Investmentbanker Huth im Hertha-Aufsichtsrat: Der Mann hinter den Millionen
Nach den Millionen kam das Schweigen: US-Finanzinvestor KKR will sich zum Einstieg bei Hertha BSC erst einmal nicht mehr äußern. Dafür schicken sie ihren besten Mann nach Berlin. KKR-Europa-Chef Johannes Huth sitzt künftig im Aufsichtsrat. Ein Porträt.
Er macht gern Sport. So viel ist bekannt über Johannes Huth, den Mann der bald bei Hertha BSC im Aufsichtsrat der Kommanditgesellschaft sitzen soll. Der Mann also, der den 61,2 Millionen Euro ein Gesicht gibt, die der US-Finanzinvestor KKR in den Fußballclub pumpen will. Auf sieben Jahre ist die „Partnerschaft“ zunächst angelegt. Während Herthas Finanz-Geschäftsführer Ingo Schiller durch die Übernahme von fast zehn Prozent der Anteile an dem Verein alle Probleme gelöst und schon goldene Zeiten aufziehen sieht, sind Fans und die Finanzwelt in Frankfurt am Main ratlos. Was will KKR, kurz für Kohlberg Kravis Roberts & Co, mit dem angeschlagenen Verein? Und warum schicken sie Huth, den Chef für ganz Europa, um über eine Beteiligung zu wachen, die im Portfolio von KKR eher untergeht?
In der Freizeit Daumendrücken für Chelsea
Mitarbeiter die Huth kennen, sagen, er fahre in seiner Freizeit gern Fahrrad und drücke ab und an dem FC Chelsea die Daumen. Banker, die seine Arbeit beobachten, sind sicher: zu seinen Hobbys gehört es nicht Vereine aus Gründen der Imagepflege aus dem finanziellen Ruin zu retten. Üblicherweise muss Huth seinen Klienten Renditen zwischen 17 und 22 Prozent versprechen. Dass das auch bei Hertha geplant ist, ist zwar unwahrscheinlich. Doch Genaueres weiß man nicht: Huth selbst gibt derzeit keine Interviews – auch wenn Anfragen von Zeitungen aus aller Welt auf seinem Tisch landen. Die Bühne gehört Hertha, so möchte die Kommunikationsabteilung des Hauses das Schweigen verstanden wissen. Das ist aber typisch für große Finanzinvestoren. Gut möglich, dass Huth noch die Worte seines Chefs Henry Kravis im Ohr hat: „Wale, die auftauchen und aufspritzen, werden harpuniert“, sagte der einmal über die Branche.
Investor vermutet Einnahmequellen bei Hertha
In der Finanzbranche gilt es derweil als ausgemacht, dass für Huth, Heidelberger und Vater von fünf Kindern, nicht die sportliche Leistung Herthas im Fokus steht. Dass ausgerechnet er, ein erfahrener Controller, der in Deutschland schon im Aufsichtsrat von WMF, Prosieben-Sat1-Media und Kion sitzt, zu Hertha geschickt wird, ist jedenfalls ein Zeichen, dass KKR echte Einnahmequellen bei dem Verein vermutet. Seit KKR unter Huths Ägide Bertelsmanns Musikrechtefirma BMG übernahm, kennt er sich aus mit Lizenzrechten - und wie damit Geld zu verdienen ist. Bei Hertha dürfte er da noch Luft nach oben sehen, denn um überhaupt liquide zu bleiben, hat der Verein in den letzten Jahren viele Rechte, vom Catering im Stadion bis hin zu den Rechten an den TV-Einnahmen verkauft. Für KKR und Hertha steht gleichermaßen fest, dass diese Rechte zurückgekauft werden müssen, um solide Einnahmequellen zu generieren. Geld dafür ist nun da.
Dem Strategen Huth, der für KKR auch Beteiligungen in Milliardenhöhe begleitete, darf aber unterstellt werden, dass das nicht alles ist. Huth ist international gut vernetzt und wird wohl auch versuchen, internationale Sponsoren für Hertha zu gewinnen. Deutschland ist als Absatzmarkt interessant, Berlin mit Ruf als pulsierende, hippe Hauptstadt der ideale Standort um bisher unbekannte Marken auf dem deutschen Markt zu etablieren, heißt es aus dem Umfeld von KKR. Hertha wäre der Schlüssel dazu.
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