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Das war nichts. Nach der Niederlage im Auftaktspiel steigt der Druck bei der deutschen Mannschaft.
© dpa/Paul Zinken
Update

0:1-Niederlage gegen Mexiko: Herber Dämpfer für Deutschland zum WM-Auftakt

Die deutsche Nationalmannschaft verliert gegen Mexiko mit 0:1. Damit steht der Titelverteidiger in Russland schon stark unter Druck.

Ganz am Ende, als der wirklich letzte Pfiff verhallt war, drängte es Joachim Löw aus dem Stadionlicht ins Dunkel des Spielertunnels. Der Bundestrainer war bedient, und mit ihm wohl eine halbe deutsche Fußballnation. Nach einer zunächst schwachen und später zwar engagierten, aber dennoch uneffektiven Leistung verlor der Titelverteidiger von 2014 am Sonntag sein WM Auftaktspiel gegen Mexiko vor 78.011 Zuschauern im Luschniki-Stadion mit 0:1 (0:1). Das letzte Mal, dass eine deutsche Nationalelf mit einer Niederlage in ein WM-Turnier gestartet ist, liegt 36 Jahre zurück. Es war 1982 in Spanien ein 1:2 gegen Algerien. Damals erreicht Deutschland anschließend dennoch das Finale, aber das scheint nach dieser Vorstellung schrecklich weit weg, weiter als je zuvor.

"Wir wollten nach vorn spielen, das hat man schon gesehen. Aber wir haben nie die Kombinationssicherheit gezeigt, die ich mir vorstelle", sagte Bundestrainer Joachim Löw im "ZDF". Nun müsse die Mannschaft gegen Schweden eine Reaktion zeigen, ergänzte Löw. "Aber ich bin da optimistisch, so ein Turnier geht ja eine Weile."

Der Schrecken hatte bereits schon am Morgen bei den Deutschen vorbeigeschaut. In Jonas Hector war der etatmäßige Linksverteidiger nicht einsatzfähig. Der Kölner hat sich eine Sommergrippe eingefangen. Für ihn rückte Marvin Plattenhardt in die Startelf. Für den 26-Jährigen von Hertha BSC, der erst vor einem Jahr im Team von Joachim Löw debütiert hatte, war es der siebente Einsatz. Aber auf ihn kam es im Spiel fast gar nicht an.

Nach dem die zahlreichen mexikanischen Fans das Duell mit den Deutschen rasch und überdeutlich entschieden hatten, wollten es ihnen die Spieler gleich tun. Die Mannschaft von Juan Carlos Osorio legte mit Alarm los, ganz so, als wollen sie den Titelverteidiger überrolle. Man kennt die Mexikaner als stolze Fußballnation, die aufsässig und aggressiv spielt, aber dieses Mal taten sie es mit einer selten erlebten Vehemenz. Schon nach einer Spielminute musste Jerome Boateng Kopf und Kragen riskieren, um einen Schuss aus Nahdistanz von Hirving Lozano blocken zu können. Dies sowie der Lärm von den Rängen stachelte die wuseligen und willigen Mexikaner zusätzlich an.

Die deutsche Mannschaft, bei der Plattenhardt die einzige Überraschung war in der Startelf, konnte sich anfangs die aufdringlichen Mexikaner vom Leibe halten, aber weil sie während der kompletten ersten Halbzeit nicht annähernd zu ihrer Linie fanden, blieben die Mexikaner mutig und draufgängerisch. Alsbalb hatten sie dann die Mannschaft des Titelverteidigers in ein Spielchen verwickelt, dass dieser nun gar nicht mag. Erst recht nicht gleich im ersten Turnierspiel. Es ist ein Spiel, in dem Leidenschaft und Mut und Biss entscheiden, und nichts anderes.

Die beste Chance hatte noch Toni Kroos

Vor allem sahen die Deutschen bei den zahlreichen Tempogegenstößen schlecht aus, wo weder die Ordnung im Rückzug stimmte, noch die Positionen gehalten wurden. Erschwerend kam hinzu, dass Löw sein Team hoch verteidigen, also früh pressen ließ. Hinter der deutschen Abwehr war ein großer freier Raum bis Manuel Neuer, in den die Mexikaner immer wieder hereinspielten oder liefen.

Die Deutschen hatten Glück, dass die Mexikaner im ersten Abschnitt nur eine ihrer Chancen nutzen konnten. Nach einem Ballverlust von Sami Khedira rutschte erst Mats Hummels aus und dann ließ sich auch noch Mesut Özil im eigenen Strafraum austanzen - Lozano traf mit einem beherzten Schuss ins kurze Toreck zur Führung. Neuer war machtlos. Fast im Gegenzug bot sich den Deutschen die für sie einzig echte Chance. Mexikos Torwart Guillermo Ochoa lenkte mit einer Glanztat einen schönen wie direkt getretenen Freistoß von Toni Kroos an die Latte.

Eigentlich habe die deutsche Mannschaft ein Zeichen setzen wollen in ihrem WM-Auftaktspiel. Das hatte Löw so gesagt. Und das gelang ihr aus, nur leider nicht so wie gewünscht. Denn auch in der zweiten Hälfte wurde das Spiel des Weltranglistenersten nicht wirklich besser. Natürlich drängte die Mannschaft um Özil und Kroos auf den Ausgleich, doch dadurch boten sich den Mexikanern viele Räume für Konter. Dann kam Marco Reus.

Eine Stunde war gespielt. Löw musste reagieren. Khedira, der ähnlich unglücklich agierte wie auch Thomas Müller oder Mats Hummels an diesem Nachmittag, musste vom Feld. Und gleich kam ein bisschen mehr Wucht ins deutsche Spiel. Etwas Pech hatte Joshua Kimmich, dessen Fallrückzieher-Bogenlampe nur auf dem Dach des mexikanischen Tores landete, statt in diesem.

Es war ein riskantes Spiel, das die Deutschen jetzt spielten, ja spielen mussten. Aber immerhin spielten sie jetzt mal mit Mut und Mumm und Leidenschaft nach vorn. Von Mexiko war nichts mehr zu sehen. Löws Team bot sich nun Chance um Chance. Doch egal, wer aufs Tor schoss, ob Reus, Kroos, Julian Draxler oder die später eingewechselten Mario Gomez und Julian Brandt, es sollte kein Ball ins Tor finden. Und so rächte sich später die verschlafene und abgeschenkte erste Halbzeit.

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