Leichtathletik-EM in Berlin: Gesa Krause gewinnt Gold, Sprintstaffel holt Bronze
Die Hindernisläuferin Gesa Felicitas Krause verteidigt ihren EM-Titel in Berlin. Auch die deutsche 4x100-Meter-Staffel der Frauen überzeugt.
Letzter Tag bei dieser Leichtathletik-EM, noch einmal die Pobacken zusammenkneifen und durchziehen. Das meinte auch der Norweger Svein Arne Hansen, Präsident des Europäischen Leichtathletik-Verbandes. „Wir sind alle müde, auch wenn es schade ist, dass es vorbei ist.“ Denn: „Das waren die besten Europameisterschaften aller Zeiten.“ Auch auf die Gefahr hin, dass der Norweger dies in zwei Jahren nach den Wettkämpfen in Paris wieder sagen wird: Man mochte ihm kaum widersprechen. „360.000 Zuschauer plus 150.000 am Breitscheidplatz macht etwas mehr als 500.000“, belegte Organisationschef Frank Kowalski die Einschätzung Hansens recht trocken mit Zahlen.
Am Sonntag waren 42.350 Zuschauer ins Berliner Olympiastadion gekommen. Die vielen deutschen Besucher hofften natürlich, dass auch die deutschen Athleten noch einmal die Pobacken zusammenkneifen würden, allen voran die Athletinnen. So sollte es auch kommen: Die Hindernisläuferin Gesa Krause holte Gold, und die 4x100-Meter-Staffel der Frauen gewann Bronze.
Damit haben die deutschen Frauen 13 von 19 Medaillen für Deutschland gewonnen. Es hat sich ein bisschen was gedreht in der deutschen Leichtathletik. Sie ist in der Spitze nicht mehr nur geprägt von ihren voluminösen Männern in den Wurfdisziplinen. Sondern auch von ihren grazilen Sprinterinnen und Springerinnen. Und wie zum Beweis raste zunächst die Frauen-Staffel in ihrem Vorlauf souverän als Erste ins Ziel, während sich bei der Männer-Staffel ein Drama abspielte.
Konstanze Klosterhalfen zeigte eine starke Leistung über 5000 Meter
Nächster Programmpunkt – es ging wie schon die Abende zuvor Schlag auf Schlag – war der 5000-Meter-Lauf der Frauen. Beobachter trauten Konstanze Klosterhalfen eine Medaille zu. Für die EM hatte sich die 21-Jährige vorgenommen, taktisch klüger zu laufen als im vergangen Jahr bei der WM in London. Deshalb lief Klosterhalfen im Olympiastadion nie von der Spitze weg. Am Ende aber konnte sie den Besten nicht folgen. Es siegte die für die Niederlande startende Äthiopierin Sifan Hassan (14:46,12 Minuten) vor der Britin Eilish Mc Colgan und der Türkin Yasemin Can. Klosterhalfen kam als Fünfte ins Ziel (15:03,73), rückte später aber noch auf den vierten Platz vor. Denn die eigentlich Viertplatzierte Lonah Chemtai Salpeter hatte sich schon eine Runde vor dem Ende des Rennens im Ziel gesehen und freute sich über die Silbermedaille, ehe ihr jemand bedeutete, dass noch eine Runde zu laufen sei. Salpeter brach ab, lief kurz darauf weiter und dann auf Rang vier ein - doch sie wurde disqualifiziert.
Das große Drama ist auch Krause geläufig. Die Hindernisläuferin war im Vorjahr bei der WM als eine der Favoritinnen ins Rennen gegangen. Sie stürzte jedoch wegen der Unachtsamkeit einer Konkurrentin. So etwas sollte dieses Mal nicht passieren. Das tat es auch nicht. Krause heftete sich lange an die Fersen der Schweizerin Fabienne Schlumpf. In der letzten Runde aber zog sie unnachahmlich davon und gewann in 9:19,90 Minuten den Lauf. Schlumpf wurde Zweite (9:22,29), auf Rang drei lief die Norwegerin Karoline Grovdal ins Ziel (9:24,46).
Wie schon tags zuvor konnten sich die vielen polnischen Zuschauer über Medaillen durch Athleten ihres Landes freuen. Die Hammerwerferin Anita Wlodarczyk holte mit einer Weite von 78,94 Metern Gold, ihre Landsfrau Joanna Fiodorow gewann die Bronzemedaille. Silber ging an Alexandra Tavernier aus Frankreich. Auch im Stabhochsprung hielten die Polen dank Piotr Lisek mit. Doch seine 5,90 Meter reichten nicht. In einem fantastischen Wettbewerb siegte der Schwede Armand Duplantis mit übersprungenen 6,05 Metern, Zweiter wurde der Russe Timur Morgunow (sechs Meter) vor Renaud Lavillenie aus Frankreich (5,95).
Der letzte große EM-Höhepunkt aus deutscher Sicht war schließlich das Finale der 4x100-Meter-Staffel der Frauen. Die deutschen Athletinnen Lisa-Marie Kwayie aus Berlin, Gina Lückenkemper (Leverkusen), Tatjana Pinto (Paderborn) und Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge) hielten dem Druck stand und am Ende liefen sie hinter Großbritannien (41,88 Sekunden) und den Niederlanden (42,15) als drittschnellste Staffel ins Ziel (42,23). Es war ein passendes Ende dieser EM, der bekanntlich besten aller Zeiten.