Basketball Play-Offs: Alba gegen Bayern: Die "schönste Rivalität" Deutschlands
Alba Shooting Guard Akeem Vargas stand bereits 2014 mit seiner Mannschaft im Finale gegen Bayern München – diesmal möchte er den Titel gewinnen.
Basketball ist auch immer ein bisschen Show. Provokante Sprüche, bewusste Rempler, böse Blicke – gehört alles dazu. Auch Akeem Vargas ist in dieser Hinsicht kein Kind von Traurigkeit. Wenn Albas dienstältester Profi allerdings über das Duell mit Bayern München um die deutsche Meisterschaft spricht, dann braucht es keine Show, keinen Trash Talk. "Bayern gegen Alba ist die schönste Rivalität, die es aktuell in Deutschland gibt", sagt Vargas. "Ich mag es, wenn es aggressiv und hitzig wird."
Im ersten Spiel der Finalserie, das Alba am Sonntag in München gewann, blieb es verglichen mit früheren Aufeinandertreffen geradezu ruhig. Nur unmittelbar nach der Schlusssirene gab es etwas Stress um Joshiko Saibou, weil der Berliner noch einen Korb erzielte, nachdem die Münchner bereits aufgehört hatten zu spielen.
Die Rivalität zwischen Alba und Bayern ist noch relativ jung. Die Münchner kehrten erst vor sieben Jahren in die Bundesliga zurück und das diesjährige Finale ist die fünfte Play-off-Serie zwischen beiden Teams. Bisher haben sich stets die Bayern durchgesetzt, die sportlich durch die enorme finanzielle Zugkraft der Fußballabteilung innerhalb kürzester Zeit an Alba vorbeigezogen sind.
Nun kämpfen beide Teams zum zweiten Mal im direkten Duell um die Meisterschaft – und kämpfen war im Finale 2014 durchaus wörtlich zu nehmen. In Reihen der Münchner stehen damals viele ehemalige Alba-Spieler, es gibt Diskussionen um die Schiedsrichterleistungen, beide Klubs greifen sich verbal an und auch auf den Tribünen wird es hitzig. Die Bayern siegen letztlich 3:1 und holen ihren ersten Titel seit 1955 ausgerechnet in Berlin, wo sie von den Alba-Fans gnadenlos ausgepfiffen werden. „Das gehört alles dazu“, sagt Vargas.
Der letzte verbliebene Spieler
Der 28-jährige Shooting Guard ist bei den Berlinern der einzige Spieler, der schon damals dabei war und einige Erinnerungen von 2014 sind bei ihm noch sehr präsent. "Die zwei ganz wilden Dreier von Bryce Taylor direkt vor unserer Bank mit ablaufender Wurfuhr und die Verbeugung von Heiko Schaffartzik, das waren emotionale Momente, die man nicht vergisst", sagt Vargas. Taylor und der gebürtige Berliner Schaffartzik hatten zuvor bei Alba gespielt und besonders der deutsche Guard wurde für die Fans zur Zielscheibe ihrer Wut.
Die Rivalität zwischen Alba und Bayern flammte auch danach immer wieder auf. "Das sind besondere Spiele", sagt Vargas. "2016 holen wir den Pokal in München, dieses Jahr haben wir ihn eigentlich 37 Minuten sicher und am Ende klauen ihn uns die Bayern noch."
Auch beim Auswärtssieg in München im März wurde es hitzig. Saibou und der ehemalige Berliner Reggie Redding wurden nach einem vom Münchner ausgelösten Handgemenge disqualifiziert und gesperrt. "Das macht so eine Rivalität aus", sagt Vargas.
Dass es aktuell eine Neuauflage des Finales von 2014 gibt, freut besonders Vargas, der die damalige Niederlage noch im Hinterkopf hat. "Es war immer mein Ziel, mit Alba eine Meisterschaft zu gewinnen. Ich hatte das Glück, gleich in meinem ersten Jahr ins Finale zu kommen, aber jetzt musste ich vier Jahre auf die nächste Chance warten", sagt Vargas. "Von daher ist das Feuer, das in mir lodert, noch eine Ecke stärker als sonst."
Die Mannschaften haben sich verändert
Große sportliche Überschneidungen gibt es allerdings nicht mehr. Bei München steht kein einziger Spieler aus den 2014er Finals mehr im Team, dafür mit Alex King und Reggie Redding aber zwei damalige Berliner. Auch der Basketball beider Mannschaften habe sich deutlich verändert. "Wir haben damals sehr physisch, sehr defensivorientiert gespielt", erinnert sich Vargas. "Jetzt spielen wir viel schneller, mit vielen Freiheiten und nicht so strukturiert."
Schon vor dem Auswärtssieg im ersten Spiel war sich Vargas sicher, dass Alba in der Serie der Favorit ist. "Die Bayern haben ihre Waffen, aber ich denke, wir haben mehr Waffen und sind die bessere Mannschaft. Unser schneller, unberechenbarer Spielstil liegt den Bayern nicht."
Beim Duell Erster gegen Zweiter der Hauptrunde ist es nicht überraschend, dass Vargas die Paarung als Traumfinale sieht. "Ich habe mir Bayern gewünscht, Basketball-Deutschland hat genau das richtige Finale bekommen", sagt Vargas.
Zwei Siege fehlen noch, um dem richtigen Endspiel auch das richtige Ergebnis hinzuzufügen – zumindest aus Vargas’ Sicht. "Die Berliner Fans warten seit zehn Jahren darauf, dass wir mal wieder die Meisterschaft holen und wenn das gegen die Bayern passiert, hätte das noch mal einen süßeren Geschmack."