2015 ohne Verbindlichkeiten: Jubel auf der Mitgliederversammlung: Hertha BSC präsentiert positive Zahlen
Herthas Finanzchef Schiller konnte am Montag hauptsächlich dank des Einstiegs von US-Geldgeber KKR überaus positive Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr präsentieren. Für 2015 versprach er eine Null bei den „zinstragenden Verbindlichkeiten“.
Immerhin hat der Präsident noch an die Vorstellung der Mannschaft gedacht. Wäre sonst beinahe untergegangen, dass die Profis auch da waren. Bevor Werner Gegenbauer also am Montagabend mit seinen Ausführungen begann, begrüßte der Präsident von Hertha BSC jene Truppenteile, die zuletzt doch arg ausgepfiffen worden sind im Olympiastadion. Womöglich kamen sie diesmal auch genau deshalb nicht auf die Bühne. Und die Reaktion der 1210 Mitglieder in der Berliner Messehalle? Aufbrausender Applaus, gepaart mit ein paar Pfiffen. Allerdings optimistische Pfiffe: ausgeführt mit Daumen und Zeigefinger. Angesichts der sportlichen Situation war davon nicht unbedingt auszugehen bei der ordentlichen Mitgliederversammlung von Hertha BSC. Angesichts der Zahlen und Bilanzen, die der Klub präsentierte, dagegen schon. Mehr Einnahmen, ein neue Bestmarke bei der Mitgliederzahl, dafür weniger Schulden.
Lutz Kirchhof sorgt für den ersten Lacher des Abends
Wenngleich das fußballspielende Personal im Laufe des Abends die eine oder andere Breitseite ertragen musste, verlief die Versammlung außerordentlich unaufgeregt und bisweilen unterhaltsam. Den ersten großen Lacher des Abends hatte Lutz Kirchhof auf seiner Seite. Das Mitglied des erweiterten Präsidiums, verantwortlich für die Fußball-Amateure, merkte an, „dass fast alle unserer Teams noch im Pokal vertreten sind.“ Rumms, das saß. Später wurde es wieder ein wenig seriöser. Es ging ans Zahlenwerk.
Hertha verfügt nun über 23 Millionen Euro Eigenkapital
Der Geschäftsführer Finanzen von Hertha BSC, Ingo Schiller, hatte der Öffentlichkeit bereits am Vormittag Einblicke in die Papiere gewährt, die er später am Abend auch den Vereinsmitgliedern vorlegte. Demnach weist der Bundesligist vor allem in einer Kategorie positive Bilanzen aus im Vergleich zu den Vorjahren: beim Eigenkapital nämlich, da verfügen die Berliner neuerdings über knapp 23 Millionen Euro. „Dieser Wert ist ja auch immer Ausdruck der Robustheit eines Unternehmens“, sagte Schiller. Gemessen daran war Berlins führendes Fußball-Unternehmen in den letzten Jahren nicht sonderlich robust, weil nur negatives Eigenkapital vorhanden war.
Hertha BSC hat in den zurückliegenden Monaten nicht nur Geld für Investitionen jedweder Art angehäuft, sondern auch beständig Schulden abgebaut. Seinerzeit hatte Finanzchef Schiller gemeinsam mit Präsident Werner Gegenbauer und Manager Michael Preetz das Engagement von US-Investor KKR beim Bundesligisten bekannt gegeben; der strategische Partner überwies Hertha 61 Millionen Euro, für etwa 20 Millionen Euro erwarb er 9,7 Prozent Anteile am Unternehmen Hertha BSC GmbH und Co. Kommanditgesellschaft auf Aktien.
Was das nun, knapp zehn Monate später, für die tägliche Arbeit Schiller bedeutet? „Wir haben ein bisschen mehr Beinfreiheit“, sagt der 49-Jährige. Insgesamt hat der Verein im zurückliegenden Geschäftsjahr 104,3 Millionen Euro eingenommen, dem gegenüber stehen Ausgaben in Höhe von 90,9 Millionen Euro. Macht einen Gewinn von 13,4 Millionen Euro. „Das sind die besten Zahlen, seitdem ich diese Position bei Hertha bekleide“, sagte Schiller, seit 1998 also. „Die massive Veränderung der Finanzsituation hat natürlich mit dem Investment von KKR zu tun“, ergänzte er
Allein 30 Millionen der Gesamteinnahmen sind als sogenannter „außerordentlicher Ertrag“ auf den Einstieg der US-amerikanischen Beteiligungsgesellschaft zurückzuführen.
Der Verkauf von Lasogga ist noch nicht mit eingerechnet
Dadurch hat sich auch der Schuldenstand des Klubs verringert: Zum 30. Juni 2013 betrug er 36,8 Millionen Euro, ein Jahr später sind es noch 24,4 Millionen Euro, Tendenz: fallend. Dazu hat unter anderem der Verkauf von Stürmer Adrian Ramos nach Dortmund beigetragen: Hertha erzielte bis zum Ablauf des Geschäftsjahres ein Transferplus von 9,3 Millionen Euro, wobei der Verkauf von Pierre-Michel Lasogga zum HSV wegen seines späten Zeitpunkts noch nicht eingerechnet ist. Im kommenden Jahr sollen die zinstragenden Verbindlichkeiten schließlich auf null gesunken sein. Der größten Ausgaben sind die Personalkosten, die bei 39,9 Millionen Euro liegen. Der Großteil dieser Summe, laut Schiller „über 30 Millionen“, sind in den Profi-Kader geflossen. Dabei hatten die Berliner zunächst nur 28 Millionen Euro veranschlagt.
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