Kolumne: Auslaufen mit Lüdecke: We try, we fail, wie immer
Die Bayern haben den BVB überholt und stehen wieder oben – die Revolution ist ausgeblieben. Immerhin bleibt sich Hertha BSC treu. Eine Glosse.
Die Revolution ist ausgeblieben. Nach ein paar Spieltagen schien es so, als könnte diesmal alles anders werden. Bayern lag zurück, Dortmund führte mit großem Abstand und Hertha mischte oben mit.
An diesem Spieltag gab es wieder einmal ein selbst ernanntes Schlüsselspiel für die Berliner. Der Trainer sagt dann vorher immer so Sätze wie: „Wir wollen frech sein und mutig und volles Risiko gehen.“ Dann ahnt man schon nichts Gutes. We try, we fail, wie immer. Vielleicht müsste man da mal die rhetorische Strategie ändern und etwas Verwirrendes ausgeben, etwa: „Wir wollen uns mit einer schwachen Zweikampfquote hinten reinstellen und die erste Halbzeit total verschlafen.“
Nun ist alles wieder so, wie wir es kennen, seit Jahren. Bayern ist erster, Dortmund sortiert sich wieder auf Platz zwei ein und die Berliner sind im Nirvana des Mittelfelds versunken. Man gewinnt zu viele Spiele, um in Gefahr zu geraten. Und man verliert zu viele, als dass größere Freude aufkommen könnte. Das nennt man Durchschnitt. Ohne zynisch sein zu wollen: Gesicherter Durchschnitt ist auch schon eine gewisse Steigerung gegenüber manchem Vorjahr. Eine positive Entwicklung des Vereins ist klar zu erkennen. Man gewinnt irgendwie den Eindruck, diese Mannschaft ist besser, als ihr Tabellenplatz aussagt.
Bei Hertha läuft schon die Vorbereitung auf 2019/20
Ich verfüge ohnehin über eine ganz persönliche Tabelle. Eine, die mich bei weitem mehr überzeugt, als der schnöde und langweilige Realismus der offiziellen Bundesliga-Arithmetik. In dieser gefühlten Tabelle stehen wir zweifelsfrei drei Plätze höher. Mindestens. Sie wird aber derzeit von der DFL noch nicht anerkannt. Was eigentlich ein Skandal ist, bloß wat willste machen?
Hertha hat nun einen großen Handlungsvorsprung. Während einige Mannschaften noch um die internationalen Plätze kämpfen, andere verbissen gegen den Abstieg, ist für uns die Saison weitestgehend beendet. Man könnte es so sehen: Wir befinden uns bereits in der Vorbereitung auf die nächste Spielzeit.
Da uns einige Spieler wohl verlassen werden, könnte man doch jetzt schon mal den Nachwuchs stärker testen, als auch Spieler, die wir bislang so gut wie gar nicht zu sehen bekommen haben. Florian Baak etwa, Maurice Covic, Pascal Köpke, den schnellen Dennis Jastrzembski oder Julius Kade. Dann wissen wir schon mal, wo noch Bedarf besteht und wo vielleicht nicht mehr. Das ist doch auch was. Ich setze sehr auf die nächste Saison! Da werden wir frech sein, mutig und volles Risiko gehen! Ganz sicher.
Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga. An diesem Donnerstag (14. März) und am Samstag (16. März) ist er mit seinem aktuellen Programm „Über die Verhältnisse“ bei den Wühlmäusen zu sehen.
Frank Lüdecke