berlin noch ein paar Minuten in die mallorquinische Wintersonne halten und ein bisschen Farbe abbekommen. „Damit ich für meine Frau gut aussehe“, wie Herthas Trainer sagte. Bei Per Skjelbred hätte auch ganz viel Sonne nicht mehr viel geholfen. Der Mittelfeldspieler von Hertha BSC hatte im Test gegen RCD Mallorca den Ellbogen eines Gegenspielers ins Gesicht bekommen. Sein Auge hat sich inzwischen dunkelblau verfärbt, noch immer trägt Skjelbred ein Pflaster am Jochbein. „Was für ein Sechser!“, sagte Pal Dardai, der Trainer des Berliner Fußball-Bundesligisten. „Kehrt angeschlagen aus dem Trainingslager zurück.“

Im Test gegen des spanischen Zweitligisten RCD Mallorca (1:1) war es am Mittwoch ordentlich zur Sache gegangen. Vier Gelbe Karten sahen die Berliner, es wurde gemosert, getreten und geschubst. „Wenn du als Mannschaft mal einen schlechten Tag hast, kannst du durch Aggressivität Punkte retten“, sagte Dardai, der den Eifer seiner Spieler wohlwollend zur Kenntnis genommen hatte: „Viel Gift, viele Zweikämpfe – so kommst du wieder rein.“

Die Winterpause war zwar kurz, und doch bleibt ein letztes bisschen Ungewissheit, in welchem Zustand Hertha in etwas mehr als einer Woche ins Alltagsgeschäft zurückfinden wird. Kommenden Sonntag geht die Saison mit einem Auswärtsspiel bei Bayer Leverkusen weiter. „Nach einem Monat Pause entscheidet im ersten Spiel nur die Tagesform“, sagte Dardai. „Das Ziel ist, die Mannschaft bis Leverkusen geistig und körperlich fit zu kriegen.“

Jordan Torunarigha hat im Trainingslager überzeugt

Diesem Ziel ist Hertha nach eigener Einschätzung im einwöchigen Trainingslager auf Mallorca ein gutes Stück nähergekommen. „Ich habe ein gutes Gefühl. Die Mannschaft zieht mit“, sagte Dardai. „Disziplin und Teamgeist sind der Schlüssel.“ Der Ungar bedankte sich am Freitag vor der letzten Trainingseinheit auf dem Gelände von RCD Mallorca bei seinen Spielern für die konzentrierte Arbeit. Das Programm war so umfangreich, dass laut Manager Michael Preetz gar keine Zeit geblieben sei, „sich Gedanken über irgendeinen Blödsinn zu machen“. Trainer Dardai hatte vorrangig fußballerische Themen auf die Tagesordnung gesetzt, viele Spielformen, in denen die Handlungsschnelligkeit geschult werden sollte. Den Kopf hat das mindestens ebenso gefordert wie den Körper – vor allem bei den vielen Talenten, die zum Teil erstmals mit den Profis ins Trainingslager durften.

„Die jungen Spieler sind müde, aber das ist normal“, sagte Dardai. „Bei Handlungsschnelligkeit, Technik, Ballsicherheit können sie noch ein bisschen lernen.“ Das hat nicht zuletzt das Testspiel gegen den spanischen Viertligisten UD Poblense (1:0) gezeigt, als fünf der sechs Nachwuchskräfte zum Einsatz kamen. „Männerfußball ist etwas anderes“, sagte Dardai. „Aber das ist jetzt die Messlatte.“ Und für die meisten der Talente liegt sie im Moment noch ein bisschen hoch. Nur Jordan Torunarigha hat Herthas Trainer davon explizit ausgenommen. Der 19-Jährige, der im Dezember einen Profivertrag unterschrieben hat, wird im Kader künftig die Planstelle von Jens Hegeler (zu Bristol City) als Backup für die Innenverteidigung einnehmen. „Ich kann ihn ruhig in der Bundesliga spielen lassen“, sagte Dardai. „Jordan hat einen guten Eindruck gemacht, die anderen müssen hart arbeiten.“

An diesem Samstag fliegt die Mannschaft nach Berlin zurück, nach einem freien Tag steht dann ab Montag die Vorbereitung auf das letzte Spiel der Hinrunde an, mit unter anderem einem Test gegen die eigene U 23 am Dienstag. Die Bedingungen werden in der Heimat ganz andere sein als auf Mallorca, bei – meistens – Sonne und zweistelligen Plusgraden. Abgesehen von Sinan Kurt, der sich gleich am zweiten Tag so schwer am Sprunggelenk verletzt hat, dass er nach Berlin abreisen und operiert werden musste, sind die Berliner ohne größere Blessuren davon gekommen.

Trotzdem fehlen in Leverkusen zwei wichtige Spieler. Dardai muss auf die beiden Flügelspieler Mitchell Weiser (verletzt) und Salomon Kalou (Afrika-Cup) verzichten. Aller Voraussicht nach werden Alexander Esswein (rechts) und Valentin Stocker (links) dafür in die Startelf rücken. Eine weitere Möglichkeit wäre der Japaner Genki Haraguchi. Doch der hat Trainer Dardai in den vergangenen Wochen nicht besonders überzeugt. „Wir müssen sehen, ob Genki sich steigert", sagte der Ungarn. „Er muss seine Form wieder finden. Seit Wochen seit Monaten ist er übermotiviert. Seitdem wir mit ihm verlängern wollen, will er noch mehr zeigen. Motivation ist gut, aber Übermotivation ist ein schlechter Ratgeber.“ Momentan sehe er nicht diese klaren guten Spielzüge, die Haraguchi Anfang der Saison gezeigt habe.

Trainer Dardai kritisiert Genki Haraguchi

„Wir konnten in Ruhe arbeiten“, sagte Dardai über das Trainingslager auf Mallorca. „Für das Training und das Niveau würde ich die Note eins geben.“ Die Bedingungen seien gut gewesen, die beiden Testspielgegner sogar optimal: keine Laufkundschaft, die man mal eben mit 5:0 vom Platz fegt, sondern fußballerisch durchaus anspruchsvoll: „Das schärft die Sinne, da bist du wach und bleibst konzentriert.“

Darauf wird es auch im Bundesligabetrieb ankommen, erst recht nach den Erfahrungen der Vorsaison. Der Absturz in der Rückrunde – von Platz drei auf sieben – wird als Begleitmusik im Hintergrund immer mitlaufen. Aber die Mannschaft macht derzeit nicht den Eindruck, als ob sie unter der Last der Vergangenheit zusammenbrechen würde. Sie scheint eher entschlossen, den schlechten Eindruck aus dem Vorjahr zu revidieren. Anfang der Woche hat sie einen Europapokalplatz als Saisonziel ausgegeben: Mindestens Sechster will Hertha werden. „Wir wollen die Rückrunde mutig angehen“, sagte Manager Michael Preetz. Auch das ist eine Konsequenz aus der Vorsaison. „Wir wissen, dass es ambitioniert ist, unser Ziel zu erreichen. Wir wissen aber auch, dass es möglich ist. Diese Chance wollen wir ergreifen.“

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