1:4-Heimniederlage in der Bundesliga: Hertha BSC gegen RB Leipzig chancenlos
Die Fans der Berliner sind gegen Leipzig in Form, die Mannschaft kann da nicht mithalten. Am Ende verliert Hertha auch in der Höhe verdient 1:4.
Mitte der zweiten Halbzeit begannen am westlichen Ende des Olympiastadions die Feierlichkeiten im Walzertakt. Da, wo die gut 10.000 Anhänger von Rasenballsport Leipzig ihre Plätze gefunden hatten. „Europapokal“, sangen sie, „Europapokaaaaal.“ Dass der Aufsteiger sich sportlich für den Europapokal qualifiziert hat, steht schon länger fest, am Samstagabend aber sicherten sich die Leipziger durch einen 4:1 (1:0)-Erfolg über Hertha BSC auch mindestens Platz drei in der Fußball-Bundesliga und damit die Zulassung zur Champions League. „Unglaublich“, sagte Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick. „Vor vier Jahren haben wir hier auf einem Schulsportplatz bei Union II gespielt, jetzt sind wir in der Champions League.“
Während die Leipziger feierten, muss der Berliner Fußball-Bundesligist weiterhin um die Teilnahme an der Europa League bangen. Hertha ist nach der zweiten Heimniederlage im Jahr 2017 zwar weiterhin Fünfter, kann aber am Sonntag noch vom SC Freiburg überholt werden. „Der Trend spricht vielleicht gegen uns“, sagte Innenverteidiger Sebastian Langkamp, der kommende Woche bei Darmstadt 98 ebenso gelbgesperrt ist wie John Anthony Brooks. „Wir müssen jetzt zeigen, dass wir eine Mannschaft sind.“
Es hätte ein schöner Fußballabend für Hertha werden können: Blauer Himmel, sanftes Abendlicht, dazu ein mit 62.301 Zuschauern gut gefülltes Olympiastadion, in dem beide Lager ordentlich Stimmung machten. Die Atmosphäre hatte etwas von Klassenkampf. Herthas Anhang nutzte das Erscheinen der Leipziger, um ein paar grundsätzliche Botschaften loszuwerden. Bei Anpfiff hüllte sich die ganze Kurve in Schwarz. Dann erschienen die Konterfeis von unter anderem Dietrich Mateschitz und Dietmar Hopp, die als „die wahren Totengräber des Fußballs“ bezeichnet wurden.
Auch auf dem Platz ging es intensiv zur Sache. Beiden Teams war anzumerken, dass sie noch Ziele haben, wobei die Gäste schneller ins Spiel fanden. Die Berliner, bei denen Brooks und Valentin Stocker in die Startelf zurückgekehrt waren, schafften es in der Anfangsphase nicht, Ruhe ins Spiel zu bringen. Schon nach zehn Minuten gerieten sie in Rückstand. Marcel Sabitzer konnte in aller Ruhe aus dem Halbfeld flanken und Timo Werner unbedrängt zum 1:0 einköpfen. Der Nationalspieler vergab noch vor der Pause die große Chance zum 2:0, als er allein auf Rune Jarstein zulief, Herthas Torhüter seinen Schuss jedoch mit einer glänzenden Reaktion parierte.
Erst nach einer guten halben Stunde wurde Hertha mutiger. Den Berlinern gelang es, das Geschehen nun stärker in die Hälfte der Leipziger zu verlagern. Und sie hatten durch Alexander Esswein auch eine herausragende Chance auf den Ausgleich. Nach einem Konter aus der eigenen Hälfte und einem Doppelpass mit Vladimir Darida hatte Esswein nur noch Peter Gulasci vor sich, konnte den Ball aber nicht an Leipzigs Torhüter vorbeibringen.
Hasenhüttl feierte "die Befreiung schlechthin"
Die zweite Halbzeit fing ähnlich an wie die erste – mit Vorteilen für die Leipziger. Und fahrigen Berlinern. Esswein verlor am eigenen Strafraum komplett den Überblick und spielte den Ball genau in den Fuß von Leipzigs Stürmer Yussuf Poulsen. Der Däne versuchte es selbst, anstatt auf den freistehenden Werner abzulegen und scheiterte an Jarstein. Noch in derselben Minute bekam Poulsen eine zweite Chance – und nutzte sie. Beim Versuch, den Ball nach einem Rückpass nach vorne zu spielen, rutschte Jarstein auf dem Rasen weg, Poulsen legte quer, so dass Werner den Ball nur noch zum 2:0 über die Linie stupsen musste.
Herthas Trainer Pal Dardai versuchte seiner Mannschaft mit der Einwechslung von Mitchell Weiser noch einmal einen neuen Impuls zu geben; dass es kurz vor Schluss noch einmal spannend wurde, entsprang allerdings vor allem dem Zufall. Der eingewechselte Rani Khedira konnte nicht mehr ausweichen und köpfte den Ball zum 1:2 ins eigene Netz. Aber der Traum von einem glücklichen Punkt währte nur ein paar Minuten. Als die Berliner alles nach vorne warfen, erzielte der eingewechselte Davie Selke noch zwei Tore. Es war „die Befreiung schlechthin“, sagte Trainer Ralph Hasenhüttl. Am westlichen Ende des Olympiastadions erreichten die Feierlichkeiten nun ihren Höhenpunkt.