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J. K. Rowling.
© Angela Weiss / AFP

Warum Quidditch nicht mehr „Quidditch“ heißen darf: Harry Potters Sportwelt emanzipiert sich von seiner Schöpferin

Quidditch-Verbände wollen sich von J.K. Rowling distanzieren. Die Entscheidung hat selbst in einer kleinen Sportart eine große Bedeutung. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Inga Hofmann

Zwanzig Jahre ist es her, dass der erste Harry-Potter-Film in den Kinos erschien und einen noch nie dagewesenen Hype auslöste: Fans in schwarzen Umhängen, mit kreisrunden Brillen und geschminkten Narben auf der Stirn stürmten weltweit die Kinos. Einige trugen sogar einen Besen unter dem Arm, damals noch Model Nimbus 2000, der Feuerblitz kam ja erst später.

Denn die magische Sportart Quidditch, für die Autorin J. K. Rowling ein hochkomplexes Regelwerk verfasste, begeisterte wohl mehr Menschen als so manche reale Sportart. Kein Wunder, denn der Anblick, wie Harry Potter auf seinem Besen durch die Luft jagt auf der Suche nach dem goldene Schnatz, der seinem Haus Gryffindor den Sieg einbringen könnte, ist ja auch ziemlich faszinierend. So faszinierend, dass einige Fans sich nicht damit abfinden konnten, dass der Sport nur in Hogwarts existiert und die Idee im realen Leben aufgriffen.

Statt auf einem Besen durch die Luft zu fliegen, rennen die Spieler*innen oder besser gesagt Muggel mit einem Stab zwischen den Beinen über das Spielfeld, werfen sich gegenseitig Bälle zu und versuchen, diese in Ringen zu versenken. Mittlerweile gibt es in über 30 Ländern Ligen und in regelmäßigen Abständen findet eine Weltmeisterschaft statt. Beliebter Trainingsort ist übrigens das Tempelhofer Feld in Berlin.

Transfeindliche Aussagen von Rowling

Nun ist es aber so, dass Autorin J.K. Rowling in den vergangenen Jahren wiederholt durch ihre Aussagen gegen trans Menschen aufgefallen ist. Zwar hat sie mehrfach beteuert, nicht transfeindlich zu sein. Dennoch macht sie wiederholt auf Twitter Stimmung gegen trans Frauen, immer wieder sprach sie trans Personen ihre Identität ab.

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Die Auseinandersetzung begann 2020, als sie einen Artikel teilte, in dem es um „menstruierende Menschen“ ging: „Ich bin sicher, dass es früher ein Wort für diese Menschen gab. Kann jemand helfen?“ Das Wort, das Rowling offensichtlich suchte, war „Frauen“, worauf sie zusätzlich durch ihre veralbernden Versuche der Begriffsfindung („Wumben? Wimpund? Woomud?“) hindeutete.

Auch im realen Leben wird Quidditch gespielt, wenn auch nicht auf fliegenden Besen.
Auch im realen Leben wird Quidditch gespielt, wenn auch nicht auf fliegenden Besen.
© imago images

Was Rowling dabei völlig übersah: Nicht alle Frauen menstruieren, zum Beispiel trans Frauen nicht. Andererseits sind nicht alle Menschen, die menstruieren, Frauen. Dazu gehören nicht-binären Personen und vor allem trans Männer, was im Zusammenhang mit Gesundheitsfragen wichtig sein kann. Die Gruppe der „menstruierenden Menschen“ kann daher nicht mit „Frauen“ gleichgesetzt werden.

Verbände wollen sich umbenennen

Für Rowlings Äußerungen hagelte es aus der Fan-Community viel Kritik und einige Hauptdarsteller*innen wie Daniel Radcliffe und Emma Watson distanzierten sich von ihr. Nun hat offenbar auch die Sportwelt Konsequenzen gezogen: Wie die „Times“ berichtet wollen die Dachorganisation „US Quidditch“ und die „Major League Quidditch“ ihre Namen ändern, um sich von Rowling und ihren problematischen Aussagen zu distanzieren. Als Alternativen sollen Bezeichnungen wie Quickball oder Quidstrike im Raum stehen.

In Zeiten, in denen trans Personen um ihren Platz im Leistungssport kämpfen müssen und durch diskriminierende Geschlechterkontrollen ihr Geschlecht nachweisen müssen, hat diese Entscheidung selbst in einer kleinen nerdigen Sportart wie Quidditch eine große Bedeutung.

Sie zeigt, dass es möglich ist, sich von der Schöpferin der magischen Welt zu distanzieren; dass es Platz für kritische Lesarten braucht. Und das wäre doch auch im Sinne von Hogwarts-Figur Madame Hooch, die vor Spielanpfiff forderte: „Ich will ein faires und schönes Quidditch!“

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