Knapper Erfolg gegen SC Freiburg: Hertha BSC feiert ersten Sieg unter Jürgen Klinsmann
Hertha BSC holt einen wichtigen Sieg im Abstiegskampf. Gegen den SC Freiburg reicht ein Gewaltschuss von Vladimir Darida.
Die Mannschaft war schon längst auf der Ehrenrunde, da stand Rune Jarstein immer noch allein an der Mittellinie. Er schaute ein wenig verzweifelt, wirkte etwas irritiert – und vor allem ziemlich erschöpft.
Ziemlich nervenaufreibend war es für den Torhüter von Hertha BSC gewesen, aber am Ende fand der Arbeitstag für Jarstein und seine Kollegen nach fünf Minuten Nachspielzeit doch noch ein versöhnliches Ende. Nach mehr als zwei Monaten ohne Sieg in der Fußball-Bundesliga hat das Warten für Hertha tatsächlich ein Ende.
Durch ein Tor des früheren Freiburgers Vladimir Darida bezwangen die Berliner den SC Freiburg mit 1:0 (0:0). In seinem dritten Spiel als Trainer von Hertha BSC feierte Jürgen Klinsmann damit seinen ersten Sieg. „Für die Mannschaft ist es enorm wichtig“, sagte Klinsmann. „Es geht alles ein bisschen einfacher, die Köpfe werden leichter.“
Herthas Trainer hatte mit einer durchaus überraschenden Aufstellung aufgewartet. Ersatzkapitän Niklas Stark saß erstmals in dieser Saison auf der Bank, weil die Berliner mit einer Viererkette verteidigten.
Vedad Ibisevic stürmte an der Seite von Davie Selke, die beiden offensiven Außenpositionen wurden von Dodi Lukebakio und Javairo Dilrosun besetzt, der erstmals unter Klinsmann in der Startelf stand. Torhüter Thomas Kraft, Marius Wolf und Ondrej Duda verloren ihren Platz in der Mannschaft. Duda musste wie Jordan Torunarigha, Mathew Leckie und Alexander Esswein im Regionalliga-Spitzenspiel der U 23 gegen Energie Cottbus ran.
Die Berliner begannen durchaus engagiert, gingen eifrig in die Zweikämpfe und hatten schon in der zweiten Minute eine erste Offensivaktion. Nach einem guten Zuspiel Lukebakios aber machte es Dilrosun zu kompliziert, so dass er gar nicht erst zum Abschluss kam.
Der Schwung bei Hertha war schnell verflogen. Dass die Mannschaft unter der unbefriedigenden Situation leidet, war deutlich zu sehen. „Das ist die Nervosität, die gerade da ist, die Unsicherheit“, sagte Klinsmann. „Wir haben gewusst: Das wird kein schönes Spiel. Es geht nur über Kampf, Aufopferungsbereitschaft, Kameradschaft, Kompaktheit.“
Dedryck Boyata, der schon nach drei Minuten für ein taktisches Foul Gelb gesehen hatte, spielte einen Ball unbedrängt zu einem Freiburger, Rune Jarstein, nach seiner Rotsperre zurück im Tor, tat es ihm kurz darauf gleich.
Aber mehr noch als solche Ungenauigkeiten hakte es im Spiel der Gastgeber, weil ihren Offensivbemühungen ein klarer Plan fehlte. Wenn Hertha mal von hinten aufbaute, schien niemand richtig zu wissen, was zu tun ist. Ibisevic und Lukebakio versuchten es aus der Distanz; gefährlich waren ihre Schüsse nicht.
Man habe gesehen, „dass Hertha in letzter Zeit nicht so viele Erfolgserlebnisse hatte“, sagte Freiburgs Trainer Christian Streich. Angesichts der kreativen Armut in ihrem Spiel verlegten sich die Berliner eher auf Konter. Sie überließen den Freiburgern zumeist die Initiative und kamen insgesamt auf lediglich 42 Prozent Ballbesitz.
„Dieses Spiel darfst du nicht verlieren“, klagte Streich auf der Pressekonferenz. Er saß auf dem Podium, lauschte den Ausführungen Klinsmanns und schüttelte zwischendurch den Kopf, als spielte er die Begegnung gerade noch einmal in Gedanken durch.
Auch Freiburgs offensives Bedrohungspotenzial war überschaubar, so dass sich die Darbietung vor 37.343 Zuschauern im Olympiastadion auf bescheidenem Niveau bewegte. Vor der Pause hatte Dilrosun noch eine gute Gelegenheit, als er von jenseits der Mittellinie mit dem Ball loslief, nicht richtig attackiert wurde, letztlich aber an Freiburgs Torhüter Mark Flekken scheiterte.
Darida freute sich still
Zehn Minuten später nahm Selke einen Flankenball von Lukas Klünter mit der Brust aus der Luft an, sein Linksschuss verfehlte deutlich das Freiburger Tor. Mit Pfiffen wurde Herthas Mannschaft zur Pause in die Kabine verabschiedet.
Kurz nach Wiederbeginn kippte die Stimmung in die andere Richtung. Vladimir Darida spielte vor dem Freiburger Strafraum einen Doppelpass mit Davie Selke und traf aus knapp 20 Metern zur 1:0-Führung. Das Tor wurde wild bejubelt, nur Darida selbst freute sich wegen seiner Freiburger Vergangenheit eher still. Für den Tschechen, in seinem 100. Bundesligaspiel für Hertha noch einer der Besseren seiner Mannschaft, war es bereits das dritte Saisontor.
Der Vorsprung aber wirkte sich nur bedingt lindernd auf die geplagten Nerven der Berliner aus. Herthas Mannschaft ist derzeit nicht so gefestigt, dass sie eine solche Führung locker-flockig nach Hause spielt. Die Berliner hatten zwar noch eine richtig gute Chance durch Ibisevic, insgesamt aber verschluderten sie ihre Kontergelegenheiten zu fahrlässig und mussten gegen alles andere als überragende Freiburger bis zum Schluss zittern, ehe der dritte Heimsieg der Saison perfekt war.