Liebesgrüße aus Moskau: Toni Kroos garantiert den deutschen Erfolg
Jens Hegeler, früherer Bundesliga-Profi von Hertha BSC, schwärmt in unserer Kolumne von Toni Kroos und erklärt dessen Packing-Stärke.
Die Fitness von Torhüter Manuel Neuer, das gemeinsame Foto von Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidenten, das erste große Turnier von Marco Reus. Vor dem WM-Auftakt der deutschen Nationalmannschaft an diesem Sonntag gegen Mexiko heißt die einzige Gewissheit wohl: Ungewissheit. So scheint es zumindest auf den ersten Blick. Doch es gibt da auch noch einen Spieler in den Reihen von Bundestrainer Joachim Löw, der ein gutes Abschneiden des Titelverteidigers beinahe garantiert: Toni Kroos.
Erst vor wenigen Wochen gewann der deutsche Mittelfeldregisseur mit seinem spanischen Klub Real Madrid die Champions League. Zum dritten Mal in Folge. Kroos' Wert für die Madrilenen ist hoch. Sein Wert für das deutsche Team aber ist unermesslich. Mehr oder weniger.
Die größte Stärke des 28-Jährigen ist dabei nicht einmal seine atemberaubende Ballsicherheit, die sich in einer Passquote nahe den 100 Prozent niederschlägt. Es ist vielmehr die Anzahl an Gegenspielern, die Toni Kroos in 90 Minuten mit seinen Zuspielen zu überwinden vermag. Diese Kennzahl, das sogenannte Packing, erwies sich zuletzt als aussagekräftiger als so manch anderer Wert.
Nehmen wir als Beispiel einmal das Weltmeisterschafts-Halbfinale vor vier Jahren zwischen Brasilien und Deutschland. Ob bei den Torschüssen, beim Ballbesitz oder bei den gefährlichen Angriffen – Brasilien lag in all diesen Statistiken vorn, unterlag dem späteren Weltmeister aber trotzdem 1:7.
2010 hatte Spanien die besten Packing-Werte
Vor allem die Packing-Werte beider Mannschaften belegten anschließend dieses Ergebnis: Beim Überwinden von Gegenspielern in der Vorwärtsbewegung punkteten vor allem die Deutschen, die 402 Gegner überspielten, Brasilien dagegen nur 341.
Im gesamten Turnierverlauf erreichte die deutsche Mannschaft dann mit im Schnitt 420 überspielten Gegnern pro Spiel den Topwert aller Mannschaften. Toni Kroos schnappte sich in dieser Kategorie den Einzeltitel. Unglaubliche 81 dieser 420 Gegner wurden durch seine Aktionen durchschnittlich überwunden. Fast 20 Prozent. Ihn als den spielbestimmenden Akteur der Weltmeistermannschaft zu bezeichnen, wäre da fast schon eine Untertreibung.
Übrigens gewann auch beim Turnier 2010 in Südafrika mit Spanien die Mannschaft den Titel, die die besten Packing-Werte ausweisen konnte. Das Tiki-Taka der Spanier erreichte damals den Turnierhöchstwert (400), zudem stellte die Mannschaft in Xabi Alonso (91) den damals effektivsten Spieler des Turniers.
Auch in Russland gehören Deutschland und Spanien nun erneut zum Favoritenkreis auf den Titel. Gut für uns: Alonso hat mittlerweile aufgehört. Und Kroos ist geblieben.
- Jens Hegeler spielt bei Bristol City und ist ehemaliger Profi von Hertha BSC. Er hat die Fußball-Analysemethode „Packing“ miterfunden. Hier schreibt er im Wechsel mit Sven Goldmann, Philipp Köster, Roman Neustädter, Harald Stenger, Frank Lüdecke und Nadine Angerer.
Jens Hegeler