Mitgliederversammlung: Hertha BSC: Aus der Tiefe der Schulden
Hertha BSC hat seine Schulden in der abgelaufenen Saison nochmals deutlich reduziert. Präsident Werner Gegenbauer kündigt an, im Mai zur Wiederwahl anzutreten.
„Gute Nacht, meine Herren“, sagte Werner Gegenbauer und verabschiedete eine Horde junger Männer um kurz nach 19 Uhr von der ausgeleuchteten Bühne. Die Herrschaften hätten am Samstag ein wichtiges Spiel, deshalb, so der Präsident des Fußballbundesligisten Hertha BSC. Der kleine Auftritt der Mannschaft bei der gestrigen Mitgliederversammlung wurde vom Applaus der knapp 1000 Anwesenden untermalt, selten stand eine Hertha-Mannschaft kurz vor Weihnachten sportlich so gut da. Pal Dardai, der Trainer der Mannschaft, rief ins Saalmikrofon: „Vier Spiele stehen noch aus, dafür geben wir noch mal Gas. Dann haben wir alle schöne Weihnachten.“
Bereits beschert blickte derweil Ingo Schiller drein. „Wir haben unser Ziel erreicht und die zinstragenden Verbindlichkeiten auf null reduziert“, sagte der Finanzgeschäftsführer des Vereins. Zwar hat Berlins größtes Fußballunternehmen im Geschäftsjahr der zurückliegenden Spielzeit 2014/15 einen Verlust von 7,6 Millionen Euro zu verbuchen, doch real waren die Liquiditätzuflüsse größer als die Abflüsse, wie Schiller sagte. Die Verluste seien vor allem durch Abschreibungen bei den Spielerwerten zustande gekommen, sagte der 50-Jährige. Die Erträge zum Bilanzstichtag 30. Juni 2015 lagen bei 88,5 Millionen Euro, die Ausgaben im zurückliegenden Geschäftsjahr lagen bei 96,1 Millionen Euro. Allein für das Personal gab der Verein 42,2 Millionen Euro aus, davon rund 36 Millionen für die Profimannschaft. Trotz der Mehrausgaben konnte Hertha die Verbindlichkeiten von 24,38 Millionen Euro (30. Juni 2014) auf 15,86 Millionen Euro (30. Juni 2015) zurückführen.
In den verbliebenen Verbindlichkeiten sind unter anderem Rückstellungen für die Fan-Anleihe (Umfang: 3,5 Millionen Euro), die Hertha zum 1. November 2016 zu bedienen hat. Zudem hat der Verein noch Forderungen aus Spielertransfers zu bedienen. In Bezug auf den Schuldenstand sprach Ingo Schiller von einem „historischen Tiefstwert“. Der historische Höchststand war am 30. Juni 2006 erreicht, als Hertha Schulden in Höhe von 54 Millionen Euro drückten. Verantwortlich für die Entwicklung ist der Einstieg des US-Finanzinvestors Kohlberg Kravis Roberts & Co. (KKR) im Januar 2014. Das Unternehmen war beim schwer angeschlagenen Verein mit rund 61 Millionen Euro eingestiegen.
Für knapp 20 Millionen Euro hatte KKR 9,7 Prozent Klubanteile erworben. Der große Rest der Summe war als Vorauszahlung auf künftige Einnahmen geflossen. Von diesem Geld kaufte Hertha früher veräußerte Rechte wie die am Stadion-Catering zurück. Die Partnerschaft mit KKR ist auf sieben Jahre angelegt. Sollte Hertha dann die Anteile von KKR nicht zurückkaufen wollen oder können, würden die Anteile des Finanzinvestors an Herthas-Fußball-GmbH auf 33,3 Prozent aufgestockt, ohne dass weiteres Geld flösse.
In der nun vorgelegten Bilanz wirkt sich der KKR-Einstieg deutlich aus, nicht nur, was die Rückführung der Verbindlichkeiten anbelangt. So entwickelte sich das Eigenkapital von einem negativen Wert (8,3 Millionen Euro zum 30. Juni 2013) in einen positiven Wert von nun 21,37 Millionen Euro. „Wir gehen von einer positiven Wertentwicklung der Marke Hertha BSC aus“, sagte Schiller.
Bevor sich dann auch Werner Gegenbauer in die Nacht verabschiedete, verkündete er noch seine Bereitschaft, im Mai bei der nächsten Mitgliederversammlung für eine dritte Amtszeit als Vereinspräsident zu kandidieren.