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John Anthony Brooks (r.) muss sich darauf einstellen, dass es in Mainz zur Sache geht.
© dpa

Auswärtsspiel bei Mainz 05: Für Hertha BSC wird’s ungemütlich

Hertha BSC trifft in Mainz erneut auf einen Gegner, für den es um die sportliche Existenz geht - und muss dabei auf wichtige Spieler verzichten.

Hertha BSC belegt aktuell den vorletzten Tabellenplatz, dahinter rangiert nur noch der Hamburger SV. Es ist natürlich nicht die reale Bundesligatabelle. Es ist eher eine statistische Spielerei: Man addiere die Platzierungen aller Mannschaften, gegen die die 18 Bundesligisten in dieser Saison noch antreten müssen, und errechne daraus das arithmetische Mittel. Die letzten sechs Gegner Herthas sind im Schnitt Zwölfter. Nur der HSV hat mit Widersachern, die durchschnittlich Vierzehnter sind, das noch leichtere Restprogramm. Aber ist das wirklich so?

Nachdem der Berliner Fußball-Bundesligist am Sonntag den Tabellensechzehnten FC Augsburg empfangen hat, spielt er an diesem Samstag beim Fünfzehnten Mainz 05, ehe in der kommenden Woche der Vierzehnte Wolfsburg im Olympiastadion gastiert. Drei Abstiegskandidaten hintereinander, auf den ersten Blick also eine Serie von überschaubarem Schwierigkeitsgrad. Doch Herthas Manager Michael Preetz sagt: „Es ist gefährlich.“ Erschwerend kommt für Hertha BSC hinzu, dass nicht nur Valentin Stocker mit muskulären Probleme fehlt, sondern auch Niklas Stark. Wegen einer Überlastungsreaktion im rechten Fuß fällt er bis auf weiteres aus.

Die Saison ist jetzt in eine Phase eingetreten, in der es schon mal vogelwild wird. „Am Ende der Saison will jede Mannschaft unbedingt gewinnen. Das macht es schwierig“, sagt Herthas Offensivspieler Salomon Kalou. Die Dinge spitzen sich zu – gerade im Abstiegskampf. Die Mainzer zum Beispiel haben zuletzt fünf Mal hintereinander verloren, ihre Tendenz zeigt unzweifelhaft nach unten. Vielleicht macht gerade das sie gefährlich.

Eine Frage der Mentalität

Neben der fußballerischen Qualität spielt im Saisonendspurt auch die Mentalität eine wichtige Rolle. Und was treibt eine Mannschaft mehr an: die Aussicht, im kommenden Jahr in der Europa League gegen Qäbälä zu spielen, oder die Sorge um die sportliche Existenz? Herthas Defensivspieler Stark kennt den Abstiegskampf aus seiner Zeit beim 1. FC Nürnberg. „Da gibt man nicht auf, auch wenn du in Rückstand gerätst“, sagt er.

Hertha hat die Situation selbst schon erlebt – als Opfer und als Täter. In der vergangenen Saison haben die Berliner in der Rückrunde gegen die Abstiegskandidaten Hoffenheim und Darmstadt verloren, dazu gegen den abgeschlagenen Letzten Hannover zu Hause nur unentschieden gespielt; andererseits haben sie in ihrer Abstiegssaison 2009/10 beim damaligen Champions-League-Teilnehmer Wolfsburg 5:1 gewonnen. „Gegen Ende einer Spielzeit ist es immer so, dass Mannschaften, die hinten drin stehen, mit allem, was sie haben, um ihre Existenz kämpfen und zusätzliche Kräfte mobilisieren“, sagt Manager Preetz. „Eins ist mal klar, vom aktuellen Tabellenstand der Mainzer sollte sich keiner blenden lassen.“

Mainz muss punkten

Herthas Trainer Pal Dardai erwartet „eine Mannschaft, die alles bewegt, um die Punkte zu Hause zu halten“. In Mainz macht sich gerade eine Jetzt-erst-recht-Stimmung breit. Eine Abordnung der Ultras ist nach England gereist, um die 05-Legende Jürgen Klopp um Beistand zu ersuchen. Der Trainer des FC Liverpool hat zur Motivation eine alte Zaunfahne mitgegeben und eine Videobotschaft ans Volk gesprochen. Der Kartenverkauf für die Begegnung gegen Hertha hat in den vergangenen Tagen deutlich angezogen. „Wir haben den Glauben, dass wir das Ding drehen“, sagt Trainer Martin Schmidt.

Pal Dardai ahnt schon, was seine Spieler in Mainz erwarten wird. Im Training hat er versucht, sie auf diese Herausforderungen vorzubereiten: Mainz wird vermutlich mit Macht auf Sieg spielen und die Gäste zurückdrängen, die dann ihrerseits auf Konter lauern können – Dardai hat daher Überzahlsituationen (drei Angreifer gegen zwei Verteidiger) üben lassen. Die Mainzer werden sich vermutlich mit Verve in die Zweikämpfe stürzen und den Berlinern wenig Raum gewähren – Dardai hat im Training zwölf gegen zwölf spielen lassen, mit maximal zwei Ballkontakten und auf deutlich verkleinertem Feld.

Auch wenn es für die Berliner ungemütlich werden könnte: Das Spiel gegen Augsburg hat gezeigt, dass auch unangenehme Gegner beherrschbar sind. Dem FCA war deutlich anzumerken, dass ihn die schwierige Situation nicht etwa beflügelt, sondern regelrecht gelähmt hat – weil Hertha getan hat, was in einer solchen Situation zu tun ist. „Du darfst den Gegner nicht aufbauen“, sagt Pal Dardai. „Du musst ihn unsicher machen.“ Noch unsicherer.

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