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Hertha BSC hat sich zur Fahrstuhlmannschaft entwickelt. Aber es gab auch bessere Zeiten des Traditionsklubs.
© dpa

Traditionsverein der Fußball-Bundesliga: Hertha BSC ist wie Berlin

1963 gehörte Hertha BSC zu den Gründungsmitgliedern der Bundesliga. Die größten Erfolge errang der Klub aber schon viel früher. Heute sucht Hertha seinen Platz im deutschen Fußball - und in der Stadt Berlin.

Wer es mit dem Fußballverein Hertha BSC hält, hat es nicht immer leicht. Und das liegt ausnahmsweise mal nicht daran, dass die letzten großen Titel, die Deutschen Meisterschaften 1930 und 1931, in eine Zeit fallen, als Max Schmeling noch Boxweltmeister wurde der Film „Der blaue Engel“ nach dem Roman „Professor Unrat“ von Heinrich Mann Aufsehen erregte. Vielmehr bleibt der blau-weiße Klub auch über 120 Jahre seit seiner Gründung (1892) das, was er oft war – eine Wundertüte. Also ein Verein, dem es immer noch schwerfällt, sich selbst und damit auch seinen Platz zu finden – im deutschen Fußball wie in einer bewegten und umtosten Stadt.

1963 gehörte Hertha zu den Gründungsmitgliedern der Bundesliga. In den 1970er Jahren erlebte der Klub eine vergleichsweise erfolgreiche Zeit, obgleich Hertha im Bundesligaskandal gleich zu Beginn dieses Jahrzehnts verwickelt war. 1975 wurden die Berliner Vize-Meister und sie standen 1977 und 1979 im deutschen Pokalfinale. Prägende Spieler dieser Zeit waren Erich Beer, Lorenz Horr und Ludwig Müller. Anschließend versankt Hertha für viele Jahre in der Unterklassigkeit bis hinein in die Tiefen der Amateur-Oberliga. Damals trug Hertha seine Heimspiele bis auf wenige Ausnahmen im sanierungsbedürftigen Poststadion vor selten mehr als 2000 Zuschauer aus.

Erst 1997 gelang den Berlinern unter Trainer Jürgen Röber wieder der Aufstieg in die Bundesliga, vorläufiger Höhepunkt war die Teilnahme an der Champions League 1999/2000 mit Heimspielsiegen gegen den FC Chelsea und den AC Mailand sowie dem Nebelspiel gegen den FC Barcelona (1:1). Anschließend wurde das Olympiastadion als Spielstätte vier Jahre lang mit Bundes- und Landesmitteln (knapp 250 Millionen Euro) saniert.

In den frühen Nullerjahren konnte Hertha sich sogar in der oberen Hälfte der Bundesliga etablieren und spielte regelmäßig international (Europa League). In dieser Zeit erreichte Hertha dreimal Platz vier (2002, 05 und 09). Nach der Trennung vom langjährigen Manager Dieter Hoeneß (1996 bis 2009), unter dessen Führung zwar viel Geld ausgegeben wurde, aber Hertha auch zum Establishment gehörte, ging es sportlich wieder bergab.

Der in Westend (Charlottenburg) beheimatete Verein hat längst nicht die Sympathiewerte, die Berlin seit der Wiedervereinigung und der Hauptstadtentscheidung genießt. Berlin ist wieder Weltstadt geworden, Hertha ist Hertha geblieben. Zwar ist Hertha mit rund 30.000 Mitgliedern der größte Verein der Hauptstadt, die Hälfte der regelmäßigen Stadionbesucher kommt seit Jahren aus dem brandenburgischen Umland Berlins, im Ostteil der Stadt hat es der Verein nach wie vor schwer auf die Füße zu kommen, geschweige denn die Herzen der Menschen zu gewinnen.

Berlin ist wieder Weltstadt geworden, Hertha ist Hertha geblieben

Wofür steht Hertha? Eine Frage, die viele sich stellen, Alteingesessene wie Zugezogene. Ohne eine Antwort zu finden. Bist du Berlin, oder bist du Hertha? Beides zusammen scheint ausgeschlossen zu sein. Das Olympiastadion, dass Hertha regelmäßig bespielt, fast knapp 75.000 Zuschauer. Wenn es hoch kommt, sind lediglich die Spiele gegen Bayern München und Borussia Dortmund ausverkauft. Im Schnitt besuchen 50.000 Menschen die Saison-Heimspiele.

Viele Bewohner Berlins können nicht viel anfangen mit dem größten Fußballunternehmen der Stadt. Manchen stößt die turbulente Vergangenheit ab, andere hält die wenig berauschende Gegenwart ab. Kritische Beobachter sagen: So, wie der Verein seit ein paar Jahren geführt wird, so spielt er auch Fußball – ohne Idee, ohne Vision und ohne System.

Unter dem Nachfolger von Dieter Hoeneß, Manager Michael Preetz, stieg Hertha 2010 und 2012 jeweils in die Zweite Liga ab, im Jahr 2015 konnte ein weiterer Abstieg nur dank des Torverhältnisses verhindert werden.
Der Aufschwung unter Hoeneß sowie der Abschwung unter Preetz haben Hertha in schwere wirtschaftliche Kalamitäten geführt. Zwischenzeitlich hatte Hertha rund 60 Millionen Euro Verbindlichkeiten. Bemerkenswert ist vor diesem Hintergrund das Engagement eines Investors. Anfang 2014 stieg das US-amerikanische Finanzunternehmen Kohlberg Kravis Roberts & Co. (KKR) mit rund 61 Millionen Euro bei der Hertha BSC Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) ein.

Die Partnerschaft ist auf sieben Jahre ausgelegt. Für rund 20 Millionen Euro hat der Investor 9,7 Prozent Anteile an der KGaA erworben, die nach sieben Jahren auf 33 Prozent erhöht werden kann, ohne dass zusätzliches Geld fließt. Die bis dahin restlichen 90,3 Prozent hält der Hertha BSC Stammverein. Das viele Geld hat Hertha aber nicht gewinnbringend einsetzen können, es sicherte gerade mal so das Überleben.

In der Spielzeit 2015/16 wird Hertha von Pal Dardai trainiert. Der Rekordspieler des Vereins (286 Einsätze) hatte den Klub im Februar 2015 übernommen und vor dem drohenden Abstieg bewahrt.

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