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Valentin Stocker ist Herthas drittbester Torschütze in dieser Saison.
© Soeren Stache/dpa

Nach dem Spiel gegen Augsburg: Valentin Stocker ist für Hertha BSC wieder wichtig

Mit einem Tor und einer Vorlage gegen Augsburg beweist Valentin Stocker seinen Wert. Der vielseitige Schweizer ist Herthas 12. Mann.

Valentin Stocker machte sich noch mal hübsch, bevor er vor die Fernsehkameras trat. Obwohl vermutlich nur sein Oberkörper im Bild sein würde, zuppelte er sein rechtes Hosenbein zurecht, so dass der fleischfarbene Verband um seinen Oberschenkel verschwand. Musste ja nicht jeder sehen, dass es ihn erwischt hatte. „Die medizinische Abteilung wird es schon wieder hinkriegen“, sagte der Schweizer später zu seiner Verletzung. Am Tag nach dem 2:0 von Hertha BSC gegen den FC Augsburg stieg Stocker gemeinsam mit den Kollegen zur Regeneration aufs Fahrrad; weiteren Einsätzen im Schlussspurt um einen Europapokalplatz sollte nichts im Wege stehen.

Es ist noch nicht lange her, da hätte Stockers Gesundheitszustand die Öffentlichkeit allenfalls am Rande interessiert. Plötzlich aber ist der Schweizer, der morgen 28 wird, wieder wichtig. Zuletzt stand er zwei Mal hintereinander in der Startelf. Schon bei der Niederlage in Mönchengladbach hatte er es ordentlich gemacht, gegen Augsburg nun belohnte er sich in Form einer Vorlage zum 1:0 von John Anthony Brooks und durch das Tor zum 2:0-Endstand. „Alles, was mit Scorerpunkten zu tun hat, ist seine Stärke“, sagte Trainer Pal Dardai. „Er hat eine Nase dafür, da zu sein, wo es wehtut.“

Die Zahlen geben Herthas Trainer Recht. Mit vier Toren ist Stocker der beste Torschütze des Berliner Fußball-Bundesligisten hinter Vedad Ibisevic und Salomon Kalou – und das, obwohl er in nicht mal der Hälfte der Saisonspiele (13 von 28) in der Startelf stand. Bevor er in Mönchengladbach in die Mannschaft zurückkehrte, war er sechs Mal überhaupt nicht berücksichtigt worden. In der aktuellen Saisonphase aber könnte er zu so etwas wie Herthas 12. Mann werden – zu jenem Spieler, der immer dann zum Einsatz kommt, wenn in der Offensive jemand ausfällt. Und irgendeiner fehlt immer. In Mönchengladbach war es der gesperrte Ibisevic, am kommenden Samstag gegen Mainz 05 wird es Vladimir Darida sein, der gegen Augsburg seine fünfte Gelbe Karte sah.

Stockers Zukunft ist ungewiss

Stocker kann in der vorletzten Reihe auf allen drei Positionen spielen, links, rechts oder als Zehner hinter der Spitze. Doch wie in so vielen Fällen ist die Vielseitigkeit nicht nur sein Plus, sondern auch sein Nachteil – weil er alle Positionen zwar ausfüllen kann, aber auf keiner herausragend ist. Für die Außenpositionen zum Beispiel ist er Herthas Trainerteam nicht dynamisch genug. Warum Stocker nicht recht vom Fleck zu kommen scheint, ist selbst den Experten ein Rätsel. Er verfügt über eine gute Sprungtechnik, was in der Regel ein Indiz für eine gewisse Schnelligkeit ist. Vermutlich ist der Laufstil Stockers Manko.

Für einen Spielmacher wiederum ist der Schweizer seinem Trainer nicht ballsicher genug. „Sein Passspiel muss er verbessern“, hat Dardai vorige Woche gesagt. Im Training, beim Futsal oder bei Übungen auf engem Raum, habe er einen richtig guten Ballbesitz, so müsse Stocker das auch in den Spielen hinbekommen. Auch gegen Augsburg hatte er von allen vier Offensivspielern bei den Berlinern mit 61 Prozent die schlechteste Passquote. Dafür war er an den beiden entscheidenden Situationen beteiligt – auch wenn seine Vorlage eher ein verunglückter Torschuss war und er den Ball bei seinem Treffer nur noch über die Linie drücken musste. „Trotzdem muss man erst mal da sein“, sagte Dardai. „Er ist intelligent, kann das Spiel lesen.“

Vor zwei Jahren, als der Ungar neu im Amt war, hat Hertha enorm von diesen Fähigkeiten profitiert. Die Berliner kämpften gegen den Abstieg, und dass sie diesen Kampf am Ende knapp gewannen, lag unter anderem an den drei Toren und fünf Vorlagen, die Valentin Stocker im Auslauf der Saison noch gelangen. Rainer Widmayer, Dardais Assistent, hat es einmal sehr prägnant zusammengefasst: „Er hat uns damals den Arsch gerettet.“

Bei Hertha haben sie das nicht vergessen und deswegen fast schon ein schlechtes Gewissen gehabt, als sich in der vergangenen Saison für Stocker kein Platz finden ließ. Und so bleibt die Frage, wie es für den Schweizer Nationalspieler weitergehen wird. Bis 2018 läuft sein Vertrag bei Hertha. Wechselt er im Sommer, um in der Saison vor der Weltmeisterschaft regelmäßig zum Spielen zu kommen? Oder greift er bei Hertha noch mal an, verlängert er gar bei den Berlinern, die beim Einzug in den Europapokal zwingend einen breiteren Kader benötigten? „Wir wissen, was wir an ihm haben“, sagt Pal Dardai. „Jedes Mal, wenn er gespielt hat, hat er gute Leistungen gebracht.“

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