Nach dem 1:2 in Freiburg: Hertha BSC braucht die harte Hand
Nach schwacher erster Hälfte bringt erst eine Intervention von Pal Dardai Struktur ins Spiel der Berliner. Das ist nicht ungewöhnlich für ein junges Team.
Pal Dardai hat einen Traum. Der Trainer von Hertha BSC träumt von Konstanz – Konstanz in der Besetzung seiner Mannschaft. Ach, wenn der Berliner Fußball-Bundesligist seinen aktuellen Kader nur ein paar Jahre lang zusammenhalten könnte… Pal Dardai ist der Überzeugung, dass Hertha dann über kurz oder gar nicht mal so lang eine echte Spitzenmannschaft am Start hätte. „Diese Mannschaft hat ein Riesenpotenzial“, sagt der Ungar. „Hier kann etwas wachsen.“
Die Niederlage war vermeidbar
Jung, dynamisch, entwicklungsfähig. Das ist Hertha im Frühjahr 2019. Und immer noch für den einen oder anderen Fehler gut. Die 1:2-Niederlage in Freiburg haben viele als vermeidbar empfunden und als gerade deshalb folgerichtig. Von wegen: Typisch Hertha! „Wenn du so viel liegen lässt, hat das auch was mit Qualität zu tun“, sagt Dardai. „Das ist schmerzhaft.“ Immer wenn die Mannschaft in der Tabelle einen Satz machen kann, kriegt sie die Nerven nicht in den Griff. Doch das ist – buchstäblich – nur die halbe Wahrheit.
„In der zweiten Halbzeit haben wir ein gutes Spiel gezeigt“, findet Dardai. Was im Umkehrschluss bedeutet: In der ersten haben die Berliner kein gutes Spiel gezeigt. Sie gerieten 0:1 in Rückstand, fanden nicht richtig in die Zweikämpfe. „Das ist komisch“, sagt Dardai. „Jetzt steh’ ich wieder hier und muss die gleiche Rede halten wie letzte Woche.“
Letzte Woche gegen Mainz hatte Hertha ebenfalls eine mäßige erste Hälfte abgeliefert. Nach der Pause aber und einer deutlichen Ansprache von Pal Dardai in der Kabine stand eine ganz andere Mannschaft auf dem Platz, die das Spiel am Ende mit 2:1 für sich entscheiden konnte. Auch in Freiburg funktionierte in der zweiten Hälfte vieles, was in der ersten nicht funktioniert hatte. Dardai hatte das System umgestellt, vom 3-5-2 auf ein 4-4-2. Seine Spieler standen fortan höher, attackierten früher und entschlossener, nachdem ihnen vor der Pause immer ein halber Meter zum Zugriff auf den Gegner gefehlt hatte. Guten, zielstrebigen Ballbesitz attestierte der Trainer seiner Mannschaft. „Das hat gut funktioniert“, sagt er zu seiner Systemumstellung.
Das Spiel in Freiburg hat wieder einmal gezeigt, dass die Mannschaft nicht nur empfänglich ist für Impulse von außen. Es hat auch gezeigt, dass sie diese Impulse von außen immer noch braucht. Auch das ist nicht ungewöhnlich für ein junges Team, das in sich noch nicht so gefestigt ist wie eine Truppe abgezockter Routiniers, die ein knappes Ergebnis auch mal locker über die Zeit bringt. „Diese Erfahrung haben wir nicht“, sagt Dardai. „Wenn du immer die gleichen Fehler machst und es immer nach der gleichen Methode läuft, musst man vielleicht feststellen: Wir sind noch nicht so weit.“
Lernt Hertha zu langsam?
Aber müsste das Hertha nicht längst sein? Der Vorwurf steht latent im Raum, dass die Mannschaft nicht schnell genug lernt, dass es ihr an Konstanz mangelt und es ohne Konstanz nun mal nicht entscheidend vorangeht. „Wir lernen nicht langsam“, entgegnet Dardai, aber das bedeute eben auch nicht, „dass wir gleich Champions League oder Euro League spielen“. Vier Jahre ist der Ungar jetzt Trainer bei Herthas Profis. Er hat die Mannschaft übernommen, als sie auf dem vorletzten Tabellenplatz lag, hat sie vor dem Abstieg gerettet – und ist seitdem nie mehr auch nur in die Nähe des Abstiegskampfes gekommen.
Es stimmt, dass Hertha in dieser Saison nur zweimal zwei Spiele hintereinander gewonnen hat – was man als Ausdruck mangelnder Konstanz werten könnte. Der andere Teil der Wahrheit ist: Hertha hat in dieser Saison auch nur einmal zwei Spiele hintereinander (und nie mehr) verloren – am zehnten und elften Spieltag, gegen Leipzig und Düsseldorf. Das ist ebenfalls eine Form von Konstanz und Stabilität, die andere, durchaus höher eingeschätzte Teams nicht hinbekommen haben: Schalke 04 ist mit fünf Niederlagen in die Saison gestartet und aktuell seit sieben Spielen sieglos. Borussia Mönchengladbach hatte bis zum Erfolg in Mainz am Samstagabend aus den vier Spielen zuvor nur einen Punkt geholt.
„Wir waren stabil“, sagt Dardai. „Der Gegner hat uns nicht auseinander gespielt.“ Seit mehr als 20 Jahren arbeitet der Ungar für Hertha. Natürlich kennt er Berlin und die großen, manchmal übergroßen Erwartungen. Und natürlich weiß er, dass es schwierig ist, gegen solche Stimmungen und Schwingungen mit Argumenten anzukämpfen. „Wir sind schon viel besser als früher“, sagt er. „Früher hätten wir 90 Minuten grottenschlecht gespielt.“ Jetzt reicht es immerhin schon für 45 gute Minuten. Zufrieden ist damit bei Hertha noch niemand. Pal Dardai vermutlich am allerwenigsten: „Wir müssen gierig sein und etwas dafür tun, damit wir nicht immer den kürzeren ziehen.“
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