Fußball-Bundesliga: Hertha hat Bayer Leverkusen in guter Erinnerung
Hertha BSC hat sich zuletzt auswärts gesteigert und will auch gegen starke Leverkusener punkten. Im Hinspiel konnten die Berliner Bayer schon einmal besiegen.
Die Sonne macht die Kälte erträglich und hüllt seit Tagen den Trainingsplatz von Hertha BSC im Schatten des Olympiastadions in ein verträumtes Licht. Während gut zwei Dutzend Fußballprofis unter Anleitung des Athletiktrainers kreuz und quer sprinteten, hielten etwas abseits zwei dem aktiven Sport längst entwachsene Herren einen ausgedehnten Plausch. Es war nicht zu hören gewesen, worüber sie sich unterhielten, aber es muss beiden Vergnügen bereitet haben. Es wurde gelacht, manches Mal sogar so sehr, dass man sich leicht vorn überbeugte. Es waren Cheftrainer Pal Dardai, 41, und Stürmertrainer Andreas Thom, 52, die in Erinnerungen schwelgten. „Wir haben über damals gesprochen, über die schöne Zeit als wir noch spielten“, sagte Dardai hinterher, „es war lustig.“
Spätestens am Samstagnachmittag wird es mit dem Spaß vorbei sein. Dann tritt Hertha BSC bei Bayer Leverkusen an. Es gibt in der Bundesliga angenehmere, weil aussichtsreiche Unterfangen. Die Mannschaft von Trainer Heiko Herrlich ist so etwas wie die Mannschaft der Stunde. In der Tabelle steht sie auf Platz zwei und liegt damit auf Champions-League-Kurs; am Dienstag erreichte sie mit einem Sieg über Bremen erstmals seit neun Jahren wieder ein Pokal-Halbfinale. Leverkusen konnte dabei sogar einen frühen 0:2-Rückstand aufholen und das Spiel letztlich drehen. Allerdings musste der Vorjahres-Zwölfte in die Verlängerung gehen. Das könnte Kraft gekostet haben und Hertha vielleicht einen kleinen Vorteil verschaffen für das Spiel am Samstag.
„Das glaube ich nicht“, sagte Dardai. Herthas Trainer hält es nicht für ausschlaggebend, wenn eine Mannschaft „nur einmal 120 gehen“ müsse, die Profis von heute wären sehr viel fitter als noch vor ein paar Jahren. „Die Jungs haben heute ganz andere Körper. Alle paar Wochen mal eine Verlängerung spielen, das schadet nichts.“
Leverkusen ist derzeit in Topform
Hertha muss sich also etwas einfallen lassen, um in Leverkusen bestehen zu können. Die Statistik spricht schon mal nicht für die Berliner. Von den letzten 13 Duellen mit Bayer gewann Hertha nur zwei – eins davon war das Hinspiel dieser Spielzeit im September (2:1). Die letzten vier Auswärtsspiele in Leverkusen verloren die Berliner allesamt, zudem blieb diese Paarung noch nie torlos.
Aber was ist schon eine Statistik? Für Pal Dardai ist ohnehin alles eine Frage der Tagesform. Leverkusen sei derzeit in Top-Form, „Sowohl individuell als auch als Mannschaft“, sagte Dardai. Insofern nütze auch das siegreiche Hinspiel nicht mehr als Vorlage. „Damit können wir nichts mehr anfangen.“ Allerdings rechnet Herthas Trainer sich etwas aus: „Auch wir haben uns auswärts gesteigert und ein paar gute Ergebnisse erzielt.“
Dardai wird auf Stammtorhüter Rune Jarstein zurückgreifen können, der zuletzt drei Spiele verletzungsbedingt auslassen musste, von Thomas Kraft allerdings sehr passabel ersetzt wurde. Und auch Mitchell Weiser signalisierte Mitte der Woche Einsatzbereitschaft. Der U-21-Europameister, der wegen eines Muskelfaserrisses die vergangenen beiden Ligaspiele verpasst hatte, hob den Daumen. „Bei ihm sieht es gut aus, aber für die Startelf ist es vielleicht noch zu früh“, sagte Dardai.
Man habe sich etwas einfallen lassen, um Leverkusen beikommen zu können. Seit der Niederlage in Berlin vor über vier Monaten konnte Bayer in 19 weiteren Pflichtspielen nur noch einmal bezwungen werden – vom FC Bayern. „Wir wollen in Leverkusen frech sein“, sagte Dardai. Vielleicht gibt es ja hinterher wieder etwas zu lachen.