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Von Robert Lewandowski war in Sevilla nur ganz wenig zu sehen.
© AFP PHOTO / CRISTINA QUICLER

FC Bayern München in der Champions League: Gut ist nicht gut genug

Für große Erfolge in der Champions League müssen die Bayern deutlich mehr zeigen als beim 2:1-Auswärtssieg im Viertelfinalhinspiel beim FC Sevilla.

Das Lächeln ließ höchsten Genuss vermuten. Das Lächeln von Uli Hoeneß, als er die Arena Ramon Sanchez Pizjuan verließ. Der Präsident des FC Bayern schritt an der Seite von Karl-Heinz Rummenigge, dem Vorstandsvorsitzenden, gut gelaunt Richtung Ausgang. Die Mannschaft hatte die Aufgabe im Viertelfinalhinspiel der Champions League erledigt, nicht mit Bravour, aber mit „Coolness“, wie Kapitän Thomas Müller nach dem 2:1-Sieg beim FC Sevilla fand. Es mag sein, dass es den Verantwortlichen am Dienstagabend erst einmal ums reine Ergebnis ging. Rummenigge sprach später beim Mitternachtsbankett im Mannschaftshotel von einem „wunderbaren Sieg und einem tollen Sieg“. Mit dem habe man „das Tor zum Halbfinale weit aufgestoßen“.

Es könnte tatsächlich eine schöne Woche werden für die Münchner, denn am Samstag können sie sich mit einem Sieg beim FC Augsburg auch noch den sechsten Meistertitel in Serie sichern. Während auf dem Bankett alle gelobt und beklatscht wurden, hatten zuvor Spieler und auch Trainer Jupp Heynckes den Auftritt in Andalusien selbstkritisch analysiert. Müller sprach von einem Spiel „mit vielen verschieden Momenten“. Ein paar gute, aber auch einige schlechte, „Dinge, die wir nicht gerne sehen“.

Dazu gehört die Leistung in der ersten Hälfte, als sich die Mannschaft, die drei Tage zuvor Borussia Dortmund mit 6:0 gedemütigt hatte, viele Ballverluste im Aufbauspiel leistete. Damit lud man den laufstarken Gegner zu Kontern ein und kassierte das 0:1 durch Pablo Sarabia. Die eigenen Angriffe wurden umständlich vorgetragen, weil unter anderem, wie Heynckes festgestellt hat, die Ordnung im Mittelfeld fehlte. „Da ist uns nicht viel eingefallen“, gab Joshua Kimmich zu. Dass die Münchner trotzdem noch vor der Pause zum Ausgleich kamen, lag an Jesus Navas, der eine Hereingabe von Franck Ribéry ungeschickt ins eigene Tor lenkte. Manchmal, stellte Müller fest, „braucht man solche Spiele.“ Sie dienen der Einordnung der eigenen Leistungsstärke, aber schärfen auch den Blick für Defizite.

Gegen Sevilla reichte eine durchschnittliche Leistung

Der FC Sevilla war insgesamt kein Gegner, der den Bayern alles abverlangt hätte. Der fünfmalige Europa-League-Sieger ist nicht mehr als eine grundsolide Mannschaft, die nach einer starken ersten Hälfte auch noch physisch abbaute. Deshalb genügte eine durchschnittliche Leistung für den Sieg. Der Auftritt hat den Münchnern aber gezeigt, dass es gegen Manchester City oder Real Madrid knapp werden könnte. „Wenn wir die Champions League gewinnen wollen, müssen wir uns steigern“, weiß Heynckes. Ähnlich selbstkritisch ist Mats Hummels. „Es war gut, es war okay“, sagte der Innenverteidiger. „Aber mit gut und okay“ schaffe man den großen Triumph nicht. Das gelinge nur, „wenn wir in den hoffentlich noch vier Spielen ans Leistungsmaximum kommen“.

Auf der anderen Seite haben die Münchner im Stile einer Spitzenmannschaft die Wende vollzogen und durch Thiago den Siegtreffer erzielt, diesmal mit freundlicher Unterstützung von Sergio Escudero. „Entscheidend ist“, sagte Torhüter Sven Ulreich, „dass wir in der zweiten Halbzeit einen anderes Gesicht des FC Bayern gesehen haben“. Nach zwei Wechseln und einer Pause, in der Heynckes „deutliche Worte gebraucht“ habe. Der früh für den am Knie verletzten Arturo Vidal eingewechselte James Rodriguez setzte spielerische Impulse. Rafinha, der die Position des angeschlagenen, aber vor allem überforderten Juan Bernat übernahm, brachte mehr Stabilität in die Defensive. „Man kann nicht jedes Spiel 90 Minuten perfekt spielen“, weiß Hummels. Aber ab dem Halbfinale ist das dann zwingend notwendig.

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