1:3-Niederlage im Testspiel: Hallescher FC zu stark für Hertha BSC
Neues Jahr, alte Probleme: In Abwesenheit des erkrankten Jos Luhukay unterliegt Hertha BSC dem Drittligisten Hallescher FC im Amateurstadion mit 1:3.
Der Hertha-Fan in Reihe zwei sah sich kurz vor Schluss noch einmal zu einer Klarstellung genötigt. "Dritte Liga!", rief er und wies mit beiden Armen nach rechts. Dann drehte er den Oberkörper nach links und rief: "Erste Liga!" Auf der linken Seite standen die Erstliga-Fußballer von Hertha BSC zum Anstoß bereit, in der anderen Hälfte warteten die Drittligakicker vom Halleschen FC, die gerade 2:1 in Führung gegangen waren. Drei Minuten später traf Selim Aydemir mit seinem zweiten Tor zum 3:1 (1:1)-Endstand für die Gäste aus Halle. Für Hertha BSC begann das Jahr 2015 damit genau so, wie das alte geendet hatte: mit einer Niederlage vor eigenem Publikum.
"Der erste Test ist immer ein bisschen schwierig", sagte Co-Trainer Markus Gellhaus, der seinen erkrankten Chef Jos Luhukay vertrat. "Das Ergebnis ist zweitrangig, aber verlieren wollten wir natürlich nicht." Man sollte solche Testspiele im laufenden Trainingsbetrieb in der Tat nicht nur nach dem Ergebnis beurteilen; im speziellen Fall kommt aber noch eine psychologische Komponente ins Spiel. Das vergangene Jahr hatte für Hertha mit dem 0:5 gegen Hoffenheim einen denkbar schlechten Abschluss gefunden. Herthas Anhänger, von denen immerhin gut 400 zur Mittagszeit eines normalen Arbeitstages ins Amateurstadion gekommen waren, sehnen sich daher nach Zeichen der Hoffnung. Stattdessen bekamen sie die bekannten Schwächen zu sehen, als da wären: Aussetzer in der Defensive und eine weitgehend uninspirierte Offensive. Ronny, der sich gegen Halle über 90 Minuten im zentralen offensiven Mittelfeld probieren durfte, zeigte wieder einmal, dass ihm das Gespür fürs einfache Spiel völlig abgeht.
Ronny war neben dem Japaner Genki Haraguchi, der das zwischenzeitliche 1:1 durch Valentin Stocker vorbereitete, und Torhüter Rune Jarstein der einzige Berliner, der die komplette Spielzeit auf dem Feld blieb. Gellhaus bot alle Spieler auf, die ihm derzeit zur Verfügung stehen. Sogar Christoph Janker, der in dieser Saison noch kein einziges Mal im Kader der Profis gestanden hatte, wurde eine Viertelstunde vor Schluss eingewechselt. Es fehlten die verletzten Per Skjelbred, Roy Beerens, Änis-Ben Hatira, der erkrankte Torhüter Thomas Kraft - und Hany Mukhtar, der den Verein noch vor Rückrundenbeginn verlassen wird. Sein Transfer zu Benfica Lissabon ist laut Hertha allerdings noch nicht fix.
Nur Ronny, Haraguchi und Jarstein spielten bei Hertha durch
"In der ersten Halbzeit haben wir ein gutes Spiel gemacht", sagte Gellhaus. Seine Mannschaft bestimmte gegen den Tabellenzwölften der Dritten Liga das Geschehen und besaß dank Fabian Lustenberger und Jens Hegeler die Hoheit im Mittelfeld. Defensiv ließen die Berliner nichts zu, trotzdem gerieten sie Mitte der ersten Hälfte in Rückstand. Nach einem Tackling von Lustenberger im Strafraum entschied der Schiedsrichter auf Elfmeter für Halle. Torhüter Jarstein parierte den Schuss von Akaki Gogia, auch den zweiten Versuch wehrte er ab, im dritten aber traf Halles Stürmer.
Diese Naivität in entscheidenden Momenten hat Hertha schon in der Hinrunde zu schaffen gemacht; sie führte auch zu den beiden späten Gegentoren in der Schlussphase. Vor dem 1:2 ließ sich Christoph Janker am eigenen Strafraum den Ball stiebitzen, vor dem 1:3 wurde eine Flanke von Tony Schmidt zunächst geblockt, bei dessen zweitem Versuch hatte Herthas Innenverteidiger John Heitinga schon abgeschaltet. Aydemir stand in der Mitte völlig frei.
Hertha BSC: Jarstein - Pekarik (46. Ndjeng), Langkamp (62. Heitinga), Brooks (75. Janker), Plattenhardt (46. van den Bergh) - Lustenberger (62. Niemeyer), Hegeler (75. Hosogai) - Harguchi, Ronny, Stocker (62. Schulz) - Schieber (62. Wagner). Zuschauer: 400. Tore: 0:1 Gogia (25.), 1:1 Stocker (42.), 1:2 Aydemir (84.), 1:3 Aydemir (87.).