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Weiter hoch, immer weiter. Alex King (M.) und Bayerns Basketballer wollen den erfolgreichen Fußballern nacheifern.
© Jens Büttner/dpa

Basketball-Play-offs Alba gegen Bayern: Für Uli Hoeneß ist das Glas halbvoll

Bayern München will im Basketball nicht nur Alba Berlin, sondern bald auch Europas Top-Teams schlagen. Wie das gelingen soll, steht auch schon fest.

Rückblende. Es ist der 23. September 2010 und Uli Hoeneß, damals noch unbescholtener Präsident des FC Bayern München, steht in der zur Basketballarena umfunktionierten Eishalle am Münchner Olympiazentrum. Er hat richtig schlechte Laune. Vielleicht tut er auch nur so, wie es manchmal seine Art ist. Für ihn sei das Glas immer halb voll und nie halb leer, faucht er einen Reporter an. „So habe ich es weit gebracht im Leben.“ Dann dreht er sich beleidigt vom Pulk der Presseleute ab und verschwindet. Einer der Reporter hatte es gewagt zu fragen, ob er, Uli Hoeneß, das Projekt Basketball auch dann noch unterstütze, wenn die Zuschauer fernblieben.

Die Basketballabteilung des Fußball-Rekordmeisters spielt zu diesem Zeitpunkt in der Zweiten Liga. Doch Hoeneß hat den Geldbeutel aufgemacht, auf dem Parkett steht eine Mannschaft mit Nationalspielern und dem hoch dekorierten Trainer Dirk Bauermann. Hoeneß will durchstarten mit dem Basketball beim FC Bayern.

Knapp acht Jahre später lässt sich sagen: Die Bayern sind durchgestartet, allerdings nicht so, wie sich Hoeneß das vorgestellt hat. Bescheidene zwei Titel sind seit dem erweiterten finanziellen Engagement herausgesprungen. Die Nummer eins im deutschen Basketball war in den vergangenen Jahren klar Bamberg, das vom Autozulieferer Brose einen ähnlich hohen Etat für seine Basketballer aufweist wie ihn die Bayern haben. Der Unterschied zwischen Bamberg und Bayern ist einfach, dass sich die Franken in vielen Bereichen geschickter anstellen. Das ist ungewohnt für einen Klub, der sich vor allem durch seine Erfolge, durch das in der Sportwelt berüchtigte Bayern-Gen definiert.

Wildcard für die Euroleague ab der Saison 2019/20

In dieser Saison aber schwächelte der große Rivale aus Franken. Deswegen darf, soll, muss es diese Saison klappen mit der Deutschen Meisterschaft. Und die Vorzeichen sind gut. In der Best-of-five-Serie gegen Alba Berlin steht es 1:1, die Münchner aber haben, sollte es zu fünf Duellen kommen, ein Heimspiel mehr. Das nächste findet bereits an diesem Sonntag um 18.30 Uhr in der Rudi-Sedlmayer-Halle statt.

Für viele ist der Basketball beim FC Bayern München unmittelbar mit dem Namen Uli Hoeneß verknüpft. Dabei hat Basketball beim Fußball-Rekordmeister eine weitreichende und zudem erfolgreiche Vergangenheit. Der Klub gewann 1954 und 1955 die Deutsche Meisterschaft. Doch mit Beginn der Amtszeit von Fritz Scherer als Präsident Mitte der Achtzigerjahre legte der Verein den Fokus im Spitzensport voll auf den Fußball. Von Scherer ist folgender Satz überliefert: „Neben der Fußballabteilung gibt es keinen Profisport beim FC Bayern.“

Basketball fiel also unten durch – und Manager Uli Hoeneß schaute zu. „Es stimmt, dass wir den Basketball lange stiefmütterlich behandelt haben“, sagte er vor wenigen Tagen dem Tagesspiegel. „Die Sache war aber auch, dass ich, als ich Vorstand der Fußball-AG war, nichts unternehmen konnte. Die Beschlusslage war, dass die AG keine andere Sportart subventionieren darf, wie das noch heute der Fall ist.“

Hoeneß, der früher selbst ein passionierter Basketballer war, hat ambitionierte Pläne mit der Basketballabteilung des Klubs. Perspektivisch dürfte es ihm nicht mehr darum gehen, die Bamberger oder Berliner hinter sich zu lassen. Er will international angreifen, und zwar im hochwertigsten Wettbewerb: der Euroleague. Die Bayern haben sich ab der Spielzeit 2019/20 für zwei Jahre eine Wildcard für eine Teilnahme an der Euroleague gesichert.

Wenn alles perfekt läuft, dann kann schon Ende 2020 in der neuen Großsporthalle am Olympiapark mit einem Fassungsvermögen von rund 10 000 Zuschauern gespielt werden. In Kürze soll mit dem Bau begonnen werden. Dann soll das Projekt erst richtig durch die Decke gehen. Die Frage wird sein, ob sich so viele Zuschauer dafür begeistern können. Uli Hoeneß braucht man das sicher nicht zu fragen. Für ihn ist das Glas wieder halb voll.

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