Fußball-Bundesliga: Hertha BSC gewinnt 2:0 bei Bayer Leverkusen
Auch im Rückspiel stellt Hertha BSC Bayer Leverkusen vor Probleme - am Ende steht ein verdienter 2:0-Sieg beim vormaligen Tabellenzweiten.
Nach einer halben Stunde wurden die Fans von Bayer Leverkusen offensichtlich vom Übermut gepackt. Aus der Nordkurve der Bayarena schickten sie eine Welle auf die Reise, die jedoch schon Mitte der Gegengeraden auf kümmerliche Weise verendete. Vielleicht hatte die karnevalistische Hochstimmung dem Anhang ein wenig die Sinne vernebelt; an der Darbietung auf dem Rasen konnte die gute Laune jedenfalls nicht gelegen haben. Es war bis zu diesem Zeitpunkt ein eher unspektakulärer Vortrag beider Mannschaften gewesen. Und besser sollte es zumindest für Bayer nicht mehr werden. Am Ende war nur Hertha BSC in karnevalistischer Stimmung. Die Berliner entschieden nach dem Hinspiel auch das Rückspiel gegen Bayer für sich, sie sicherten sich durch ein 2:0 (1:0) nicht nur den ersten Sieg im Jahr 2018, sondern gewannen auch erstmals seit knapp zehn Jahren wieder in Leverkusen. Herthas Fans sangen: „Berlin feiert Karneval.“
Gegen Bayer war wieder die alte Hertha zu sehen: defensiv stabil, gut organisiert und gnadenlos effizient. „Wir haben den Kritikern was entgegengesetzt“, sagte Fabian Lustenberger über das anschwellende Raunen nach vier Spielen ohne Sieg. Die Verantwortung für den schönen Fußball überließen die Berliner bereitwillig den Gastgebern. „Die Mannschaft hat von Anfang an Gier gezeigt, Leidenschaft und eine hohe taktische Disziplin“, sagte Trainer Pal Dardai. Seine Spieler attackierten früh, die Viererkette rückte bis zur Mittellinie auf – Bayer, unter der Woche 120 Minuten im Pokal im Einsatz, sollte die Lust am Spielen genommen werden. Defensiv ließ Hertha wenig zu. Vor der Pause kamen die Leverkusener nach Hereingaben zu zwei Halbchancen; ihre beste Gelegenheit hatten sie im Anschluss an ihre erste Ecke, als Linksverteidiger Panagiotis Retsos fast unbedrängt köpfen konnte. Rune Jarstein, erstmals nach seiner Verletzung wieder im Tor, wischte den Ball über die Latte.
Lazaro erzielt sein erstes Bundesliga-Tor
Im Spiel nach vorne taten sich die Berliner lange schwer. Erst kurz vor der Pause wurden sie richtig gefährlich. Salomon Kalou verpasste es, nach einem Umschaltmoment die Überzahl richtig auszuspielen, und verfehlte mit einem Schlenzer von der Strafraumgrenze das Tor. Nicht einmal eine Minute später ging Hertha dann doch in Führung. Leverkusens Mittelfeldspieler Julian Baumgartlinger köpfte den Ball in den Lauf von Vladimir Darida, und der bediente Valentino Lazaro. Herthas Offensivspieler überwand Torhüter Bernd Leno mit einem überlegten Schlenzer ins lange Eck. Bisher waren dem Österreicher fünf Assists gelungen, am Samstag traf er erstmals für Hertha in der Fußball-Bundesliga. „Es war an der Zeit“, sagte Lazaro.
So gut, wie die erste Halbzeit für Hertha geendet hatte, so bitter begann für die Berliner die zweite. Erst fünf Minuten waren vorüber, als Innenverteidiger Jordan Torunarigha, der eine starke Leistung gezeigt hatte, mit einer Beckenprellung ausgewechselt werden musste. Per Skjelbred kam ins Spiel, Lustenberger rückte eine Reihe nach hinten in die Innenverteidigung. Leverkusens Trainer Heiko Herrlich versuchte mit der Einwechslung von Leon Bailey das Offensivspiel seiner Mannschaft zu beleben. Doch der Jamaikaner war kaum auf dem Feld, da war die Sache für Bayer eigentlich schon erledigt. Nach einem Befreiungsschlag von Peter Pekarik aus der eigenen Hälfte ließ Jonathan Tah den Ball passieren, genau vor die Füße von Salomon Kalou. Der Ivorer überwand Leno mit einem überlegten Schuss zum 2:0.
Eine richtig knifflige Szene hatte Hertha noch zu überstehen. Zwanzig Minuten vor dem Ende erhielten die Leverkusener im Berliner Strafraum einen indirekten Freistoß. Jarstein hatte den Ball mit den Händen an-, aber nicht aufgenommen, als er ihn dann aus der Hand abschlagen wollte, pfiff Schiedsrichter Patrick Ittrich zum Entsetzen der Berliner. „So etwas ist noch nie gegen mich gepfiffen worden“, sagte Jarstein, selbst Heiko Herrlich sprach von einem Geschenk, das seine Mannschaft allerdings ungenutzt ließ. Lustenberger rettete bei Baileys Schuss auf der Linie, im Nachsetzen lenkte Kevin Volland den Ball an die Unterkante der Latte, „und irgendwann hat Rune den Ball in der Hand“, sagte Lustenberger. Wer eine solche Situation unbeschadet übersteht, der weiß wahrscheinlich instinktiv, dass ihm nichts Schlimmes mehr passieren kann. „In Leipzig war es ähnlich“, sagte Fabian Lustenberger. „Da hattest du auch das Gefühl, dass uns jeder Ball vor die Füße fällt.“