0:5-Pleite in Leipzig: Hertha BSC ist komplett chancenlos
Hertha kann Leipzigs Druck nicht standhalten und verliert am Ende mehr als deutlich. Spieler und Trainer reagieren wütend.
Nach einer gespielten Stunde saß Pal Dardai am Rande auf der Trainerbank und kniff seine Lippen zusammen. Er war bedient. 0:5 stand es gegen seine Mannschaft – und das Schlimmste schien noch nicht überstanden. Im Top-Spiel der Bundesliga hatte seine Mannschaft gerade in acht Minuten drei Gegentore kassiert. Noch nie war seine Mannschaft in seiner Amtszeit als Cheftrainer von Hertha BSC derart unter die Räder geraten. Wohin sollte das hier noch führen?
Eine halbe Stunde später kam der Abpfiff einer Erlösung gleich. Es blieb vor 41 939 Zuschauern in der Leipziger Arena beim 0:5 (0:2). Die Klatsche beim Tabellendritten RB Leipzig ist für die Berliner nicht nur die höchste Niederlage der Saison, sondern auch die dritte Niederlage in Folge, ein Novum in der bisherigen Spielzeit.
"Wir lassen uns hier verarschen"
Für die Mannschaft von Pal Dardai dürfte es in den verbleibenden sieben Spielen nur noch darum gehen, irgendwie den neunten Tabellenplatz zu erobern. Ein einstelliger Tabellenplatz ist das Saisonziel. Das zu erreichen, dürfte noch schwer genug werden. „Das ist schmerzhaft“, sagte Dardai hinterher, „ich möchte jetzt nichts sagen, nicht, dass ich noch etwas Falsches sage.“
Die von Ralf Rangnick trainierte Leipziger Mannschaft agierte vom Anpfiff weg druckvoll, sie war auf Attacke getrimmt. Mit drei, vier Spielern liefen die Gastgeber die Berliner ganz hoch an, die damit ihre liebe Mühe hatten. Ein Spielaufbau war so gar nicht erst möglich. Die Dreierkette der Berliner wurde oft genug zur Fünferkette, weil Leipzig klar spiel- und feldüberlegen war und immer wieder den Weg zum gegnerischen Tor suchte.
Nach einer Viertelstunde musste Hertha dem Dauerdruck ein erstes Mal nachgeben. Nach einem Steilpass von Kevin Kampl kam auf Höhe des Elfmeterpunktes Emil Forsberg zum Schuss. Der Schwede erzielte das 1:0. Die Leipziger waren läuferisch und spielerisch den Berlinern um Längen überlegen - „eine Galavorstellung“, wie Rangnick später sagte. Entweder kamen die Berliner einen Schritt zu spät oder aber die Zuordnung stimmte bei ihnen nicht. Dem lustvollen Spiel der Gastgeber hatten die Berliner an diesem Samstagabend herzlich wenig entgegenzusetzen. Sie wirkten phasenweise völlig überfordert.
Vor allem in der Defensive hatte Hertha allerlei Probleme mit den schnellen Stürmern der Leipziger, mit Yussuf Poulsen und Timo Werner. Die beiden Spieler waren es auch, die das Ergebnis nach einer knappen halben Stunde auf 2:0 stellten. Poulsen erzielte es nach Vorarbeit von Werner. Dem vorausgegangen war ein Patzer von Fabian Lustenberger.
Offensiv fanden die Berliner so gut wie nicht statt. das zentrale Mittelfeld der Berliner um Ondrej Duda, Arne Maier und Marko Grujic konnte das druckvolle Passspiel der Leipziger nicht unterbinden und fand daher nie wirklich Zugriff auf das Spiel. „Das hat heute weder nach Offensive noch nach Defensive ausgesehen“, sagte Dardai.
Trainer Pal Dardai war mächtig bedient
Aus Berliner Sicht änderte sich das Bild auch im zweiten Abschnitt nicht. Zunächst konnte Torwart Rune Jarstein einen Schuss von Werner parieren, dann klärte Maier nach der folgenden Ecke auf der Torlinie. Doch dann war es passiert: Poulsen erzielte nach Vorarbeit von Forsberg das 0:3. Und da war noch eine halbe Stunde zu spielen, Hertha drohte unter die Räder zu geraten.
Trainer Dardai brachte Lukas Klünter für Lustenberger, doch stabiler wurden die Berliner dadurch nicht. Im Gegenteil. Nur eine Minute später erzielte Poulsen mit seinem dritten Treffer des Tages das 4:0 für die Leipziger. 60 Sekunden später stand es sogar 0:5, Haidara Amadou hatte getroffen. „Wir lassen uns hier verarschen“, sagte hinterher Valentino Lazaro und stapfte in die Kabine, „uns haben heute die Basics gefehlt.“
Dann ließen es die Leipziger schließlich gut sein. Rangnick nahm seine Torschützen Poulsen und Forsberg vom Feld und schonte sie für weitere Aufgaben. Das Spiel war gelaufen und entschieden. Herthas Torhüter Jarstein hielt noch ein, zwei Bälle. Dann war – aus Berliner Sicht – endlich Schluss.