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Immer mit der Ruhe! Pal Dardai gibt sich öffentlich gnädig mit seiner Mannschaft.
© Imago / Bernd König

Nach dem Debakel in Leipzig: Hertha BSC: Jetzt aber mal los!

"Die Mannschaft hat es nicht verbockt", sagt Trainer Pal Dardai drei Tage nach dem 0:5 bei RB Leipzig. Trotzdem hofft er auf eine eindeutige Reaktion.

Pal Dardai schien seine Mannschaft irgendwo verloren zu haben. Der Trainer von Hertha BSC stand auf dem Schenckendorffplatz, der Rasensprenger arbeitete – nur von seinen Spielern war nichts zu sehen. Zehn Minuten dauerte es, dann trudelte auch die Mannschaft ein. Das Aufwärmprogramm hatte sie in der Kabine absolviert, nicht auf dem Platz. Zuvor aber hatte sie noch das über sich ergehen lassen müssen, was Dardai am Sonntag nach der 0:5-Niederlage bei Rasenballsport Leipzig als „ehrlichen Dialog“ angekündigt hatte. „Wir haben es aufgearbeitet und intern einiges besprochen“, sagte Dardai.

So schlimm, wie befürchtet, fiel die Abrechnung mit der Mannschaft wohl doch nicht aus. Gut, Herthas Spieler mussten noch einmal ein paar Videosequenzen des samstäglichen Debakels über sich ergehen lassen. Aber Dardai ist nicht der Typ kalkulierter Brandreden und Wutausbrüche. Wenn er emotional ist – was durchaus vorkommt –, dann ist er es aus der Emotion heraus. „Ich glaube es war gut, dass ich nach dem Spiel nicht viel gesagt habe“, sagte der Ungar am Dienstag. „Es war gut, dass ich am Sonntag nicht hier war.“ Anstatt am Tag nach dem Spiel das Auslaufen der Mannschaft anzuleiten, saß Dardai in München bei Sky im Fernsehstudio. So kam es erst drei Tage nach dem Debakel zu einem Wiedersehen mit seinen Spielern. „Diese innere Enttäuschung, die Wut, die lässt nach“, berichtete Herthas Trainer.

Das 0:5 in Leipzig war für den Berliner Fußball-Bundesligisten die dritte Niederlage hintereinander. Eine solche Serie hat es in der gesamten Saison noch nicht gegeben, was im und um den Verein herum die Sorge befeuert hat, dass die Mannschaft die Spielzeit mehr oder weniger austrudeln lassen könnte. „Im Moment wiederholt sich das Muster der Vorjahre. Der Auftakt in die Rückrunde war ordentlich, aber davon sind wir jetzt ein Stück weg“, sagte Herthas Manager Michael Preetz dem „Kicker“.

Dardai hatte schon beim Mittagessen vor dem Spiel in Leipzig eine Ahnung, dass seiner Mannschaft die innere Spannung fehlte. „Man hat gespürt, es ist ein bisschen anders“, sagte er. „Alle haben mich komisch angeschaut. Aber Pal täuscht sich nicht.“ Trotzdem nahm Dardai sein Team gegen den Vorwurf in Schutz, nicht motiviert gewesen zu sein: „Verbockt haben sie es nicht.“ Die Leipziger seien einfach besser und schneller gewesen – wie eigentlich in allen bisherigen Aufeinandertreffen beider Klubs.

Manager Preetz kritisierte das Team

Manager Preetz brachte Anfang der Woche nicht ganz so viel Verständnis für den Auftritt der Mannschaft in Leipzig auf. Schon am Ende der Hinrunde hatte er sich deutlich kritischer geäußert als sein Trainer. Auf den schon häufiger von Dardai vorgetragenen Wunsch, dass die Mannschaft in den kommenden Jahren zusammenbleiben möge, entgegnete Preetz nun: „Im Moment ist die Mannschaft zusammen. Da darf gern jetzt mehr kommen.“ In dieser Hinsicht wird Dardai seinem Chef nicht widersprechen. Herthas Trainer hofft auf den pädagogischen Effekt des Spiels in Leipzig. „Das war eine sehr böse Niederlage, sehr schmerzhaft – und sehr gut für die Motivation“, sagte er. „Das ist eine schöne kalte Dusche. Jeder wird konzentriert, jeder kommt ein bisschen runter. Schauen wir, was am Wochenende passiert. Das ist wichtig. Interessant auch.“

Am Wochenende kommt der Aufsteiger Fortuna Düsseldorf ins Olympiastadion, der nicht nur das Hinspiel gegen Hertha mit 4:1 für sich entscheiden konnte, sondern auch am Samstag 3:1 gegen den Champions-League-Anwärter Borussia Mönchengladbach gewonnen hat. Trotzdem gibt es keinen Zweifel daran, dass Hertha als Favorit in dieses Spiel geht und alles andere als ein Sieg eine weitere Enttäuschung wäre. „Ich weiß, es ist Fastenzeit“, sagte Dardai. „Aber wir müssen jetzt mit dem Fasten aufhören.“ Zumal die Mannschaft in der Rückrunde fünf Punkte weniger geholt habe als aus den gleichen Spielen in der Hinrunde: „Jetzt müssen wir mal loslegen.“

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