EHF-Pokal: Füchse Berlin stehen im Finale
Die Füchse Berlin besiegen im Halbfinale des EHF-Cups St. Raphael 35:24 und treffen nun im Endspiel auf Göppingen.
Nach etwa 45 Minuten verstaute Co-Trainer Max Rinderle die Taktiktafel sicher unter seinem Stuhl. Das gute Stück brauchte ohnehin kein Mensch mehr, eingehende Instruktionen oder vorbereitende Maßnahmen waren ebenso wenig von Nöten. Dafür spielten die Füchse Berlin am Samstagabend im Halbfinale des EHF-Pokals gegen den französischen Vertreter St. Raphael viel zu dominant und selbstsicher. „Ich bin selten zufrieden, aber heute habe ich meiner Mannschaft gratuliert“, sagte Trainer Velimir Petkovic nach dem ebenso souveränen wie überraschend deutlichen 34:25 (17:10)-Sieg.
„Das war eine der besten Leistungen meiner Mannschaft in dieser Saison.“ Als Lohn wartet am Sonntag (17 Uhr, Livestream bei rbb-online.de) die zweite EHF-Cup-Finalteilnahme der Vereinsgeschichte auf die Berliner. Im Endspiel bekommen sie es dann mit einem alten Bekannten aus der Handball-Bundesliga und Petkovics langjährigem Arbeitgeber zu tun, mit Frisch Auf Göppingen. Der Gastgeber des Final Fours hatte sich im ersten Halbfinale des Tages mit 33:29 (16:14) gegen den leicht favorisierten SC Magdeburg durchgesetzt.
Selbst einige Minuten nach dem Abpfiff konnten die Füchse-Spieler noch nicht so recht glauben, wie sie das französische Spitzenteam aus St. Raphael beherrscht und aus der mit 5000 Zuschauern besetzten und stimmungsvollen Halle geschossen hatten. „Bei uns hat heute einfach alles funktioniert, das war überragend in allen Mannschaftsteilen“, sagte Spielmacher Petar Nenadic, „jetzt wollen wir am Sonntag natürlich den nächsten Schritt machen.“
Nenadic spielte trotz doppeltem Bänderriss
Zur allgemeinen Überraschung lief Nenadic von der ersten Minute an und vermutlich vollgepumpt mit Schmerztabletten auf, weil er sich erst vor sechs Tagen einen doppelten Bänderriss im linken Sprunggelenk zugezogen hatte. Zwar bestimmte der Serbe das Spiel zunächst nicht so, wie man es von ihm gewohnt ist – vor allem im Abschluss hielt sich Nenadic auffällig zurück und erzielte die für seine Verhältnisse fast schon lächerliche Ausbeute von drei Treffern bei sechs Versuchen. Dafür verlieh der Regisseur dem Spiel seiner Mannschaft merklich Struktur und Sicherheit. „Er hat seine Nebenleute hervorragend eingesetzt“, lobte Petkovic.
Allerdings verdienten sich die Berliner die Endspiel-Teilnahme vor allem mit einer glänzenden Defensivleistung in Kombination mit außergewöhnlichen Einzelleistungen. Silvio Heinevetter bestätigte auch im Europapokal-Halbfinale seine bestechende Form der letzten Wochen und Monate, am Ende der Partie wies die Statistik 17 Paraden des deutschen Nationaltorhüters aus – ein starker Wert, zumal Heinevetter die Schlussphase gemütlich von der Ersatzbank aus verfolgen durfte. Einen ähnlich guten Tag wie der Keeper hatte in einer geschlossenen Füchse-Mannschaft Rechtsaußen Hans Lindberg erwischt, der zwölf Treffer bei 13 Versuchen beisteuerte. Das bedeutete sogleich einen Rekord: Vor dem Dänen war es bisher keinem Spieler gelungen, im Halbfinale des EHF-Pokals mehr als zehn Tore zu erzielen.
St. Raphael konnte nur sieben Minuten mithalten
Dank Heinevetters Paraden und Lindbergs Coolness im Abschluss setzten sich die Berliner schnell ab, die Franzosen konnten lediglich sechs, sieben Minuten mithalten, bis zum 4:4. Dann zogen die Füchse so richtig an und folgerichtig davon: Nach 20 Minuten und einem Treffer von Lindberg, wem auch sonst, betrug der Vorsprung erstmals fünf Treffer. Selbst von der Roten Karte gegen Linksaußen Bjarki Mar Elisson ließen sich die Füchse nicht aus der Bahn werfen, im Gegenteil. Bis zur Pause bauten sie ihre Führung auf 17:10 aus.
„Wir wussten, dass sieben Tore Vorsprung zur Halbzeit nicht viel zu bedeuten haben“, erzählte Lindberg später und bezog sich auf die ersten beiden Duelle gegen St. Raphael in dieser Saison. Im Hinspiel der Gruppenphase hatten die Füchse sogar mit acht Treffern gegen die Franzosen geführt, am Ende retteten sie das Polster nur knapp über die Zeit. „Diesen Fehler haben wir diesmal nicht gemacht, wir waren die ganze Zeit hellwach“, analysierte Lindberg. Angesichts des gewaltigen Vorsprungs durfte sich Coach Petkovic sogar den Luxus erlauben, einigen Stammspielern in der Schlussphase Pausen einzuräumen – eine Entscheidung, die sich im Finale am Sonntag womöglich auszahlen könnte.